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Soundgarden: Die 10 wichtigsten Meilensteine der Seattle-Rocker

Soundgarden waren eine echte Naturgewalt. Die nach einer Klangskulptur in ihrer Heimatstadt Seattle benannte Band hatte mit Chris Cornell (1964-2017) nicht nur einen absoluten Ausnahme-Frontmann. Auch seine Mitstreiter – Gitarrist Kim Thayil und Bassist Ben Shepherd, der zusammen mit Drummer Matt Cameron eine der druckvollsten Rhythmussektionen der Musikgeschichte bildete – hatten das Zeug, den Lauf der Rockgeschichte zu verändern: Obwohl ihr Name für immer und ewig mit dem Grunge-Genre verbunden sein wird, sind ihre größten Hits absolut zeitlos, denn sie funktionieren jenseits von Schubladen, Trends und Modeerscheinungen.


Wir haben zehn Klassiker zusammengestellt, die sehr gut zeigen, weshalb  Soundgarden  inzwischen zu den größten Bands der Rockgeschichte zählen. 

10: Burden In My Hand (Down On The Upside, 1996)

Auf ihrem eher experimentellen Down On The Upside-Album bewiesen Soundgarden gleich mehrfach, dass ihre größten Songs weit über das hinausgingen, was in jenen Tagen als Grunge definiert wurde. Das vielleicht deutlichste Beispiel ist Burden In My Hand, in dessen Verlauf die Band mühelos zwischen druckvollen Strophen à la Led Zeppelin III und einem Refrain wechselt, der auf den ersten Blick viel zu euphorisch klingt („Out in the sunshine/the sun is mine“) – bis einem klar wird, dass es im Text um einen Mann geht, der seine Freundin umbringt und sie in der Wüste zurücklässt. Gitarrist Kim Thayil hat Burden In My Hand einst als „eine Art Hey Joe der Neunziger“ bezeichnet. Und der durchaus radiotaugliche Einschlag bugsierte die Single sogar in die britischen Top-40.


9: Pretty Noose (Down On The Upside, 1996)

Die erste Single von Down On The Upside, das wuchtige Pretty Noose aus der Feder von Mr. Cornell, handelt, wie Videoregisseur Frank Kozik es später formulierte, von „so einem typischen Fall von falsche Freundin angelacht“. Auch nach gut 20 Jahren kann man sich dem Sog der Wah-Wah-Gitarren unmöglich entziehen, die diesen UK-Top-20-Hit, der 1997 auch für einen Grammy nominiert werden sollte, so eindringlich machen.


8: The Day I Tried To Live (Superunknown, 1994)

Genau wie weite Teile des dazugehörigen Superunknown-Albums handelt auch das eher kantige Stück The Day I Tried To Live von Depression und Entfremdung – dabei ist gerade dieser Songtext sehr oft falsch interpretiert worden. Komponiert hatte Cornell das Stück nämlich in einem Moment, als er den Entschluss fasste, mehr Zeit mit Freunden zu verbringen, etwas gegen seinen Hang zur Abgeschiedenheit zu unternehmen. Auch deshalb dürfte die Zeile „One more time around might do it“ aus dem Refrain dieser Hymne zu den optimistischsten und lebensbejahendsten Passagen im Backkatalog der Band gelten.


7: Blow Up The Outside World (Down On The Upside, 1996)

Noch so ein Highlight von Down On The Upside: Der Titel Blow Up The Outside World lässt zwar ein vernichtend-nihilistisches Stück à la Jesus Christ Pose erwarten. Allerdings wird der Frust, der in Cornells Worten gewiss seinen Platz hat, von der ganzen Soul-Wucht seiner Stimme aufgefangen, und der Überdruss, den diese Ballade zum Ausdruck bringt, ist hier insgesamt so perfekt dosiert und so dezent verpackt, dass man fast schon Vergleiche zu den Beatles ziehen muss.


6: Jesus Christ Pose (Badmotorfinger, 1991)

Kim Thayil hat diesen Song einst treffend als „einen durchgeknallten Autounfall“ bezeichnet, und tatsächlich geben Soundgarden für Jesus Christ Pose so viel Gas, dass man zwischenzeitlich glaubt, aus der Kurve zu fliegen. Cameron und Shepherd legen sich jedoch mächtig ins Zeug, damit die Sache nicht entgleist, während Thayil ein Gitarreninferno nach dem anderen absetzt. Messianisch und provokant gibt sich Cornell am Mikrofon – „Thorns and shroud, like it’s the coming of the Lord“ –, wenn er sich über den Verfolgungswahn von gottgleichen Superstars auslässt. Noch kontroverser diskutiert wurde nur der dazugehörige Promo-Clip, in dem eine Gekreuzigte zu sehen war – was für MTV genügte, um den Song gleich ganz aus dem Programm zu nehmen. Als halsbrecherischer Schlussstrich unter die eigene Überheblichkeit ist Jesus Christ Pose das wahrscheinlich krasseste, explosivste Statement ihrer Karriere.


