Ostern steht vor der Tür! Damit ihr eure Feiertage auch gebührend untermalen könnt, haben wir euch hier ein paar Ostereier in Form von Songs mitgebracht, die auf ganz unterschiedliche Weise zum Thema passen. Wohlgemerkt kein Stups, der kleine Osterhase!
The Velvet Underground & Nico – Sunday Morning
Es gibt wohl kaum einen besseren Song, zu dem man an einem Sonntagmorgen aufwachen kann. Mit sanften Streichern und einem Glockenspiel-artigen Instrument namens Celesta klingt der Song ziemlich schläfrig – es überrascht jedes Mal wieder, dass Lou Reed darin kein einziges Mal das Wort „yawning“ als Reim verwendet. Als würde man sich gerade noch den Sand aus den Augen reiben. Dennoch schwingt eine unterschwellige Paranoia darin mit; schließlich soll Sunday Morning auch eher das Gefühl beschreiben, nach einer durchzechten Nacht nach Hause zu kriechen. Und gütiger Himmel, hatte Jesus vorm Aufwachen am Ostersonntag ein paar ereignisreiche Tage!
Soundgarden – Jesus Christ Pose
Der Titel Jesus Christ Pose sagt direkt, um was es geht: Figuren des öffentlichen Lebens, insbesondere Musiker:innen, die sich in Fotos oder auf der Bühne in Jesus-ähnlichen Posen darstellen. Recht spezifische Kritik seitens Chris Cornells. Etwas genereller gesehen kann man den Song als Missbilligung der Leute verstehen, die sich als etwas Besseres, Höheres darstellen, insbesondere wenn sie sich dafür religiös inszenieren. Allen, die sich selbst gerne als Märtyrer:in sehen, stellt Cornell die Frage: „Would it pain you more to walk on water / Than to wear a crown of thorns?“
Depeche Mode – Judas
Depeche Mode haben immer wieder auf religiöse Themen zurückgegriffen – das wohl bekannteste Beispiel wäre Personal Jesus. Insbesondere auf dem Album Songs of Faith and Devotion faszinierte sie dieses Thema – wie man vom Titel erahnen kann. In Judas vergleicht Martin Gore bedingungslose Treue in einer Liebesbeziehung mit dem Anspruch, den Jesus an seine Jünger hatte: „So open yourself for me / Risk your health for me / If you want my love“. Der Kuss, den Judas Jesus gab, obwohl er ihn betrogen hatte, wird somit zu einer klaren Parallele zu Untreue in der Liebe. Und wenn während des Refrains der Gospel-Chor einsetzt, will man fast schon wieder in die Kirche gehen.
Fakemink – Easter Pink
Fakemink, der gerade aufsteigende Rapper aus London, hat uns erst vor kurzem mit Easter Pink einen der größten Anderthalb-Minuten-Banger des bisherigen Jahres 2025 geschenkt. Allzu christlich geht es hier allerdings nicht zu. Selbst mit der titelgebenden Farbe Easter Pink beschreibt Fakemink lediglich den Drink in seinem Becher: Lean. Der elektronisch-schillernde Beat, produziert von Suzy Sheer, klingt aber tatsächlich ziemlich himmlisch.
Lady Gaga – Judas
Im Kontrast zu Depeche Modes Judas zeigt Lady Gaga die andere Seite: Sie identifiziert sich eher mit Judas als mit Jesus. Sie weiß, dass sie nicht frei von Sünde ist und immer ein Herz für die „Bad Boys“ haben wird. In einem Interview mit MSN Canada sagte Gaga über den Song: „Ich glaube, die Dunkelheit in deinem Leben bringt letzten Endes doch das größere Licht über dir zum Leuchten. Mir sagte mal jemand: ‚Wenn du keinen Schatten hast, stehst du nicht im Licht.‘“ Und es ist schlicht einer ihrer größten Ohrwürmer.
