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Foto: Julian Yewdall/Getty Images

Protest in zwei Minuten: Die erste The-Clash-Single „White Riot“

Wie wichtig The Clash für die Entwicklung des Punk waren, müssen wir an dieser Stelle wohl niemandem erzählen. Widmen wir uns also lieber den Anfangstagen der britischen Gruppe — bis zur Veröffentlichung ihrer ersten Single White Riot am 18. März 1977.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch das The-Clash-Debüt anhören:

4. Juli 1976: Während die USA ihren 200. Independence Day feiern, geht in England der Punk ab. The Clash geben an jenem Abend in Sheffield ihr Live-Debüt, anschließend betreten die Sex Pistols die Bühne. Wenige Stunden später besuchen beide Bands in London ein Konzert der Ramones. Nach der Show geraten The-Clash-Bassist Paul Simonon und Jean-Jacques Burnel von den Stranglers aneinander, es kommt zu einem Handgemenge. Zwei Tage danach geben auch The Damned ihre Bühnenpremiere. Nietengürtel und Dosenbier erobern das Vereinigte Königreich im Sturm — und The Clash stehen mittendrin. Doch Manager Bernard Rhodes ist mit der Live-Show seiner vier Schützlinge noch nicht zufrieden und schickt The Clash erstmal wieder in den Proberaum.

Besetzungswechsel und der erste Plattenvertrag

Erst am 29. August 1976 steht die Band wieder auf der Bühne und eröffnet erneut für die Sex Pistols, diesmal gemeinsam mit den Buzzcocks. Wenig später schmeißen The Clash ihren Lead-Gitarristen Keith Levene raus; Mick Jones übernimmt den Posten und gibt die Rhythmusgitarre an Sänger Joe Strummer ab. (1978 gründen Levene und Sex-Pistols-Frontmann John Lydon übrigens gemeinsam die Gruppe Public Image Ltd.) The Clash befinden sich noch in der Sortierphase, auch Drummer Terry Chimes muss zwischendurch für einige Wochen seinen Hut nehmen. Anfang 1977 kehrt er noch einmal zurück, am 25. Januar unterschreibt die Gruppe ihren ersten Plattenvertrag. „An dem Tag, an dem The Clash bei CBS unterschrieben haben, ist der Punk gestorben“, pöbelt Fanzine-Macher Mark Perry über den Deal. Später ändert er seine Meinung.

White Riot: Die erste Single von The Clash

„Alles, was ich über The Clash gesagt habe, ist Blödsinn“, schreibt Perry nur kurz nach seiner Kritik in seinem Magazin Sniffin’ Glue. „Sie sind momentan die wichtigste Gruppe der Welt. Ich glaube komplett an sie.“ Der Auslöser des Sinneswandels: die erste Clash-Single White Riot. Der Song dauert gerade einmal eine Minute und 56 Sekunden, doch die Briten sagen darin alles, was sie sagen möchten. Klassenunterschiede, Rassismus: The Clash rechnen in ihrer ersten professionellen Aufnahme mit allem ab, was ihnen unter anderem bei den Aufständen beim Notting Hill Carnival von 1976 aufstößt.

Einige Menschen verstehen das Stück miss und werfen der Band vor, dass der Text von White Riot rassistisch sei, doch im Dezember 1976 stellt Strummer in einem Interview mit dem New Musical Express klar: „Er ist nicht rassistisch! Er ist kein bisschen rassistisch!“ Strummer sei es vor allem darum gegangen, weiße Jugendliche dazu aufzurufen, sich zur Wehr zu setzen, genau wie es die Jugend der Schwarzen mache.

The Clash legen gerade erst los

Nur einen Monat nach ihrer ersten Single veröffentlichen The Clash ihr gleichnamiges Debütalbum, natürlich inklusive White Riot. Bis heute zählt der Song zu den großen Klassikern des Punk. Viele namhafte Bands covern die Nummer, zum Beispiel Anti-Flag, Rise Against, Audioslave, die Dropkick Murphys und Rage Against The Machine. 2003 landet das Stück mehr als 25 Jahre nach seiner Veröffentlichung im Soundtrack des Skateboard-Videospiels Tony Hawk’s Underground.

Für The Clash markiert White Riot nicht das Ende der Fahnenstange, sondern den Beginn eines jahrelangen Protests. Ihren Höhepunkt erreichen die Briten nur zwei Jahre später mit ihrem dritten Album London Calling, doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte.

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