5: Spoonman (Superunknown, 1994)

Allein die Idee, dass ein Rocksong, der in der um einen Ganzton tiefer gestimmten Dropped-D-Stimmung geschrieben ist und dazu auch noch in einem bizarren 7/4-Takt daherkommt, die Charts erobern sollte, klingt fast schon absurd. Doch so kam es, als Soundgarden mit Spoonman die erste Single ihres 1994 veröffentlichten Albums Superunknown vom Stapel ließen. Ihre Verneigung vor dem gleichnamigen Straßenkünstler Artis The Spoonman, der für die Aufnahme auch sein „Löffel-Solo“ beisteuern durfte, war alles andere als ein klassischer Singlekandidat – aber sie lagen goldrichtig damit: In den US-Mainstream-Rockcharts kletterte der Song bis auf die #3, dazu gab’s 1995 einen Grammy.


4: Outshined (Badmotorfinger, 1991)

Gestrickt um ein echtes Paraderiff von Thayil, zählt Outshined zu den absoluten Klassikern der Grunge-Ära, denn das Stück klingt auch 28 Jahre später noch immer genauso umwerfend wie damals. Die zweite Single von Badmotorfinger, mit der Soundgarden auch in den USA ihren ersten Hit landen sollten, war einerseits hart und heavy, aber eben auch wahnsinnig eingängig. Gewürzt mit einer Prise Selbstironie à la Cornell – allein die Zeile „I’m lookin’ California and feelin’ Minnesota“ –, hat Outshined wirklich alles, was eine Single zeitlos macht.


3: Fell On Black Days (Superunknown, 1994)

Ein grüblerisches Stück, das sich direkt im Gehörgang festsetzt: Fell On Black Days vom Superunknown-Album ist ein sicherer Top-3-Kandidat für jedes Soundgarden-Ranking. Wie so viele ihrer Songs, ist auch dieser Titel in einer ungewöhnlichen Taktart geschrieben (hier sind es 6/4), aber Matt Cameron spielt seinen Part dermaßen gradlinig, dass es gar nicht so sehr ins Gewicht fällt. Auch inhaltlich redet Cornell kein bisschen um den heißen Brei herum, sondern verpackt das Thema Depression in Zeilen, mit denen man sich leicht identifizieren kann – „Just when every day seemed to greet me with a smile/Sunspots have faded and now I’m doing time“, verdunkelt sich seine Weltsicht –, was den Song noch bezwingender macht. Genau genommen klingt Fell On Black Days heute kein bisschen weniger umwerfend als vor einem Vierteljahrhundert.


2: Rusty Cage (Badmotorfinger, 1991)

Zwischen schnell-hypnotischen Grooves, die fast schon in Richtung Krautrock gehen, und dem Nachdruck von Black Sabbath oszilliert der Eröffnungstrack von Badmotorfinger, der hinterher auch als dritte Single ausgekoppelt werden und viele, viele Menschen via MTV erreichen sollte. Kaum weniger bekannt ist die dramatische Coverversion, die Johnny Cash für sein Unchained-Album einspielen sollte: Die mit Produzent Rick Rubin aufgenommene Neuinterpretation des großen „Man in Black“ wurde sogar für einen Grammy nominiert.


1: Black Hole Sun (Superunknown, 1994)

Dieser Song ist ihr Markenzeichen, ihr Meisterwerk, ihr Vermächtnis: Black Hole Sun. Eine gedrosselte Ballade, umspült von psychedelischen Elementen, überzogen mit Beatles-artigen Einlagen (Thayils Gitarre, die hier aus einem Leslie-Lautsprecher zu uns spricht), sollte sich dieser Song sage und schreibe sieben Wochen lang an der Spitze der US-Mainstream-Rock-Charts halten. Für Soundgarden begann mit dieser Single eine neue Ära: Immerhin verkaufte sich das dazugehörige Superunknown-Album knapp 10 Millionen Mal und machte die Band aus Seattle zu einer der größten Gruppen der Rockgeschichte.