Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 22.9.1969.
von Victoria Schaffrath und Christof Leim
Mit einem Cover, das schwer an ein Wanted-Plakat aus dem wilden Westen erinnert, schicken The Band am 22. September 1969 mit ihrem gleichnamigen Album den Nachfolger zu Music From Big Pink ins Rennen. Der Langspieler lässt Konkurrenz wie Dylan und die Byrds alt aussehen und setzt bis heute Maßstäbe im Roots Rock. Schauen wir uns an, was die Platte ausmacht.
Hört euch hier die besten Songs von The Band an:
Das Jahr 1969 kann man getrost als eines der aufregendsten der Musikgeschichte bezeichnen. Creedence Clearwater Revival hauen gleich drei Hochkaräter raus, Led Zeppelin feiern mit ihren ersten beiden Alben ihren Einstand und die Beatles setzen sich mit Abbey Road das vorletzte Denkmal. Kurz gesagt: Die Liste ist lang und Herausstechen schwierig.
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Anfänge & Dylan
Genau das gelingt jedoch der kanadisch-amerikanischen Combo The Band. Den Start legen sie noch als instrumentale Unterstützung von Künstlern wie Ronnie Hawkins oder Bob Dylan hin, doch bald haben Rick Danko, Garth Hudson, Richard Manuel, Robbie Robertson und Levon Helm es satt, nur „die Band“ zu sein. Der Name des Projekts übersteht nicht als einziges Überbleibsel die Supportexistenz, auch Mentor und Ex-Chef Dylan begleitet das Quintett weiterhin. Mit ihm entstehen 1967 die Basement Tapes, Grundlage für das Debüt Music From Big Pink aus dem folgenden Jahr. Dylan selbst inspirieren die Roots-lastigen Aufnahmen zu John Wesley Harding.
Aufnahmen & Stil
Den Südstaaten-Regler stellt die Gruppe für das Album The Band dann endgültig auf elf. Vom Cover, das beinahe nach Saloon anmutet, über die Themenwahl der einzelnen Songs bedient man sich an Vergangenem, wirkt jedoch stets glaubwürdig. Das gelingt den Musikern vor allem durch das schiere Handwerk, das sie mitbringen: Gerade in Vergessenheit geratene Instrumente wie die Fidel, Mandoline oder das Akkordeon beherrschen sie derart souverän, dass an der Authentizität der Musik keine Zweifel aufkommen können.
Besonders bei Songs wie der Bürgerkriegs-Weise The Night They Drove Old Dixie Down brilliert The Band mit Unterstützung von Produzent John Simon, der sie schon von Big Pink kennt. Abgesehen von der ungewöhnlichen Instrumentierung verabreichen gerade die Stimmen der Musik eine ordentliche Portion Gänsehaut und berichten von den Gräueln des Krieges, als wären sie dabei gewesen. God bless Americana! Auch mit der 6/4-Nummer Jawbone und dem mächtigen King Harvest (Has Surely Come) bleibt man beim historischen Unterton. Songwriter Robbie Robertson kommentiert den Sound, der bewusst wenig mit dem damals gängigen Hard Rock gemein hat, später wie folgt: „Wir rebellierten gegen die Rebellion.“
Retro und stolz drauf: The Band.Erfolg & Bedeutung
In den amerikanischen Charts schafft es die Single Rag Mama Rag gerade mal auf Platz 57, das Album an sich geht jedoch nicht an der Öffentlichkeit vorbei und beschert The Band Platz neun. Für den Rolling Stone gehört The Band sogar in die Top 50 der besten Alben aller Zeiten. Die Bedeutung für den Country-Rock der Siebziger erkennt auch die amerikanische National Recording Registry und nimmt es 2009 in ihre Datenbank auf. Dicht gefolgt von Stage Fright und Rock Of Ages bleibt The Band bis heute die erfolgreichste Platte der Gruppe.