Hier nehmen wir uns mal ein paar Minuten Zeit und prüfen gängige Klischees und Falschannahmen in der Musikwelt... Einfach, weil wir es können bzw. einfach, weil es so viel mehr Vorurteile gibt als alle Beatles, Rolling Stones und Queen-Singles zusammenaddiert (lies: sehr viele). Wir nehmen uns also ein Genre oder einen Künstler und schauen wie stichhaltig die gemeinhin als richtig wahrgenommenen Annahmen sind.
Wenn einer Elvis das Wasser reichen konnte, dann der King of Country Johnny Cash. Fast fünfzig Jahre lang sang der „Man in Black“ seine Lieder für die Unterdrückten in den USA und dem Rest der Welt, bis er 2003 schließlich verstarb. Wir haben ein paar Wahrheiten über eine der letzten Legenden gesammelt.
1. Gitarre made in Germany
Wirklich wahr: Johnny Cash kaufte seine erste Gitarre nicht etwa in den USA, sondern zu seiner Zeit bei der Luftwaffe, während der er im bayrischen Oberammergau stationiert war. Dort erstand er das Instrument für eine Hand voll Dollar und spielte bald darauf mit Gleichgesinnten, ehe er noch zu seiner Zeit in Deutschland mit der Band Landsberg Barbarians den Grundstein für seine baldige Karriere legte – und sogar schon erste Versionen von Songs wie dem Folsom Prison Blues schrieb.
2. Die bayrischen Wurzeln von Walk the Line
Während seiner Zeit bei der Air Force legte sich Johnny Cash nicht nur eine Gitarre, sondern auch einen Kassettenrekorder zu, auf dem er nicht nur Musik aus der Heimat, sondern auch bayrische Folksmusik hörte. Auf unerklärliche Weise geriet eine der Kassetten falsch herum in das Abspielgerät und kreierte durch die rückwärts laufende Musik einen Shuffle-Rhythmus, der Johnny Cash auch nach seiner Rückkehr nicht mehr losließ – und so schließlich seinen Weg in einen seiner bekanntesten Songs fand.
3. Johnny Cash, der Literat
Johnny Cash war nicht nur ein verdammt guter Songwriter, sondern brachte auch ungereimte Zeilen auf Papier. Während seiner Zeit bei der Air Force schrieb er für die Militärzeitung „Stars and Stripes“ und später seine beiden Autobiografien Man in Black und Cash: The Autobiography so wie den Roman Man in White, der zwar lange nicht so erfolgreich wie Cashs Musik wurde, aber dennoch positive Rezensionen erhielt.
4. „Man in Black“? Von wegen!
Auch, wenn Johnny Cash sich selbst gern als Schwarztrager par excellence inszenierte und sogar einen Song über sein Faible für dunkle Stoffe schrieb, ist gar nicht so viel dran an der Legende. Klar stand er gemeinsam mit den Tennessee Two mal in schwarzen Shirts auf der Bühne und schmiss sich in schwarze Schale – aber es existieren mindestens genau so viele Aufnahmen auf denen Cash helle, gestreifte oder sonst wie geartete Outfits trägt. Der Mythos um den Mann in Schwarz ist bis heute dennoch ungebrochen – und sorgte dafür, dass sich in den Jahrzehnten darauf unzählige Punker und Goth-Rocker Johnny Cash zum Vorbild nahmen.
5. Der Stinkefinger
Je älter Johnny Cash und seine Kollegen wurden, desto mehr wurden sie von der Country-Musikindustrie geschmäht, die lieber jungen und poppigen Künstler zu Erfolg verhelfen wollte. Als Cash 1996 mit Unchained dennoch den Grammy für das beste Country-Album gewann, druckten er und seine Plattenfirma das berühmte Stinkefinger-Foto im Billboard Magazin ab und setzten ein ironisches „Thank you!“ darunter. Das Foto und seine angebliche Entstehung schafften es 2005 auch in das Biopic über Cash, wenngleich es eigentlich während einer Probe geschossen wurde, in der Johnny Cash dein Stinkefinger dem nervenden Gefängnisfotografen – und nicht wie gerne behauptet den Wärtern - entgegenstreckte.
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