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Mirrorpix via Getty Images

Zeitsprung: Am 22.10.1969 erklärt Paul McCartney, gar nicht tot zu sein

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 22.10.1969."

von Christof Leim

Die Theorien, die sich manche Fans Ende der Sechziger über ein vertuschtes Ableben von Paul McCartney zusammenreimen, sind haarsträubend, aber unterhaltsam. Am 22. Oktober 1969 erklärt der Beatles-Musiker selbst, dass er sehr wohl noch atmet. Allerdings kommt er dabei wohl nicht überzeugend genug rüber…

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Die Wahrheit ist da draußen! Paul McCartney lebt 1969 nicht mehr, klare Sache. Wer die Zeichen deuten kann, weiß das: Das Cover von Abbey Road stellt eine Begräbnisprozession dar, Paul trägt als einziger darauf keine Schuhe und hält als Linkshänder seine Zigarette mit rechts. Wie kann man das übersehen? Außerdem singt John Lennon in Strawberry Fields Forever ganz deutlich „I buried Paul“ (statt „Cranberry sauce“) und in Revolution 9 „Turn me on, dead man“, wenn man die Phrase „Number Nine“ rückwärts hört. Ja, Paul McCartney muss tot sein. Das zumindest denken damals die dramatisch veranlagten der Beatles-Fans – und lassen sich auch nicht davon abbringen.

Angeblich weilt der Musiker schon seit 1966 nicht mehr unter den Lebenden, heißt es, nachdem er morgens am 9. November 1966 nach einem Streit die Aufnahmesessions zu Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band verlassen hat und bei einem Verkehrsunfall umkommt. Das sollen die Beatles (oder wahlweise der britische Geheimdienst) wohlweislich vertuscht haben, indem sie fortan einen Doppelgänger einsetzen. Es passt alles zusammen, schließlich spielen die Beatles nicht mehr live und ändern mit Sgt. Pepper ihr Image. Aber weil den Musikern diese Lüge zu schwer auf der Seele liegt, verstecken sie – natürlich – in ihren Stücken und auf Plattenhüllen Hinweise. Noch Fragen?

Tragen Doppelgänger keine Bärte? Das Gerücht von McCartneys Ableben verbreitet sich weltweit

Das ganze Theater geht los am 17. September 1969 wegen eines Artikel in der Zeitung der Drake University von Des Moines, Iowa. Eine Radiosendung aus Michigan am 12. Oktober schürt das kleine Feuerchen noch, bis sich ein – explizit als Witz und Satire gemeinter! – Beitrag im Michigan Daily zwei Tage später verselbständigt. Plötzlich greifen Medien weltweit die Geschichte auf, Fans suchen mit großem Elan nach Hinweisen und Spuren. Was dabei rauskommt, lässt uns in Rückschau doch schmunzeln, wie diese hanebüchene Liste zeigt. Kurzum: Das Gerücht  hat sich mit gewaltigem Tempo verselbständigt. Die Musiker zeigen sich zunächst amüsiert, aber als ihre Presseabteilung mit Anfragen überschüttet wird, wird das Ganze ärgerlich und anstrengend. Deshalb geben die Beatles ein offizielles Statement heraus, das zum Beispiel die New York Times aufgreift.

Am 22. Oktober 1969 meldet sich sogar Paul McCartney selbst zu Wort und gibt gegenüber seinem Management ein Statement ab, für das er sich bei Mark Twain bedient: „Die Gerüchte über meinen Tod sind äußerst übertrieben.“ Vielleicht klingt das zu ironisch und unernst, vielleicht drehen auch alle durch, denn die Dementis aus dem Hauptquartier und von der vermeintlichen Leiche persönlich helfen wenig. Unzählige Presseanfragen trudeln ein, dutzendweise Interviews werden geführt mit den Musikern und ihren Mitarbeitern. Ringo Starr wird zitiert mit der Sentenz „Wir hatten quasi keine Chance zu beweisen, dass Paul noch lebt.“ Ruhe kehrt erst ein, als Familie McCartney am 7. November 1969 auf dem Cover des Life-Magazins posiert. Die Überschrift: “Paul weilt noch unter uns“.

Mittlerweile gehört diese Mär zu den „urban legends“ der Popkultur, die sogar der Meister selbst 1993 mit seinem Konzertmitschnitt Paul Is Live (sic!) aufgreift. Das Cover zeigt ihn erneut auf dem Zebrastreifen der Abbey Road, diesmal aber mit Schuhen…

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