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Foto: Paul Bergen/Redferns/Getty Images

Vive la France: Die 10 besten Bands und Musiker:innen aus Frankreich

Wenn’s um Frankreich geht, landet man viel zu schnell bei Baguettes und Baskenmützen, bei gestreiften Shirts und seltsam glitschigen Hochgenüssen – sprich: bei all den blöden Klischees, zu denen auch gehört, dass Vertreter:innen der Grande Nation bis heute über wenig bis keine Fremdsprachenkenntnisse verfügen. Das stimmt so natürlich schon lange nicht mehr, wobei unsere Auswahl der besten Bands & Künstler:innen aus Frankreich trotzdem quasi durchweg in Landessprache daherkommt …

1. France Gall

Wer sich nur flüchtig mit France Gall beschäftigt, könnte meinen, sie sei so eine Art One-Album-Wonder, denn die hierzulande noch immer so beliebten Ella, elle l’a und Babacar stammen beide vom gleichnamigen Spätachtziger-Album (Babacar). Dass die Sängerin, deren Stimme unter anderem schon als „metallisch und kraftvoll“ bezeichnet wurde, bereits in den Sixties zur Yéyé-Generation gezählt wurde – quasi das romanistische Pendant zur Beatmusik –, vergessen die meisten. Dabei konnte sie mit dem frühen Hit Poupée de cire, poupée de son sogar den Grand Prix Eurovision im Jahr 1965 gewinnen. 

2. Serge Gainsbourg

Den Grand-Prix-Hit übrigens hatte kein anderer als Serge Gainsbourg komponiert, ganz klar einer der größten Chansonniers aus Frankreich – und dazu einer mit unfassbar vielen Trademarks: Antifrisur, schräge Galgenvogelvisage, unverwechselbarer Bariton, dazu gelebte und zur Schau gestellte Poesie bis ins letzte Detail. Er war nicht nur Musiker und Sänger, sondern auch Autor, Maler, Regisseur (tatsächlich war bis zum 30. Geburtstag die Malerei seine Hauptbeschäftigung). Und natürlich Lover: Erst war da Brigitte Bardot, mit der dieser geniale auteur-compositeur-interprète (franz. für Singer-Songwriter) arbeitete und anbandelte – und schließlich auch Jane Birkin.

3. Daft Punk

Daft Punk hatten von Anfang an viel Rückenwind, seit der Single Aerodynamic (2001) trugen sie dann auch die windschnittigen Helme, um noch mehr Tempo zu machen. Ähnlich wie Warhol, wusste auch das 1993 gegründete und 2021 aufgelöste Duo aus Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter perfekt, wie man Kunst und Kommerz verbindet – siehe Get Lucky, One More Time oder Around The World. Fun Fact: Ihren Namen haben die beiden Franzosen einem frühen Verriss ihrer Musik entnommen. 

4. Christine And The Queens

Schon im Jahr 2021 nahm Chris aka Christine And The Queens, 1988 geboren als Héloïse Letissier in Nantes, männliche Pronomen an, nachdem er sich schon Jahre zuvor als nichtbinär erklärt hatte. Auch musikalisch oszilliert das Werk in Zwischenräumen: Chanson-Einflüsse treffen auf zeitgenössischen Alt-R&B, Pop auf Electro, französische Texte auf englische Zeilen. Wer dafür einen Genrebegriff sucht, kann sich neuerdings beim 2024 absichtlich geleakten fünften Album – neuerdings unter dem Künstlernamen Rahim C Redcar bedienen: Hopecore.

5. Justice

Das französische Duo Justice hat eine ganze Ära geprägt, indem Xavier de Rosnay und Gaspard Augé den Rockfaktor in die Dance-Welt holten. Und obwohl sie damit später auch bei den Grammys abräumen sollten, ging es ihnen immer auch um Live-Action: Nicht umsonst haben sie seit 2007 immer abwechselnd ein Studio- und dann wieder ein Livealbum vorgelegt. Gut 20 Jahre nach der Gründung ist die Chemie zwischen den beiden scheinbar noch immer tadellos – denn angeblich gab es nur ein einziges Detail am 2024 veröffentlichten Hyperdrama-Album, über das Diskussionsbedarf bestand: „diese Bongos auf dem einen Track“.

