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Zeitsprung: Am 15.2.1969 titelt der Rolling Stone: „Groupies & other girls“.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 15.2.1969."

von Christof Leim

Ende der Sechziger ist die „Counterculture“ in vollem Gange: Gesellschaftliche Zwänge werden abgeschüttelt, Rock’n’Roll regiert. Der Rolling Stone, damals noch ein aufstrebendes Magazin mit erst 27 Ausgaben, veröffentlicht im Februar 1969 eine Titelgeschichte über Groupies – und führt den Begriff damit in den allgemeinen Wortschatz ein. Gemeint sind weibliche Fans, die die Nähe der Bands und meist intime Interaktion mit den Musikern suchen. Ein Phänomen, das in Zeiten von Hippiekultur, freier Liebe und popkulturellem Aufbruch durchaus zum Mythos Rock’n’Roll beiträgt.

Codewörter & Feinheiten

Neu ist das jedoch nicht, schon 1942 hat es Mary McCarthy im Roman The Company She Keeps beschrieben. Gelegentlich wird auch Rolling-Stones-Bassist Bill Wyman die Erfindung des Begriffes während einer Australien-Tour 1965 zugeschrieben, was der jedoch bestreitet – man habe andere „Codenamen“ für weibliche Begleitung benutzt. Led-Zeppelin-Sänger Robert Plant schließlich unterschied explizit zwischen Fans, die auf kurze sexuelle Begegnungen aus waren und tatsächlichen „Groupies“, die für längere Zeiträume mit den Musikern als eine Art Ersatzfreundin oder „road wife“ unterwegs waren.

Im Rolling-Stone-Artikel (hier ein Rückblick) kommen auf fünfzehn Seiten Rockstars wie Frank Zappa, Jimmy Page, Jeff Beck und Jimi Hendrix zu Wort, vor allem aber Groupies wie Cynthia Plaster Caster, die die Vor- und Nachteile dieses Lebens diskutieren. Hinter der Groupie-Kultur und der nicht ganz überraschenden Beobachtung, dass Rock’n’Roll mit Sex zu tun hat, steckt durchaus Befreiung, insbesondere vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Prüderie der Fünfziger und Sechziger.

Vertauschte Rollen erst später

Letztendlich darf und sollen ja alle machen, was sie wollen, solange niemand zu Schaden kommt. Allerdings ist der Umgang von Stars mit Groupies auch häufig von Sexismus und Abwertung geprägt. Weibliche Rockstars gibt es zu Zeiten der besagten Titelgeschichte kaum, sieht man von Heldinnen wie Janis Joplin ab. Das ändert sich mit den Jahren, Frauen gewinnen an Bedeutung in der Rockmusik, nicht erst mit dem Riot-Grrrl-Trend der Neunziger. Deshalb tauchen auch gelegentlich (wenngleich selten) männliche Groupies auf, etwa ein Herr namens Pleather, der Bands wie den Bangles und L7 nachreist.

Manche Groupies werden selber berühmt, Bebe Buell etwa (die Mutter von Liv Tyler) und Pamela Des Barres, die zwei Bücher über diese Subkultur geschrieben hat: I’m With The Band (1977) und Take Another Little Piece of My Heart: A Groupie Grows Up (1993). Legendär sind die „Plaster Casters“, die Gipsabdrücke von den Genitalien der Stars sammeln. Hendrix soll einer der ersten „Kunden“ gewesen sein, Kiss schreiben den Song Plaster Caster darüber. Auch die Eagles dokumentieren einen besonders interessanten Abend in Pretty Maids All In A Row. Frank Zappa geht sogar noch weiter und stellt eine Band aus Groupies zusammen, die GTOs. Die veröffentlichen 1969 ein Album: Permanent Damage.

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