Zwei Dokumentationen in 14 Jahren und kaum ein Wort mit dem Protagonisten gewechselt: Im Gespräch mit dem British Film Institute gibt Martin Scorsese, einer der ganz Großen unter den Filmemacher*innen, neue Details zu Rolling Thunder Revue: A Bob Dylan Story by Martin Scorsese preis.
von Victoria Schaffrath
Schaut euch hier den Trailer zu Rolling Thunder Revue: A Bob Dylan Story By Martin Scorsese an:
Zwar beginnt er seine Pseudo-Dokumentation mit einem Interview mit Bob Dylan, doch die Durchführung überließ er jedoch dessen Manager Jeff Rosen: Bei der Handlung von Rolling Thunder Revue: A Bob Dylan Story by Martin Scorsese bleibt oft unklar, ob sie 1975/1976 wirklich im Rahmen der Dylan-Tour Rolling Thunder Revue stattfand oder im Nachhinein hinzu editiert wurde.
Fakt und Fiktion
Dass er tatsächlich nicht gemeinsam mit Dylan an dem Stoff arbeitete, bestätigte Scorsese nun gegenüber dem British Film Institute: „Zuletzt habe ich Dylan bei einem Abendessen für Armani gesehen, so vor 20 Jahren. Danach bin ich ihm noch einige Male mit Robbie Robertson über den Weg gelaufen, aber das war’s.“ Erstmals sprach er auch über die Vermischung des realen Filmmaterials mit gestellten Szenen, wie etwa den Interviewsequenzen mit Sharon Stone. Die Idee entstand laut ihm erst im Schnitt.
„Als wir einen Rohschnitt konstruiert hatten, schauten der Cutter David Tedeschi und ich uns an und bemerkten: ‚Das ist gewöhnlich‘“, gibt der Regisseur im Gespräch zu. „Es ist nur ein Film über eine Gruppe von Leuten, die auf Tour geht und ein paar Lieder singt. Wir müssen von vorne anfangen, uns an der Musik orientieren, oder vielleicht an der Commedia dell’Arte.“
„Commedia di Scorsese“
Die historische italienische Theaterströmung inspirierte seinerzeit schon die Tour selbst und zeigte sich schließlich verantwortlich für die stereotypischen Figuren, die auch im Abspann Nennung finden: Allen Ginsberg tritt als Orakel von Delphi auf, Patti Smith als Punk-Poetin. Martin Von Haselberg spielt den europäischen Dokumentationsguru Stefan Van Dorp, Paramount-Geschäftsführer James Gianopulos mimt einen Promoter.
„Sagen wir mal, dass Sharon Stone gewisse Dinge repräsentiert“, holt das amerikanische Film-Urgestein weiter aus. „Was ist dann mit dem Geschäftsmann, dem Marketingmensch? Und wieso hören wir da überhaupt auf, was ist mit den Filmemacher*innen? Großartig, die müssen wir uns vornehmen. Das ist ja wie wir, die wir diesen Film überhaupt machen… Wir lieben die Musik und die Darsteller*innen so sehr, dass wir sie abbilden müssen. Wir wollen sein wie sie. Und wir wollen immer mehr.“
Rolling Thunder Revue: A Bob Dylan Story steht seit dem Sommer exklusiv beim Streamingdienst Netflix zur Verfügung. Mit ihr veröffentlichte Scorsese bereits die zweite Dokumentation über den Like A Rolling Stone-Urheber. 2005 behandelte er in No Direction Home Dylans Zeit in New York und seinen Motorradunfall 1966. Außerdem machte Scorsese zuletzt mit seinem preisverdächtigen Netflix-Film The Irishman und Kritik am Marvel-Filmuniversum auf sich aufmerksam.