Frankreich im The Circle Store:

6. Gojira

Die Olympischen Spiele in Paris haben viele französischsprachige Größen im musikalischen Rahmenprogramm gezeigt – und in diesem Rahmen kamen die Leute auch in den Genuss der ersten Metal-Band, die jemals im Schimmer des olympischen Feuers auftreten durfte: Gojira. Auch sonst entspricht die Band aus Bayonne kaum einem Metal-Klischee: Ihre Texte etwa umkreisen oft auch Themen wie Umweltschutz und Spiritualität. Vor allem brechen sie am liebsten Standard-Songformate auf und verbinden Thrash, Progressive, Groove und Death Metal zu ihrem ganz eigenen Sound.

7. Alcest

Das schöne Wort Blackgaze beschreibt die düstere Schnittstelle zwischen (Post) Black Metal und Shoegaze – und diese Zone lotet die 2000 in Avignon gegründete Band Alcest aus. Initiiert von Sänger Stéphane Paut aka Neige, der seine Kindheit größtenteils allein verbracht haben soll, erfinden Alcest genau genommen mit jedem Release neue Klangwelten, was ihnen dennoch regelmäßig Top-Chartplatzierungen auch in Deutschland beschert. Ihren Namen haben die Franzosen übrigens Molières Komödie Der Menschenfeind (1666) entnommen.

8. Air

Der Chillout-Sound der späten Neunziger, der auf Downbeat und, nun ja, „Trip-Hop“ folgen sollte, kam aus Versailles – und versprach eine Moon Safari: So hieß das Album des Pariser Duos Air, mit dem sich Nicolas Godin und Jean-Benoit Dunckel auf Anhieb einen Platz auf den ewigen Bestenlisten sichern sollten. Manche fanden das immer schon zu seicht, die meisten aber feiern noch 25 Jahre später die schwerelosen Klanglandschaften zwischen Electronica und minimalistischem Pop. Tracks wie All I Need und Kelly Watch The Stars funktionieren jedenfalls großartig als Portale in die Neunziger. 

9. Édith Piaf

Als Édith Piaf im Jahr 1935 ihre erste Platte aufnahm, hatte sie schon mehr erlebt als die meisten anderen Menschen: war von ihrer Mutter einfach verlassen und von ihrem Schlangenmensch-Vater doch wieder zu dieser zurückgebracht worden, wäre beinahe erblindet und hatte zahllose Auftritte als Straßenmusikerin hinter sich. Auch eine Tochter hatte sie bekommen – und wieder verloren. Eine harte Schule, die jedoch das Fundament für ihre spätere Weltkarriere bildete. Einer ihrer vielen Lover, ein Radrennprofi, hat mal über sie gesagt: „Zwei Tage und zwei Nächte mit der Piaf sind anstrengender als eine Etappe der Tour de France.“

10. Stromae

Na gut, wir schummeln ein bisschen, denn zu guter Letzt darf auch ein Artist aus dem französischsprachigen Teil Belgiens auf dieser Liste nicht fehlen: Stromae. Zusammen mit ein paar anderen Belgier:innen (Damso, Angèle & Co.) hat der Mann mit dem umgekrempelten Verlan-Namen (basierend auf „Maestro“) die französischsprachige Popwelt in den letzten Jahren auf den Kopf gestellt. Nach dem massiven Erfolg von Alors On Danse hatte sich Paul von Haver, wie der Brüsseler eigentlich heißt, zurückgezogen: psychische Probleme. Vor allem dafür bekannt, harte Themen in eingängigen Songs zu verstecken, gelang ihm 2022 ein medialer XL-Coup, als er eine Interviewfrage kurzerhand mit einer Live-Performance des Songs L’enfer beantwortete.

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