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Weezers „Blue Album“ wird 30: Die richtige Band zur richtigen Zeit

Am 10. Mai 1994 erschien das selbstbetitelte Studioalbum von Weezer – besser bekannt unter dem Namen Blue Album. Dass der Indie-Klassiker zu einem Erfolg werden würde, glaubte am Anfang keiner.
von Markus Brandstetter

Als Weezer ihr blaues Album veröffentlichten, war die Band etwa zwei Jahre alt. So richtig auf Erfolg standen die Zeichen nicht, Grunge war allgegenwärtig und die Resonanz auf die Band um Frontmann Rivers Cuomo hielt sich anfangs eher in Grenzen. Die Gruppe ließ sich nicht beirren und machte ein Demo – The Kitchen Tape. Aufgenommen auf einem 8-Spur-Recorder waren acht Stücke zu hören: Auf dem Demo befanden sich die Songs Thief, You’ve Taken All That Was Me, My Name Is Jonas, Let’s Sew Our Pants Together, Undone, Paperface, Say It Ain’t So, Only in Dreams und The World Has Turned. Eines dieser Demos – es wurde bislang nie offiziell veröffentlicht – bekam DGC in die Hände, ein zu Geffen Records gehörendes Majorlabel. Den Verantwortlichen gefiel, was sie hörten, und man nahm Weezer unter Vertrag.

Albumproduktion in New York

Weezer hatten also grünes Licht für eine Albumproduktion und durften sich einen Produzenten aussuchen. Die Wahl fiel auf Ric Ocasek von der Gruppe Cars. Zwischen August und September 1993 nahm man im New Yorker Electric Ladyland Studio auf. Reibungslos verliefen die Aufnahmen nicht – während der Produktion trennte man sich von Gitarrist Jason Cropper und ersetzte ihn durch Brian Bell. Als die Platte draußen war, passierte erstmal gar nichts. „Man ging davon aus, dass die Leute sagen würden: ‘Wer?’ und über die Dreistigkeit einer neuen Band lachen würden, die ein Debütalbum bei einem Major-Label herausbringt, ohne Fanbasis, ohne Singleauskopplung, ohne alles“, erinnert sich Karl Koch – seines Zeichens Webmaster, Weezer-Archivar und inoffizielles fünftes Bandmitglied – im Rahmen des Jubiläums.

Kein Erfolg für das Debüt

Nur 90 Exemplare gingen in der ersten Woche über die Ladentheke – und das Publikum ließ sich auch live nicht immer blicken. Weezer aber blieben beharrlich, tourten weiter – und irgendwann entdeckte eine Radiostation die Band für sich und gab dem Song Undone Airplay. Das löste einen Schneeballeffekt aus. Mehr und mehr Radio-DJs nahmen das Album in ihre Rotation, MTV wurde auf die Gruppe aufmerksam, die Band bekam Support-Slots für größere Acts angeboten und wurde immer bekannter.

Gesangsharmonien, 60er-Vibes, angezerrte E-Gitarren, viele starke Melodien. Schrullig, aber nachvollziehbar, ein bisschen Surf, viel Ironie. Die Musik machte Spaß, musste nicht zwingend von den Existenzängsten durchzogen sein, wie es die Grunge-Bands vormachten. Das Album, „voll von schrägem Humor, dichten kulturellen Anspielungen und geradezu gigantischen Hooks, führte den Alt-Rock in eine auffallend neue Richtung“, schrieb Pitchfork. Das Blue Album war ein frischer Wind in der Rockszene.

Drei Singles

Drei Singles warf das blaue Album ab: Undone – The Sweater Song, Buddy Holly und Say It Ain’t So. Im Interview mit Guitar World erinnert sich Cuomo, dass der Sound des Blue Albums den der Band zu jenen Tagen eigentlich gar nicht so wirklich repräsentierte: „Das ist nicht wirklich das, was wir waren, als wir in den Clubs spielten. Wir waren viel rauer und aggressiver – wir wollten nicht diese polierte Major-Label-Alt-Rock-Band sein. Also haben wir den Spieß umgedreht und das nächste Album selbst produziert, und das entsprach vielmehr dem, was wir dachten, was Weezer sein sollte.“ Weezer wurden zu den Liebkindern des Indie-Rocks – und die Welt wartete gespannt auf ihr Nachfolgeralbum. Zwei Jahre später erschien Pinkerton – und verstörte alle. Aber das ist eine andere Geschichte.

Eins steht fest: Weezer kamen mit ihrem Debütalbum zur richtigen Zeit. Sie boten denen eine Identifikationsfläche, die die Grunge-Bands zwar gut fanden, aber sich selbst nicht in Cobain & Co. sahen. Sie waren unverschämt melodisch und nerdy – und beeinflussten eine ganze Generation an neuen Bands. Weezer selbst feiern den runden Geburtstag ihres großartigen Albums nicht nur mit jeder Menge Liveshows – sondern veröffentlichen auch die Demo-Songs erstmals offiziell.

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