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This Could Be Heaven For Everyone: 10 Pride-Hymnen

Die LGBTQ-Community hat schon immer ihre persönlichen Hits und Hymnen. Manchmal sind ihre Slogans programmatisch und politisch, manchmal machen sie einfach nur richtig viel Spaß. Nicht immer wurde eine solche Wirkung von den Künstler*innen beabsichtig, aber oft stehen sie eben für bestimmte Werte oder Freiheiten. Hier kommen unsere persönlichen Favoriten unter den queeren Protestsongs und  Partyhits – ohne It’s Raining Men und YMCA, aber mit nicht weniger Power.

von Michael Döringer

1. Madonna – Vogue (1990)

Sexuelle Freizügigkeit und Anspielungsreichtum zeichneten Madonna schon immer aus und sie wurde bald zu einer Ikone der Schwulenszene. Das erreichte mit der Single Vogue und dem dazugehörigen Video von David Fincher einen Höhepunkt. Der House-Pop-Song ist eine Verneigung vor der New Yorker Voguing-Szene. Dabei geht es um expressiven Tanz, Mode und homosexuelle Körperpolitik. Natürlich ist der Song seitdem in diesem Kontext nicht mehr wegzudenken. Strike a pose!

2. Lady Gaga – Born This Way (2011)

Auch andere Popstars wie Britney Spears oder Kylie Minogue werden in der queeren Community vergöttert, doch Lady Gaga ist die wahre Nachfolgerin von Madonna. Ihre Pophits kamen nicht nur mit dem nötigen Glam und entfesselter Energie, sondern auch mit starken Parolen, die wichtige Anliegen auf den Punkt brachten. Born This Way hat alles, was eine solche Hymne braucht: die Kraft und die Worte. Es richtet sich an alle Außenseiter*innen und Marginalisierten: „I’m beautiful in my way / Cause God makes no mistakes / I’m on the right track, baby I was born this way.“

3. R.E.M. – Losing My Religion (1991)

Dass es bei R.E.M.s Riesenhit nicht um Religion geht, ist kein Geheimnis. Es ist ein Song über unerwiderte Liebe, und daraus kann sich jeder Mensch auf der Welt seine eigene Bedeutung drehen. Als Michael Stipe offenbarte, dass er sich sexuell nicht in den gängigen Kategorien hetero, bi oder schwul verortet, fiel seiner Person und allen R.E.M.-Songs damit natürlich eine schwerwiegende Bedeutung zu, und so wurde auch Losing My Religion zu einer tröstenden Hymne für alle Lover, auch abseits der gesellschaftlichen Norm.

4. Queen – I Want To Break Free (1984)

Bei Queen verhält es sich ähnlich wie bei R.E.M., nur dass Freddie Mercury durch seine ganze Persona sofort zur Schwulenikone avancierte – auch wenn er nie ein klares Coming-Out vollzog. In Queen-Songs wie I Want To Break Free ist es aber überdeutlich angelegt, vom Musikvideo ganz abgesehen.

5. Joan Jett & The Blackhearts – Oh Woe Is Me (1981)

Wo sind die lesbischen Vorbilder im Rock? Joan Jett ist eines von ihnen. Über ihre ganze Karriere hinweg sah sie sich immer wieder mit Gerüchten und Nachfragen zu ihrer Sexualität konfrontiert, doch sie ließ alles immer in der Schwebe und gab nie konkrete Antworten. Irgendwann hatte sie so um die Sache herumgeredet, dass kein Zweifel mehr bestand. Längst gilt Joan Jett als role model, nicht zuletzt wegen ihres Standings in der Rockwelt und ihren großartigen Songs.

6. Judas Priest – Eat Me Alive (1994)

Das Outing von Rob Halford kam spät, war deshalb aber nicht minder wichtig. Als einer der wenigen schwulen Frontmänner im Metal – und er gehört immerhin zu einflussreichsten Sängern ever – macht er immer wieder allen anderen Mut, zu den Tataschen zu stehen. Selbstverständlich taucht diese Thematik in Priest-Songs nur verschlüsselt auf, etwa mit zahllosen Ledersex- und SM-Referenzen wie in Eat Me Alive. Möglicherweise eine Nummer zu heftig für die Pride-Paraden, doch die Bedeutung von Rob Halford kann man gar nicht überbetonen.

7. Diana Ross – I’m Coming Out (1980)

Kaum eine queere Hymne hat eine so deutliche Botschaft wie dieser Dance-Hit von Diana Ross. Nile Rodgers schrieb den Song explizit für ihre zahlreiche schwule Anhängerschaft, doch musste die Sängerin ermutigen: Sie hatte Angst, sie könnte ihre Karriere ruinieren und dass man denken würde, sie selbst sei lesbisch. Das sah natürlich auch Rodgers ein, aber er stellte sich doof: „Auf keinen Fall, wie kommst du bloß darauf?“ sagte er zu Ross, um den Song zu retten. Und siehe da: Ross eröffnet regelmäßig ihre Konzerte mit I’m Coming Out.

8. Gossip – Standing In The Way Of Control (2004)

Wenn nur alle modernen Protest-Songs so viel Power hätten wie dieser Klassiker von Gossip. Beth Ditto und ihre Band kommen aus der queer-feministischen Szene und Standing In The Way Of Control entstand als Reaktion auf einen Gesetzesentwurf, der die gleichgeschlechtliche Ehe in den USA per Verfassung ächten wollte. „Ich schrieb den Refrain, um die Leute zu ermutigen, nicht aufzugeben“, sagte Ditto zur Bedeutung des Songs. „Es ist eine finstere Zeit für Bürger- und Menschenrechte, aber ich bin überzeugt, dass wir nur überleben können, wenn wir zusammenhalten und weiterkämpfen.“ Und diese Aussage hat bis heute nichts an Wahrheit eingebüßt.

9. Bronski Beat – Smalltown Boy (1984)

Auch Jimmy Sommervilles klagendes Falsett wird niemals an Ausdruckskraft verlieren. Mit dem Smalltown Boy aus Bronski Beats großem Hit werden sich auch noch zukünftige Generationen identifizieren, die das Alte hinter sich lassen, um irgendwo anders zu ihrem wahren Selbst zu finden. Abschiedsschmerz und Neuanfangseuphorie in einem Dance-Song vereint.

10. Sufjan Stevens – Mystery Of Love (2017)

Call Me By Your Name war einer der hochgelobten Filme des Jahres 2017. Er thematisiert die romantische Beziehung zwischen zwei Männern und das Entdeckten der Sexualität. Durch seine einfühlsame und kunstvolle Ästhetik war sofort ein neuer Kultfilm geboren. Und der Soundtrack tat sein übriges. Mystery Of Love von Sufjan Stevens bringt dieses wunderschöne Problem auf den Punkt. Ein Hoch auf die mysteriöse Liebe. Man weiß nie, wo sie hinfällt. Und das ist gut so.

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