Für Iron Maiden markiert der 22. März 1982 ein Datum des Wandels: An jenem Tag veröffentlichen die britischen Heavy-Metal-Legenden ihr drittes Album The Number Of The Beast. Darauf stellen sie ihren neuen Frontmann Bruce Dickinson zum ersten Mal in Albumlänge vor und verabschieden sich von Schlagzeuger Clive Burr, für den es sich um die letzte Platte mit Maiden handelt. Zum ersten Mal erreichen die Engländer die Spitze der britischen Charts; in den USA gelingt die erste Platzierung in der Top 40. Iron Maiden erobern und definieren die schwermetallische Szene im Sturm. Doch auf dem Weg nach oben ecken die Musiker auch an — vor allem in der Welt der Gottesfurcht.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch The Number Of The Beast von Iron Maiden anhören:
„Its number is six hundred and sixty-six“ — bei dieser biblischen Spoken-Word-Zeile aus dem Titeltrack des dritten Iron-Maiden-Albums The Number Of The Beast läuft wohl jedem Heavy-Metal-Fan ein kalter Schauer über den Rücken. (Die Stimme hinter dem Gänsehaut-Intro gehörte übrigens dem britischen Schauspieler Barry Clayton, der am 30. Dezember 2011 mit 80 Jahren starb.) Einige US-amerikanische religiöse Gemeinschaften finden allerdings weniger Gefallen an der Nummer. „Satanismus!“, lautet der Vorwurf. „Quatsch!“, entgegnet Komponist Steve Harris. Der Song orientiere sich vor allem an einem Alptraum, den er nach dem Film Damien — Omen 2 gehabt habe.
Davon wollen die konservativen Kritiker*innen in den USA nichts wissen und gehen sogar so weit, dass sie sich zu Sammelzerstörungen treffen, bei denen sie Iron-Maiden-Platten verbrennen. Einige Teilnehmer*innen verzichten lieber auf die Zündelei und bearbeiten die LPs stattdessen mit dem Hammer — aus Sorge, sie könnten durch das Verbrennen von Vinyl schädliche Dämpfe einatmen. Auf der The Beast On The Road-Tour kommt es zu Boykotten und Demonstrationen. „Es war verrückt“, erinnert sich Bassist Steve Harris in dem Buch Iron Maiden: Run To The Hills, The Authorised Biography von Mick Wall. „Sie haben alles komplett falsch verstanden. Sie haben offensichtlich die Texte nicht gelesen. Sie wollten diesen Satanisten-Blödsinn einfach glauben.“ All das wegen ein paar Horror-Lyrics …
Songwriting mit Tiefgang
Nicht nur der Titeltrack auf The Number Of The Beast orientiert sich an einem Horrorstreifen. So lassen sich die Briten für den Song Children Of The Damned zum Beispiel von den Filmen Das Dorf der Verdammten und Die Kinder der Verdammten inspirieren. Für das Lied The Prisoner dient die gleichnamige britische Science-Fiction-Serie von 1967 als Vorlage. Mit Hallowed Be Thy Name schaffen Maiden ein mehr als siebenminütiges Monumentalwerk, in dem es um einen Gefangenen geht, der kurz vor der Hinrichtung steht. Einen besonders großen Hit landet die Band allerdings mit einem Stück, das noch heute auf jede Iron-Maiden-Setlist gehört: Run To The Hills.
Mit der Vorab-Single von The Number Of The Beast landen Iron Maiden zum allerersten Mal in den britischen Top 10 und ebnen damit den Weg für ihre jahrzehntelange Erfolgsgeschichte. Inhaltlich beschäftigen sich die Briten in Run To The Hills mit der Eroberung Amerikas durch die Europäer und später die Amerikaner. Dabei kommt zum einen die Perspektive eines Soldaten der US-Kavallerie zum Tragen, aber auch die Sichtweise eines Stammesangehörigen der Cree. Iron Maiden positionieren sich in dem Song eindeutig zugunsten der amerikanischen Ureinwohner*innen und werfen den westlichen Invasoren unter anderem Vergewaltigung und Versklavung vor.
The Number Of The Beast: ein Album für die Ewigkeit?
Bis heute bleibt The Number Of The Beast nicht nur eins der wichtigsten Werke der Heavy-Metal-Geschichte, sondern auch der große Durchbruch für Iron Maiden. Für den 2013 verstorbene Schlagzeuger Clive Burr markiert die Scheibe leider die letzte Veröffentlichung mit der Gruppe. Schenkt man Bruce Dickinsons Biografie Glauben, liegt das vor allem daran, dass sich Burr und Harris nicht grün waren und es ständig zum Streit kam, sogar auf der Bühne. Für Burr übernahm Nicko McBrain, der bis heute für Iron Maiden trommelt. 14 weitere Studioalben haben die Briten bis dato veröffentlicht, ein Ende ist nicht in Sicht. Vor allem dann nicht, wenn man Frontmann Bruce Dickinson mit seinen über 60 Jahren über die Bühnen der Welt flitzen sieht, als sei er gerade 17 geworden. Hoffen wir, dass es noch lange so bleibt!
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