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Foto: Charlie Sarsfield

„Survive“: Lewis Capaldi ist wieder da – und wie!

Zwei Jahre hat Lewis Capaldi gebraucht, doch nun ist er wieder zurück – und wie. Mit seiner neuen EP Survive zeigt der schottische Musiker unmissverständlich, dass er sich nicht unterkriegen lässt, und präsentiert vier Songs, die all seine neugewonnene Kraft widerspiegeln. Wir haben für euch reingehört!

24. Juni 2023, etwa 17:30 Uhr. Lewis Capaldi hat es geschafft. Er steht auf der legendären Pyramid Stage des Glastonbury Festivals, 100.000 Menschen hören ihm begeistert zu. Doch plötzlich geht nichts mehr. Seit Monaten tourt er durch die USA und Europa, steht jeden Abend allein im Rampenlicht. Davon hat der schottische Musiker immer geträumt. Schon im Alter von neun Jahren sang er in Pubs und malte sich seinen großen Durchbruch aus. Doch nun, wo er endlich an seinem Ziel angekommen ist, wird ihm alles zu viel. Er lebt mit dem Tourette-Syndrom und auf der Bühne in Glastobury brechen seine Tics so heftig hervor, dass er seinen Song Someone You Love nicht zu Ende singen kann. Das Publikum springt ein; ein rührender Moment. Capaldi hingegen leidet still auf der Bühne und gibt nach dem Auftritt bekannt, eine Pause auf unbestimmte Zeit einzulegen. 2025 kehrt er zurück – wieder bei Kräften, entschlossener und ja, noch besser.

Survive von Lewis Capaldi im Circle Store:

Survive: Lewis Capaldis Überlebenskampf im Showgeschäft

Survive lautet der vielsagende Titel seiner neuen EP. Eine klare Botschaft: Ich lasse mich nicht unterkriegen! Und diese Botschaft unterfüttert er mit Taten. Im Juni 2025 steht Capaldi erneut in Glastonbury auf der Bühne; diesmal ohne Unterbrechung, und sichtbar bei sich. Dabei helfen ihm zwei Überraschungs-Gigs im Vorfeld. „Es hat sich komisch angefühlt, dass der erste Auftritt nach meiner Mental-Health-Pause gleich wieder vor 100.000 Menschen in Glastonbury stattfinden sollte“, erklärt er auf dem YouTube-Kanal des Online-Therapie-Anbieters BetterHelp. „Deshalb haben wir vorher noch zwei Warm-Up-Shows in Schottland gebucht.“ Bei der ersten Show habe er geweint, weil ihn seine Rückkehr auf die Bühne so sehr gerührt habe. Er sei nicht nervös gewesen, habe während des Konzerts aber gemerkt, wie sehr ihm die Musik gefehlt habe – und genau das ist auch im Titeltrack und Opener seiner neuen EP Survive zu hören, einer echten Krafthymne. 

Der nächste Song auf Survive trägt den Titel Something In The Heavens und Capaldi zeigt auch hier, was er am besten kann: große Songs, die von genau einer Sache leben – seiner unfassbar ausdrucksstarken und glasklaren Stimme. Ob in normalen Tonlagen, in der Kopfstimme oder in tieferen Gefilden: Capaldi beherrscht sein wichtigstes Instrument bis in die letzten Nuancen, was seinen Songs eine Gänsehauttiefe verleiht, die kein Produktionsbombast der Welt herbeizaubern kann. In Almost greift der Sänger zur Akustikgitarre und der Song funktioniert aus genau den gleichen Gründen. Wie auch immer man Capaldis Vocals arrangiert oder begleitet, nichts kann seine Stimme jemals in den Hintergrund rücken, selbst eine Komposition wie Almost nicht. Richtig stark wird der Track am Ende, wenn er zunehmend verstummt – und fast nur Capaldis Stimme übrig bleibt.

Mit der Kraft der Therapie zurück ins Rampenlicht

Dass es Lewis Capaldi zwei Jahre nach seinem Zusammenbruch in Glastonbury deutlich besser geht, hat einen Grund: Er hat sich Hilfe geholt. „Therapie war in letzter Zeit ein wichtiger Teil meines Lebens“, erzählt er im Interview. „Sie ist der Grund dafür, dass ich wieder Musiker sein kann.“ Ein ängstlicher Mensch werde er wohl immer bleiben, doch er habe gelernt, besser mit diesen Gefühlen umzugehen. Tatsächlich wirkt Capaldi komplett im Reinen mit sich, was auch der letzte Song auf Survive widerspiegelt. „Don’t cry on the day that I die“, singt er darin. Eine ungewöhnlich frühe, aber auch bemerkenswert reflektierte Aussage eines jungen Musikers, der in wenigen Jahrzehnten mehr durchgemacht hat als manch anderer in einem ganzen Leben. Angesichts der Kraft, mit der sich Capaldi zurückmeldet, scheint die Aussage ohnehin eine sehr hypothetische zu sein. Denn nun ist er zunächst einmal wieder da – und wie!

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