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Zeitsprung: Am 29.8.1994 erscheint mit „Definitely Maybe“ das Debüt von Oasis.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 29.8.1994.

von Victoria Schaffrath und Christof Leim

Zwischen Rock-Renaissance und Rüpeleien häufen Oasis von 1991 bis 2009 eine Menge Erzählenswertes an. Den Anfang dafür bildet ihr Debütalbum Definitely Maybe, das am 29. August 1994 erscheint und den Gallagher-Brüdern neben gebrochenen Rekorden auch Plagiatsvorwürfe beschert. Zum Jahrestag durchleuchten wir die Geschichte der Platte.

Hört euch Definitely Maybe von Oasis hier an: 

Mit Anlauf ins Rock-Business

Zu Beginn der Aufnahmen besteht die Band aus Gitarrist Paul Arthurs, Bassist Paul McGuigan, Schlagzeuger Tony McCarroll, Sänger Liam Gallagher und Bruder Noel an der Gitarre. Der ältere Gallagher-Bruder gibt als Bandleader und Songwriter weit mehr vor als nur die Soli.

Dieser Ehrgeiz kommt nicht von ungefähr, schon in jungen Jahren zeigen sich die Gallagher-Brüder fasziniert von den Beatles. Besonders Noel meint es ernst mit der Musikerkarriere, gibt zu Protokoll: „Wenn du nicht größer als die Beatles werden willst, ist es nur ein Hobby.“ Für Zeitgenossen, die öffentlich ihren Weltschmerz verlauten lassen, bringt er später wenig Sympathie auf. Gallagher hat Bock auf Promi-Status.

In Pose: Oasis typisch britisch-cool auf einem Pressebild zum „Definitely Maybe“.

Aufnahmen zum Erstling

Den bekommt er auch: Nachdem Oasis 1993 via Sony bei Creation unterzeichnet hatten, versuchen sie über die folgenden Monate, ein überzeugendes Album auf Tape zu bannen. Noel gibt sich, ganz der Perfektionist, weder mit einer ersten noch mit einer erneut aufgenommenen Variante zufrieden. Erst der dritte Produzent Owen Morris gibt den Songs mit vielen Tricks, Delays und Filtern den Sound, den Oasis brauchen. 

Die erste Single Supersonic erreicht nach ihrer Veröffentlichung im April 1994 Platz 31 der britischen Charts, wohl auch dank einer ausgiebigen Promo-Tour, während der die Band unter anderem in einer umgebauten öffentlichen Toilette spielt. Der dritten Single Live Forever gelingt bereits der Sprung in die Top Ten, das Album Definitely Maybe erscheint schließlich am 29. August und steigt prompt auf Platz eins der Charts ein. Es findet in kurzer Zeit so viele Abnehmer, dass Oasis mit dem am schnellsten verkauften Debütalbum in der Geschichte der britischen Charts eingehen.

Reaktion und Vergleiche

Neben der Öffentlichkeit zeigen sich auch die Kritiker der Platte wohlgesonnen. Sie überschlagen sich vor Lob ob der Handwerkskunst der Gallagher-Brüder. Ob Liam, der mit seiner Aussprache und Intonation den Songs eine markantes Profil verleiht, oder Noel, dessen positive Texte sich deutlich vom üblichen Grunge-Rock der Ära unterscheiden: UK liebt das Familienprojekt. 

Die nähere Betrachtung der Songs legt nahe, warum: Cigarettes & Alcohol klingt so, als hätte der ältere Gallagher in der T-Rex-Riffkiste gegraben, während Shakermaker den Weg für spätere Beatles- und Lennon-Hommagen wie Don’t Look Back In Anger und She’s Electric vorbereitet. Noch konkreter hören Experten jedoch die Ähnlichkeiten zwischen Shakermaker und I’d Like To Teach The World To Sing von The New Seekers. Das jedenfalls besagt ein Gerichtsurteil, nach welchem Oasis die Komposition des Songs überarbeiten müssen. Nachahmung ist ja bekanntlich die höchste Form der Anerkennung. Oasis machen da auch vor sich selbst nicht Halt, die Phrase „I said maybe“ aus der Lead-Single Live Forever hält später in der Lagefeuer-Hymne Wonderwall erneut Einzug ins Werk der Britrocker.

Nach dem Debüt

Erst jüngst witzelt der Film Yesterday, dass es ohne die „Fab Four“ auch Oasis nicht gegeben hätte. Dabei hält Definitely Maybe in punkto Beliebtheit locker mit diversen Beatles-Alben Schritt, zumindest wenn man NME, The Guardian und dem Rolling Stone Glauben schenkt. In jedem Fall trägt der Langspieler zum Beginn der Britpop-Ära bei, mit Blur liefert sich das Quintett in den Charts gar das „Battle of Britpop“. Über eine Million verkaufte Exemplare in den USA läuten außerdem die zweite „British Invasion“ ein.

In den Jahren darauf gibt es in der Band einige Besetzungswechsel, zeitweise trommelt sogar Ringo Starrs Sohn Zak Starkey. Die einzige Konstante bleiben die Gallagher-Brüder, je nachdem, wie man „konstant“ definieren möchte. Bereits während der US-Tour zu Definitely Maybe zieht Liam seinem Bruderherz ein Tamburin über, woraufhin Noel für einige Tage die Band quittiert. Es folgen jahrelange öffentliche Auseinandersetzungen. Zitate wie „In einer Welt aus Suppe ist er ein Mann mit einer Gabel“ (Noel über Liam) sind an der Tagesordnung, 2009 machen Oasis den Laden dicht.

Zuvor entstehen jedoch prägende Alben wie (What’s The Story) Morning Glory? und Don’t Believe The Truth. Neuerdings scheinen die Brüder außerdem wieder friedlicher gestimmt, eine Reunion scheint nicht ausgeschlossen. Wie wahrscheinlich die ist? Wir sagen mal: Definitely Maybe.