Kendrick Lamar – reincarnated
Mit einer Reinkarnation wie aus der Ostergeschichte hat dieser Song nicht so viel zu tun. Religion spielt trotzdem eine große Rolle in Reincarnated, einem von Kendrick Lamars verkopftesten Songs. Lamar nutzt das Konzept einer Wiedergeburt zunächst, um in den ersten Strophen in verschiedene schwarze Artists vor ihm, etwa John Lee Hooker, hineinzuschlüpfen. Gegen Ende des Songs erfahren wir aber in einem Gespräch mit Gott, dass Lamar der Teufel ist, der wegen seiner Sünden aus dem Himmel verbannt wurde. Er wurde auf die Erde geschickt und in verschiedenen Musiker:innen wiedergeboren, die aber alle schließlich Opfer ihrer Sünden – Gier, Drogensucht – wurden. Wiedergeboren als Kendrick Lamar, versteht er schließlich, dass er sich seiner schlechten Seiten entledigen muss und seine Musikkarriere nur verfolgen soll, um sein Verhältnis zu Gott zu stärken – nur so kann er den Zyklus brechen.
Pearl Jam – Alive
„I’m still alive!“ Das muss sich wohl auch Jesus gedacht haben, als er an einem Sonntagmorgen hinter seinem Stein hervorlugte. Eddie Vedder intendierte Alive tatsächlich nicht als einen motivierenden „Hell yeah, Leute, ich bin immer noch da“-Song: Vedder erzählt darin, wie er als Jugendlicher lernte, dass sein vermeintlicher Vater eigentlich sein Stiefvater war und sein echter Vater tot war. Dass er selbst immer noch am Leben ist, sieht er daher eher als Fluch an. Vedder erzählte aber Jahre später VH1 Storytellers, durch die Reaktion der Fans zum Song sehe er den Song nun optimistischer: „Sie änderten die Bedeutung und hoben damit den Fluch für mich auf.“
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Jesca Hoop – The Coming
Die Singer-/Songwriterin Jesca Hoop wuchs als Mormonin auf, begann aber schon als junge Erwachsene, sich von diesem Glauben zu entfernen. The Coming behandelt diese Desillusionierung in bissigen Strophen darüber, wie organisierte Religionen sich von ihren eigentlichen Werten entfernt haben. Selbst Jesus könnte sich damit nicht mehr identifizieren. Dazu fantasiert Hoop eine alternative Geschichte, in der Jesus offiziell seinen Rücktritt verkündet und nie, wie eigentlich prophezeit, zurück auf die Erde kommt: „He took a seat next to the devil and said ‚I need a new name‘ / And the coming never came“.
Pink Floyd – Coming Back To Life
Das verträumte Instrumental von Coming Back To Life hat eine andächtige Stimmung, die irgendwie zu Ostern passt. Und David Gilmours Gitarrensoli sind ohnehin in der Regel recht göttlich. Zudem hat der Song auch eine schöne Bedeutung: Gilmour singt von der Erfahrung, sich nach einer schweren Zeit neu geboren zu fühlen. Das bezieht sich womöglich auf seine damals noch frische Beziehung mit Polly Samson, die ihn aus einer turbulenten Zeit in Pink Floyd und dem Scheidungsprozess seiner vorherigen Ehe brachte. So fröhlich klangen Pink Floyd selten!
Patti Smith – Easter
In Easter widmet Patti Smith sich dem französischen Poeten Arthur Rimbaud. Auf den physischen Releases des Easter-Albums erklärt ein Text, der Hintergrund dieses Songs sei ein bestimmter Ostersonntag im Leben des jungen Rimbauds. Er war mit seinen Geschwistern auf dem Weg zur ersten Kommunion. „Arthur verließ die Gruppe und rief den anderen Rimbaud-Kindern zu, mit ihm durchs Feld zu rennen. An der Kapelle vorbei, von einer Brücke in die kalten und endlichen Wasser eines Flusses, der zum warmen und unendlichen Blutes Christi führte.“ Die poetischen, spirituellen Grübeleien, die Rimbaud in dem Song seinen Geschwistern mitgibt, zusammen mit der sich aufbauenden Stimmung, machen Easter besonders andächtig.