Heutzutage sind wir in allen Bereichen unseres Lebens umgeben von Dingen und Ereignissen, die das Potential haben, große Veränderungen herbeizuführen. Aber es gab eine Zeit, als die Leute davon noch keine Ahnung hatten – bis am 1. Juni 1967 Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band die Bühne betrat. Es war das achte Studioalbum der Beatles und für die Musikwelt stellte es einen solchen Einschnitt dar. Vor der Veröffentlichung von Sgt. Pepper unterlagen Longplayer ganz klar der Kontrolle von Plattenfirmen, die am besten zu wissen meinten, was die Fans wollten und wann.
Hört euch hier Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band an:
Der Entstehungsprozess zu Sgt. Pepper begann etwas über sechs Monate zuvor, am 20. November 1966, als die Beatles anfingen, im Abbey Road Studio Two an zwei Songs zu arbeiten, die ihrem Empfinden nach perfekt für die nächste LP geeignet waren. Es handelte sich um das von John Lennon geschriebene Strawberry Fields Forever, welches von einem Ort in Liverpool inspiriert war, und als Gegenpart dazu ein Song von Paul McCartney, der sich ebenfalls auf eine Straße in seiner Heimatstadt bezog – Penny Lane.
Im Dezember setzte die Band die Arbeit an Strawberry Fields Forever fort und machte Aufnahmen für When I’m Sixty-Four, welches ebenfalls für das neue Album gedacht war. Zwei Tage vor Silvester öffneten sich die Mikros zum ersten Mal für Penny Lane. Fast drei Wochen später war der Track fertig und da die letzte Singleveröffentlichung der Beatles, Yellow Submarine/Eleanor Rigby, Anfang August 1966 war, drängte EMI Music dringend auf einen Nachfolger. 196 Tage später, am 17. Februar 1967, erschien Penny Lane/Strawberry Fields. Das war die längste Wartezeit zwischen zwei Singles seit Beginn ihrer Karriere.
Im Januar gingen die Aufnahmen für das neue Album weiter und zwar mit der ersten von einer ganzen Reihe von Sessions für A Day In The Life. Am 1. Februar wurde einer von Pauls Songs in Angriff genommen. Er hieß Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band. Jetzt hatte die neue LP einen Namen und ein loses Konzept, um einen Auftritt einer fiktiven Band.
Als die neue Single in die Läden kam, waren die Beatles mit Good Morning Good Morning, Fixing a Hole, Only A Northern Song (ein Song von George Harrison, den er ursprünglich für das Album vorgeschlagen hatte) und Being For The Benefit of Mr Kite beschäftigt. Parallel zu der Studioarbeit drehte die Band auch die bahnbrechenden Videos zu Penny Lane und Strawberry Fields Forever.
Während der nächsten zwei Monate arbeitete die Band unermüdlich weiter an den letzten Songs für Sgt. Pepper – With a Little Help From My Friends, Lucy In The Sky with Diamonds, Getting Better, She’s Leaving Home, Within You Without You und Lovely Rita. Am 21. April wurde das Album fertiggestellt. Insgesamt hatten die Beatles, George Martin und ihr Engineer Geoff Emerick 700 Stunden in diese Platte investiert.
Die investierte Zeit allein garantiert natürlich weder Kreativität noch ein großartiges Ergebnis, aber hier hat sich jede Sekunde gelohnt. Und das sagen nicht nur wir: Professor Kevin J Dettmar schreibt in der Oxford Encyclopedia Of British Literature, Sgt. Pepper sei “das wichtigste und einflussreichste Rock‘n‘Roll-Album aller Zeiten”. Und, auch, wenn wir alle wissen, dass Bestenlisten nicht zu hoch bewertet werden dürfen, soll nicht unerwähnt bleiben, dass das Rolling Stone Magazine Sgt. Pepper auf Platz 1 seiner 500 Greatest Albums of All Time sieht.
https://www.udiscover-music.de/popkultur/eine-welt-ohne-die-beatles-10-dinge-die-heute-anders-warenUnd doch, es hätte alles ganz anders kommen können. Als der Winter 1967 in den letzten Zügen lag, war die britische Presse voll mit Bemerkungen und Schlagzeilen a la “Ist die Blase geplatzt?” und “Die Beatles schaffen es nicht an die Spitze”, nur weil Penny Lane und Strawberry Fields Forever auf Platz 2 der britischen Singlecharts stehengeblieben waren. Manager Brian Epstein bestand darauf, dass keiner der beiden Songs auf das Album kam. George Martin nannte es später den “größten Fehler meiner beruflichen Laufbahn”.
Warum hatte das Album so eine einschneidende Wirkung?
Das lag unter anderem an der beispiellos langen Zeit, die die Band mit dem Album im Studio verbrachte und an den neuen Techniken, die die Ingenieure in der Abbey Road entwickelt hatten, um den Beatles spannende, neue Möglichkeiten an die Hand zu geben, die über das bekannte Vierspurverfahren hinausgingen. Dazu kam der Flanger, Vari-Speed, die Tatsache, dass beim Mastern nicht die üblichen Pausen zwischen den Tracks gelassen wurden und der Einsatz von Crossfades bei einigen Tracks; nicht zu vergessen Peter Blakes Artwork, das so viele Assoziationen an die Zeit hervorruft, die Texte, die dem Klappcover beilagen, und natürlich die fantastischen und hervorragend gespielten Songs!
Sgt. Pepper’s war das erste Beatles-Album, das auf der ganzen Welt zur gleichen Zeit und sogar in Großbritannien und den USA mit exakt dem gleichen Tracklisting erschien. In den britischen Charts stieg das Album direkt auf Platz 1 ein, hielt sich dort ganze 22 Wochen und wurde zum Soundtrack des Summer Of Love. Natürlich erreichte Sgt. Pepper auch in den USA und vielen anderen Ländern die Spitze der Charts.
Und seit diesem Zeitpunkt war die Rock- und Popwelt nicht mehr dieselbe…
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