Hier nehmen wir uns mal ein paar Minuten Zeit und prüfen gängige Klischees und Falschannahmen in der Musikwelt... Einfach, weil wir es können bzw. einfach, weil es so viel mehr Vorurteile gibt als alle Beatles, Rolling Stones und Queen-Singles zusammenaddiert (lies: sehr viele). Wir nehmen uns also ein Genre oder einen Künstler und schauen wie stichhaltig die gemeinhin als richtig wahrgenommenen Annahmen sind.
Hört euch hier das Dr. Dre Album 2001 an und lest weiter:
Dr. Dre ist eine Legende. Als Teil von N.W.A. fabrizierte er wütenden Gangster-Rap straight outta Compton, produzierte im Anschluss Hymnen für 2Pac und Snoop Dogg, nur um sich kurz darauf als Solokünstler mit Songs wie Still D.R.E. oder The Next Episode ein eigenes Denkmal zu setzen. In den Jahren darauf wurde es ruhiger um den Tausendsassa von der Westküste. Das ewig angekündigte Album Detox verkam zum Treppenwitz und erschien nie. Die Folge: Andre Young widmete sich anderen Geschäftszweigen und investierte in Kopfhörer, ehe er sich 2015 mit dem Album Compton eindrucksvoll zurückmeldete. Wir haben ein paar Fakten der Karriere des 52-jährigen auf den Prüfstand gestellt.
1. Früh übt sich...
Die ersten Platten legt Dr. Dre auf, als er gerade einmal vier Jahre alt war – und zwar bei den Hauspartys seiner Mutter Verna Young. Jahre später gründete Dre gemeinsam mit DJ Yella und Michel'le die Gruppe World Class Wreckin’ Crew und produzierte elektronische Funk- und Disco-Songs. Wegen nicht bezahlten Strafzetteln wandert Dre ins Gefängnis. Ein gewisser Eazy-E zahlt die Kaution. Der Deal: Dafür soll Dre dessen erste Single Boyz In The Hood produzieren - der Anfang von Dr. Dres Karriere im Rap-Geschäft.
2. Warren G ist sein Stiefbruder
Mit seinem musikalischen Talent ist Dr. Dre in seiner Familie nicht der Einzige. Auch sein Stiefbruder verfolgte schon früh eine Karriere als Sänger. Die Mitglieder seiner Crew 213: Nate Dogg und vor allem auch ein gewisser Snoop Doggy Dogg. Nach dem Dre ein Tape mit der Musik von 213 gehört hatte, lud er seinen Stiefbruder ins Studio ein und bald darauf arbeitete man an ersten Songs für Dres Debütalbum The Chronic.
https://giphy.com/gifs/gangsta-ice-cube-nwa-B7u9wmzQ0hCUw3. Die Dre-Methode
Die erste Stimme, die man auf The Chronic hörte, war mitnichten die von Dr. Dre selbst, sondern stammte von Snoop Dogg. Als Dre später dessen Album Doggystyle produzierte, war es nicht Snoop Dogg, der das Album eröffnete, sondern Lady of Rage. Wie die Rapperin in einem Interview erklärte, hatte diese Reihenfolge einen triftigen Grund: Die Alben, die er zu der Zeit produzierte, genossen eine große Aufmerksamkeit seitens der Öffentlichkeit. In dem er noch unbekannten Künstlern die Möglichkeit bot, die Platten zu eröffnen, musste man sich zwangsläufig auch mit den Newcomern auseinandersetzen...
4. Das besondere Verhältnis zu Eminem
Jimmi Iovine ist derjenige, der Dr. Dre auf Eminem hinweist. Als der das erste Mal einen Song von Marshall Mathers hört, ist er komplett begeistert und will sofort mit ihm arbeiten – und ist geschockt, als er plötzlich einem weißen Rapper gegenübersteht. Aber schon in der ersten gemeinsamen Session entstehen vier Songs, die es allesamt auf Eminems Debütalbum schaffen. Dank Dr. Dre fängt Eminem bald auch an, mit seiner Stimme zu experimentieren und in der Gesangskabine richtig aus sich herauszugehen. „Ich erinnere mich, wie ich den Chorus von Role Model ins Mikrofon geschriehen habe und mein Hals tat schon ganz weh. Aber Dre meinte: ‚Noch mal. Mach es noch mal!’“
5. Sein Vermögen
Dr. Dre verdient sein Geld längst nicht mehr nur mit Musik. Genaugenommen hat er sogar mehr mit dem Verkauf seiner Kopfhörermarke Beats by Dr. Dre an Apple verdient. Das Vermögen des Produzenten wird aktuell auf sage und schreibe über 700 Millionen Dollar geschätzt. Aber anstatt die Kohle auf den Kopf zu hauen, stellt Dr. Dre damit ziemlich sinnvolle Dinge an. Im Mai 2013 spendeten er und Geschäftspartner Jimmy Iovine 70 Millionen Dollar an die selbstgegründete Jimmy Iovine und Andre Young Akademie für Künstle, Technologie und Unternehmensinnovation. Auch die Einnahmen seines letzten Albums Compton spendete Dr. Dre in Gänze an eine Einrichtung in seiner Heimatstadt, die Künstler fördert.