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Hulton Archive/Getty Images

Zeitsprung: Am 2.2.1959 spielt Buddy Holly zum letzten Mal – und stirbt Stunden später.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 2.2.1959.
von Christof Leim

Am 2. Februar 1959 spielt Rock'n'Roll-Pionier Buddy Holly seine letzte Show und kommt wenige Stunden später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Er wird nur 22 Jahre alt. Dies ist die Geschichte des „day the music died“.

Hört euch hier die besten Buddy Holly-Songs an und lest weiter:

Aufregende Zeiten brechen Ende der Fünfziger an in der Welt der Musik. Denn da gibt es diesen ganz neuen Sound, auf den die Teenies abfahren und den die Tugendwacht bescheuert findet – genau wie es sein soll im Rock’n’Roll. Eine zentrale Figur ist der Gitarrist und Sänger Buddy Holly, ein blutjunger Star mit prägenden Songs wie That’ll Be The Day und Peggy Sue. Die sollten später nicht ganz unwichtige Bands wie die Beatles, die Stones und AC/DC maßgeblich beeinflussen.

Im Schulbus durch Eis & Schnee

Die Bedingungen allerdings, unter denen die angesagten Stars der Stunde Anfang des Jahres durch Schnee und Eis unterwegs sind, sehen doch eher bescheiden aus. Die passenderweise Winter Dance Party getaufte Tour mit Buddy Holly, Richie Valens (La Bamba), The Big Bopper, Dion & The Belmonts und Frankie Sardo reist in einem stinknormalen Schulbus. Der bricht öfter mal zusammen und lässt neben grundlegendem Komfort oder gar Schlafstätten vor allem eines vermissen: eine Heizung. Hollys Schlagzeuger Carl Bunch muss sogar die Tour wegen Erfrierungen verlassen.

Am 2. Februar gastiert die Winter Dance Party im Surf Ballroom in Clear Lake, Iowa. Der Eintritt beträgt 1,25 Dollar. Für die Anreise hatte die Reisegruppe wesentlich länger als erwartet gebraucht. Zum nächsten Stop im 800 Meilen entfernten Moorhead, Minnesota würde es locker zehn Stunden dauern. Deshalb entschließt sich Buddy Holly, der damals immerhin mit That’ll Be The Day eine Nummer-eins-Single am Start hat, ein privates Flugzeug zu chartern, eine viersitzige Beechcraft Bonanza. Mitfliegen sollen sein Bassist Waylon Jennings, Gitarrist Tommy Allsup und er selbst. Gleich nach dem letzten Song des Abends kurz vor Mitternacht soll es losgehen. Ritchie Valens will auch mit und wirft eine Münze mit Allsup, der verliert und mit dem verhassten Bus reisen muss. Jennings gibt seinen Platz freiwillig ab an J.P. „The Big Bopper“ Richardson, weil der sich mit einer fetten Grippe plagt.

Gewagter Nachtflug

Die Wetterverhältnisse sind mittelmäßig und sollen im Laufe der Nacht schlimmer werden. Dieser Fakt fehlt jedoch in den Informationen, die der 21-jährige Pilot Roger Peterson standardmäßig erhält. Also hebt er ab, obwohl ihm Erfahrung und Ausbildung fehlen, nur mit den Instrumenten und ohne Sicht zu fliegen. Gegen ein Uhr morgens, kurz nach dem Start, kracht die Maschine in ein Maisfeld nördlich von Mason City. Buddy Holly, Ritchie Valens, The Big Bopper Richardson und der Pilot Peterson sind sofort tot. Erst gegen fünf Uhr wird das Flugzeug als vermisst gemeldet, um 9 Uhr macht sich der Besitzer mit seiner eigenen Maschine auf die Suche und wird schnell fündig. Die Beechcraft wurde komplett zerstört, die drei Musiker aus dem Cockpit geschleudert, wie diese (nicht ganz harmlosen) Bilder von der Unglücksstelle zeigen.

Zeitungsbericht vom Absturz in der Mason City Globe-Gazette.

Mit dem Unglück erlebt die noch junge Rock- und Popgeschichte ihre erste Trägodie, ein Märtyrerkult um Buddy Holly und seine Begleiter entwickelt sich. Noch 1959 schreibt Eddie Cochran als Andenken den Song Three Stars, 1971 landet Don McLean mit American Pie einen Hit und prägt den Begriff „The day the music died“. Verschwörungstheorien lassen da natürlich nicht lange auf sich warten, unter anderem soll Holly mit einer Waffe den Piloten gezwungen haben, das Steuer abzugeben. Auch behauptet der britische Musikproduzent Joe Meek, er habe bei einer Séance 1958 erfahren, dass Buddy Holly an einem 3. Februar sterben würde, hätte ihn trotz vielfältiger Versuche jedoch nicht warnen können. Die offiziellen Untersuchungen ergeben, dass schlechtes Wetter und Fehlverhalten des Piloten zu diesem Unglück geführt haben.

Das Wrack der Beechcraft Bonanza, mit der Buddy Holly, Richie Valens und The Big Bopper unterwegs waren. Credit: Civil Aeronautics Board

Wo ist Buddy Hollys Brille jetzt?

Die Winter Dance Party läuft indes noch zwei Wochen weiter. Dabei übernimmt der spätere Country-Star Waylon Jennings den Gesang von Buddy Holly. „The show must go on“ eben. Die Musik von Holly, Valens und Big Bopper jedenfalls lebt weiter und befeuert eine musikalische Revolution. 1985 fragten Die Ärzte in einem Song: „Wo ist Buddy Hollys Brille jetzt?“ Die Antwort hatte die Welt schon fünf Jahre vorher erfahren: Hollys markante Sehhilfe mit dem schwarzen Rahmen war bei dem Absturz in einer Schneewehe versunken und erst im Frühling nach der Schmelze gefunden worden. Im Büro des Sheriffs wurden sie sorgsam verstaut – und bis 1980 vergessen. Heute ist sie im Buddy Holly Center in seiner Heimatstadt Lubbock, Texas ausgestellt.

By John W. Schulze from Tejas (Buddy's Glasses Uploaded by clusternote) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

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