41 Jahre nach seinem Album Mit Pfefferminz Bin Ich Dein Prinz veröffentlicht Marius Müller-Westernhagen die Songs des Longplayers in neuem Gewand — aufgenommen mit einem prominenten Co-Produzenten und Mitmusiker.
von Markus Brandstetter
Als Marius Müller-Westernhagen 1978 das Album Mit Pfefferminz Bin Ich Dein Prinz veröffentlichte, konnte er bereits auf drei Longplayer zurückblicken. Diesmal aber sollte alles anders werden. Schließlich waren die Vorgängeralben nicht nur in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit relativ untergegangen, sondern hatten mit jenem Westernhagen, den man nun nach und nach kennenlernen sollte, auch noch wenig zu tun. Westernhagen, gemeinsam mit dem Produzenten Lothar Meid, wollte weg vom Liedermacher-Habitus seines frühen Frühwerks – hin zu einem Mix aus Rock’n’Roll und etwas Blues, mit teils provokanten, teils launigen Texten.
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Ein Riesenerfolg war Mit Pfefferminz Bin Ich Dein Prinz zunächst keiner, eher ein Achtungserfolg: Die LP erreichte Platz 19 der deutschen Albumcharts. Es sollten noch neun weitere Jahre vergehen, bis Westernhagen seine erste Nummer Eins feiern konnte – und zwar mit dem Longplayer Halleluja. Heute hat das Album unter Westernhagen-Fans längst Kultstatus und wird vielerorts überhaupt als sein eigentliches Debütalbum gesehen.
Zum 40. Geburtstag was Besonderes
2018 feiert das Album seinen 40. Geburtstag. Dafür hat sich Westernhagen, heute 70 Jahre alt und längst eine der ganz Großen der deutschen Popgeschichte, mit einjähriger Verspätung für den runden Geburtstag etwas besonderes einfallen lassen. Das Pfefferminz-Experiment führte den Musiker nach Woodstock, wo er im Dreamland-Studio eine Neuaufnahme der Platte machte. Als Co-Produzent und Mitmusiker fungierte Larry Campbell – einer der großen Multiinstrumentalisten der US-amerikanischen Musik. Campbell ist am ehesten als Mitglied in Bob Dylans Band bekannt, mit der er viele Jahre auf dessen Endless Tour unterwegs war.
Als erste Single veröffentlichte Westernhagen eine neue Version des Stücks Mit 18, dem Opener der Platte. Statt der Blues-Harp, die das Originalstück eröffnet, leitet Campbells Gitarre das Stück ein. Der Sound ist reduziert, karg, zunächst ein reiner Blues, der sich später in Richtung Country öffnet.
Blues, Country, Folk
Diese Marschrichtung verfolgt Das Pfefferminz Experiment konsequent. Die Instrumentierung ist gediegener Americana-Lapsteel, Akustikgitarren, Violine, Bass, Schlagzeug, Akkordeon und Orgel. Westernhagen krempelt die Stücke nicht völlig um, sondern stellt sie in einen anderen Kontext. Dessen Tempo ist oft im Vergleich zum Original etwas gedrosselt. Dazu gibt Westernhagen den Bluesmann.
Vergleicht man die Originalaufnahme mit dem Pfefferminz-Experiment, ist ein Unterschied aber noch viel auffälliger als die anderen Arrangements und der brillantere Klang – und das ist natürlich Westernhagens Stimme. Die ist heute tiefer und vielschichtiger. Er grummelt, schmeichelt und erzählt.
Begleitend zum Album erscheint zudem eine Dokumentation. Auch getourt wird – diesmal im edlen Rahmen. So spielt Westernhagen zum Beispiel vier Konzerte in der Kölner Philharmonie, viermal in der Oper Leipzig sowie fünf Shows in der Berliner Komödie am Kurfürstendammm
Tracklist Das Pfefferminz-Experiment:
- Mit 18
- Zieh dir bloß die Schuhe aus
- Willi Wucher
- Oh, Margarethe
- Alles in den Wind
- Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz
- Dicke
- Giselher
- Grüß mir die Genossen
- Johnny W.