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Zeitsprung: Am 26.10.1993 sichert sich Michael Jackson ein Patent für „Schrägstandschuhe“.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 26.10.1993.

von Christof Leim

Wer kennt noch das Video zu Smooth Criminal? Darin erzählt Michael Jackson den Song als aufwändig produzierte und synchron durchgetanzte Kurzgeschichte. Eine Einlage fällt besonders auf: Nach etwa sieben Minuten lehnt sich Jackson in einem Winkel von 45 Grad kerzengerade nach vorne. Wie schafft er das, ohne ganz ungalant auf die Nase zu fallen?



Man kann sich natürlich fragen, ob für für den „King of Pop“ immer die gleichen Regeln gelten wie für uns Normalrockende. Doch wir sind ziemlich sicher, dass die Gravitation selbst angesichts solch großartiger Popsongs wie Smooth Criminal keine Ausnahmen macht. Wer also seinen Schwerpunkt so weit nach vorne bewegt und nicht auf Schuhen mit Größe 129 steht, bekommt die gute alte Schwerkraft ziemlich sicher zu spüren.

König der coolen Tanzschritte: Michael Jackson

Für das Smooth Criminal-Filmchen benutzen Michael Jackson und seine Tänzer deshalb ein System aus Seilen und Drähten, die entweder in der Aufnahme nicht zu sehen sind oder nachträglich aus dem Bild entfernt werden. Dahinter steckt nicht wenig Aufwand, also muss für die Konzertbühne eine andere Umsetzung her. Und die sieht so aus:


In der Bühne stecken Stifte, in die sich die Akteure mit speziellen Schuhen einhaken können. Dank dieses Tricks geht der „anti-gravity lean“ schnell und vor allem problemlos auch als Teil einer laufenden Show. Anders formuliert: Die Tänzer klinken sich ein, lehnen sich vermeintlich unmöglich weit nach vorne, klinken sich wieder aus – und tanzen fröhlich weiter. (Anstrengend dürfte das übrigens trotzdem noch sein, denn für die gerade Haltung ist eine ordentliche Körperspannung nötig.) Für diese Technik meldet Michael Jackson mit einigen Partnern ein Patent an, das ihm am 26. Oktober 1993 gewährt wird. Die offizielle Eintragung kann man sich hier ansehen.



Die Nummer bringt er natürlich mit auf Tour. Beim Konzert in München 1997 zum Beispiel lenkt nach dem zweiten Chorus von Smooth Criminal ein Statist mit einer falschen Dynamitstange alle Blick auf sich, während der Chef und seine Tänzer sich im Dunkeln mit den Schuhen einhaken – und den „lean“ durchziehen (genau hier). Das sieht schon verdammt cool aus. Man kann sogar die Kerben in den Schuhe und die Stifte im Bühnenboden erkennen.

Die Inspiration für dieses Kunststück stammt übrigens aus einer Tanznummer von Fred Astaire namens Girl Hunt Ballet aus dem Film The Band Wagon (1953). Jackson schafft damit nicht zum ersten Mal einen sensationellen Tanzschritt: Man denke nur an den „Moonwalk“ von 1983. Wer nun den „anti-gravity lean“ selbst einmal ausprobieren möchte, findet im Netz für ein paar Hundert Dollar sogar die spezielle Fußbekleidung dafür. Ob ihr im Club eures Vertrauens Schrauben in den Boden drehen dürft, müsst ihr aber selber wissen…