Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 12.12.1943.
von Timon Menge und Christof Leim
Bei den Allman Brothers bildet Dickey Betts zusammen mit Duane Allman eine legendäre Doppelspitze an der Gitarre. Mithilfe perfekt aufeinander abgestimmter Harmonien und der Kontrapunktlehre beweisen sie, dass es Alternativen zur klassischen Unterteilung in Rhythmus- und Lead-Instrument gibt. Ihre mehrstimmige Musik verändert die Rockwelt für immer. Am 12. Dezember feiert Dickey Betts Geburtstag.
Hört hier in die besten Stücke der Allman Brothers Band rein:
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Die Allman Brothers Band gehört zu den einflussreichsten Rockbands der Siebziger. Die Gruppe legt nicht nur den Grundstein für ein neues Genre namens Southern Rock, sondern tourt auch unermüdlich durch die Staaten und spielt sich in die Herzen eines Publikums, das während der ausgehenden Sechziger die Freiheit entdeckt. Besonders prägend: Das Gitarren-Doppelgespann aus Duane Allman und Dickey Betts.
Betts wächst in einer musikbegeisterten Familie auf, Musikrichtungen wie Bluegrass, Country und Western Swing prägen seinen Alltag. Bereits im Alter von fünf Jahren nimmt er zum ersten Mal eine Ukulele in die Hand, später greift er zu Mandoline, zur Gitarre und zum Banjo. Mit dem Älterwerden begibt er sich auf die Suche nach mehr Rock’n’Roll und findet ihn 1967 bei Bassist Berry Oakley. Gemeinsam gründen die zwei eine Band namens Second Coming.
1969 zieht Duane Allman einen Vertrag mit Phil Walden an Land, der zu jener Zeit gerade Capricorn Records auf die Beine stellt. Walden sieht Allman als Star eines Powertrios, doch die sogenannte Allman Brothers Band wächst in kurzer Zeit auf sechs Mitglieder an. Ebenfalls an Bord: Betts und Oakley.
Allman und Betts entwickeln sich schnell zu einem Gitarren-Dreamteam, spielen im positivsten Sinne des Wortes gegeneinander statt einfach nur miteinander. Am 29. Oktober 1971 stirbt Duane Allman bei einem Motorradunfall. Statt ihn durch einen Neuzugang zu ersetzen, springt Betts für ihn ein, nicht nur an den sechs Saiten: Er engagiert sich auch als Bandleader und Sänger. Eine besondere Herausforderung stellt für ihn das Slide-Gitarrenspiel seines ehemaligen Bandkollegen dar. Nächtelang übt er, um Duanes Passagen zu lernen. Die zweite Gitarre übernimmt Duanes Bruder Gregg.
Aus Betts Feder stammt nicht nur der Song Jessica, inspiriert durch seine gleichnamige Tochter, sondern auch der Allman-Überhit Ramblin’ Man. Die Single erscheint im August 1973 als erste Auskopplung aus Brothers And Sisters, dem vierten Album der Gruppe. Das Stück schlägt ein und entwickelt sich zum ersten und einzigen Top-10-Song der Allman Brothers Band.
1974 veröffentlicht er sein erstes Soloalbum Highway Call. Nachdem sich die Allman Brothers Band 1976 zum ersten Mal auflöst, unternimmt er weitere Alleingänge. 1977 erscheint Dickey Betts & Great Southern, 1978 folgt Atlanta’s Burning Down. Die nächsten Jahre entpuppen sich als wechselhaft: Mal feiert die Allman Brothers Band eine Reunion, mal ist Betts wieder solo unterwegs.
Als er während der Neunziger noch einmal mit der Allman Brothers Band auf Tour geht, wird er bereits mehrfach ersetzt, aus „persönlichen“ Gründen. Im Jahr 2000 suspendieren seine Mitmusiker ihn per Fax und fordern ihn dazu auf clean zu werden. Am 7. Mai 2000 spielt er sein letztes Konzert mit der Gruppe.
Im August 2018 erleidet Betts einen leichten Schlaganfall und muss anstehende Konzerte mit seiner Dickey Betts Band absagen, in der auch sein Sohn Duane spielt. Im September unterzieht er sich einer Operation und ist seitdem auf dem Weg der Besserung. Er hat insgesamt vier Kinder.
Einer der wichtigsten Gitarristen des Southern Rock: Dickey Betts - Credit: Simone Berna