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Zeitsprung: Am 26.7.1949 kommt Roger Taylor von Queen zur Welt.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 26.7.1949.

von Victoria Schaffrath und Christof Leim

Welthits wie Radio Ga Ga und A Kind Of Magic stammen aus seiner Feder, seine „Galileos“ und das langgezogene „for meee“ in Bohemian Rhapsody läuten einen der geilsten Momente des Rock ein. Schlagzeug spielt er übrigens auch. Doch Roger Taylor will mehr als nur Queen: Wir schauen zu seinem Geburtstag am 26. Juli auf das gesamte Werk des Drummers.

Hier könnt ihr euch zur Lektüre Fun On Earth von Roger Taylor anhören: 

Am 26. Juli 1949 erblickt Roger Meddows Taylor in Norfolk das verregnete Licht Englands. Schon mit sieben Jahren gründet er seine erste Band, spielt dort noch Ukulele, bevor er als Teenager auf die Gitarre umsaitet und schließlich seine Begabung für die Drums entdeckt. Widerwillig singt er zudem im Schulchor und legt damit den Grundstein für sein außergewöhnliches Falsett.

In den Sechzigern setzt „RMT“ trotz erster Erfolge, beispielsweise in den Bands The Reaction oder Smile mit Gitarrist Brian May, sein Studium der Zahnmedizin fort. Das Schicksal klopft nach dem Ende von Smile zunächst in Form von Genesis an, die ihm den Posten an den Trommeln anbieten, doch er schlägt aus (sehr zur Freude von Phil Collins vermutlich). Stattdessen gründet Taylor 1970 mit May, Sänger Freddie Mercury sowie Bassist John Deacon lieber ein eigenes Projekt: Queen. Eine bodenständige Karriere rückt damit in weite Ferne.

Nach einem ersten, von Kritikern gelobten Album gelingt der Band 1974 mit Queen II der Durchbruch. Dank Vorbildern wie Keith Moon von The Who und Mitch Mitchell von The Jimi Hendrix Experience liefert Taylor dabei nicht nur einen unverwechselbaren Stil, sondern auch technisches Können ab. Zudem steuert er zu jeder der 16 Studioplatten von Queen im Schnitt zwei bis drei Songs bei, darunter die Klassiker I’m In Love With My Car und A Kind Of Magic.

Ausgelastet ist der Autodidakt damit nicht. So veröffentlicht Taylor bereits 1977 als erstes Bandmitglied eine Solosingle namens I Wanna Testify. Das 1981 folgende Album Fun In Space bietet vom Queen-nahen Let’s Get Crazy bis zum Reggae-inspirierten Future Management so ziemlich alles, was der Schlagzeuger an Einflüssen auftreiben kann. 

Bis auf einige Pianospuren spielt und singt Taylor die Töne auf dem Album selbst ein und erschafft sich sein Gegenprogramm zum Aufnahmeprozess bei Queen, in dem häufig Mercury und May den Ton angeben. Diese Leistung bleibt auch in der eigentlichen Band nicht unbemerkt, sodass Taylor und Deacon ab nun etwas mehr Verantwortung im Songwriting von Queen übernehmen. 

Nach dem zweiten Album Strange Frontier, das Taylor parallel zu Queens The Works 1984 veröffentlicht, mangelt es dem Drummer an Möglichkeiten, sein Material live aufzuführen. Kurzerhand annonciert er in einer Zeitung, ein bekannter Rockmusiker suche eine Band, und gründet The Cross. Nach der Magic Tour 1986 legen Queen ohnehin eine inoffizielle Pause ein, sodass The Cross zwei Jahre darauf mit Shove It ein erstes Album auf den Markt schubsen. Auf ihm erscheint erstmals der Song Heaven For Everyone, der später zu Queen wandert. Es folgen zwei weitere Alben, Mad, Bad and Dangerous to Know sowie Blue Rock, auf denen Taylors Beitrag jedoch zunehmend schwindet: Trotz hoher Höhen wie dem Live Aid-Konzert 1985 erleben Queen durch Mercurys AIDS-Erkrankung und seinen Tod 1991 auch tiefe Tiefen, durch die Taylor seinen engen Freund begleitet.

Diese Erfahrungen verarbeitet er 1994 auf der Soloplatte Happiness?, die er Mercury widmet. Sie zeigt auch einen politischeren Taylor, der in Dear Mr. Murdoch mit der britischen Presse und in Nazis 1994 mit dem Rechtsruck in Großbritannien abrechnet. Durch ein Cover von John Lennons Working Class Hero und Tracks wie People On Streets setzt er diesen Trend auch 1988 auf dem Album Electric Fire fort. Als einer der ersten Künstler spielt Taylor im selben Jahr außerdem ein Online-Konzert und landet mit den knapp 600.000 Zuschauern prompt im Guinness-Buch der Rekorde. Erst 2013 folgt mit Fun On Earth.

Das Albumcover zu „Fun On Earth“

Heute blickt Taylor auf seine amtlichen fünf Soloalben und drei Platten mit The Cross eher kritisch zurück. Ob durch die Arbeit am Musical We Will Rock You oder dem kürzlich erschienenen Biopic Bohemian Rhapsody: Der Multiinstrumentalist macht Frieden mit dem Label „Queen-Drummer“ und setzt gemeinsam mit Brian May alles daran, das Erbe Freddie Mercurys zu erhalten. Den Normen trotzt er an anderer Stelle, untergräbt beispielsweise Rupert Murdochs Versuche, den Fußballverein Manchester United aufzukaufen. Alternativ springt er vor dem Superbowl 2015 für ein fixes Under Pressure mit John Paul Jones und den Foo Fighters auf die Bühne oder veröffentlicht 2017 den Kurzfilm Journey’s End. Im April 2019 gibt es mit Gangsters Are Running This World gar eine neue Single. Vor allem aber tourt Taylor mit Queen + Adam Lambert. The show must go on – wir wünschen dabei viel Spaß und alles Gute zum Geburtstag!