Hier nehmen wir uns mal ein paar Minuten Zeit und prüfen gängige Klischees und Falschannahmen in der Musikwelt... Einfach, weil wir es können bzw. einfach, weil es so viel mehr Vorurteile gibt als alle Beatles, Rolling Stones und Queen-Singles zusammenaddiert (lies: sehr viele). Wir nehmen uns also ein Genre oder einen Künstler und schauen wie stichhaltig die gemeinhin als richtig wahrgenommenen Annahmen sind.
Für die beiden aus Saltsjöbaden, einem Vorort von Stockholm, stammenden Jugendfreunde John Engelbert und Oscar „Ossi“ Bonde ging es 2005 steil nach oben. Das selbstbetitelte Debütalbum mit den Indie-Krachern „Man Must Dance“ und „What’s The Point“ bescherte den
beiden ausverkaufte Touren in Europa und den USA, Auftritte vor und mit Lykke Li, Razorlight, Mando Diao und den Shout Out Louds oder Green Day, Veröffentlichungen in Japan, Songbeiträge für Kinofilm- und Spielesoundtracks, Platinstatus und einen schwedischen Grammy. Alles in allem also eine mehr als erfolgreiche Karriere.
Anlässlich der Veröffentlichung der Air is Free-EP der Zwei-Mann-Kombo mit drei neuen Songs und einem Remix des Titeltracks unterziehen wir das schwedische Duo einem Faktencheck.
1. Transition mal anders
John und Oscar sind nicht nur Musiker, sondern auch sehr gute Freunde. So gut, dass man am Sonntagnachmittag auch schon mal auf einen Filterkaffee und Marmorkuchen bei der Familie des jeweils anderen vorbeischaut – oder man fährt zusammen nach Peru. Genau das haben John und Oscar 2013 nach der Fertigstellung ihres letzten Albums Transition nämlich getan.
Schaue dir hier das Video zu Man must dance an und lies weiter:
https://www.youtube.com/watch?v=b_19Gc3cTWEAber anstatt dort nach getaner Arbeit die Füße hochzulegen, quartierten die beiden sich bei einer Gruppe Schamanen am Amazonas ein. Zehn Tage lang ließen Johnossi Musik mal Musik sein und versuchten stattdessen, eine innige Beziehung zu Mutter Erde aufzubauen. Ob’s etwas gebracht hat, wird man wohl auf dem nächsten Album erfahren...
2. Faul as fuck
Vier Alben in elf Jahren ist eigentlich eine ganz gute Quote, oder nicht? Bis Johnossi allerdings 2005 mit ihrer Musikkarriere richtig loslegten, dauerte es eine ganze Weile. Der Grund? Gammelei. Denn das Duo gibt unumwunden zu, stinkend faul zu sein. Deshalb ging es erst mit Mitte 20 das erste Mal gemeinsam ins Studio – ein Alter, in dem manch andere Rockband ihre besten Zeiten wohlgemerkt schon hinter sich hat.
3. Jacko und John
Das John heute die Saiten zupft, hat seine Ursprünge bei Michael Jackson und dessen legendärem Black and White-Video aus dem Jahr 1991. Denn im Verlauf des elfminütigen Clips stöpselt ein rotzlöffeliger Macaulay Culkin mirnichtsdirnichts die Peavey-EVH-Wolfgang-Gitarre in den Verstärker und bläst seinen eigenen Vater mit dem ersten Powerchord durchs Dach. Diese Szene tat es John so sehr an, dass er sich sofort eine eigene Gitarre von seinem Vater wünschte. Aber statt der E-Variante gab es, ganz zur Enttäuschung des ambitionierten Musikusses, nur eine Akustikklampfe.
Schaue dir hier das Video zu What's The Point an und lies weiter:
Die wandert erst mal in die Ecke, wurde dann aber doch reaktiviert und später gegen eine verstärkte Variante ausgetauscht. John verehrt den King of Pop bis heute. Gegenüber dem Musikexpress sagte er mal: „Ich glaube, er ist der Vorstellung von einem Messias so nah gekommen, wie es die Welt lang nicht mehr sehen wird. Er hat fast über das gleiche gesprochen wie Jesus, er hatte die gleiche Güte, und er endete auch fast wie Jesus, wurde gesteinigt und seltsamer Dinge beschuldigt, statt dass seine wahre Botschaft der Liebe gehört wurde. Statt seine Botschaft einer besseren Welt anzunehmen, hat die Welt ihn mehr und mehr mit Hass gesehen statt mit Liebe.“
4. Rock’n’ Roll schon seit Schultagen
Bevor die beiden zu Instrumenten griffen, ließen sie ihre Emotionen an Mitschülern und Lehrern aus. „Ich habe viel Scheisse gebaut. Ich hatte überhaupt keinen Respekt vor meinen Lehrern. Sobald sie wegsahen, warf ich Pflanzen oder Stühle aus dem Fenster“, verriet John im Interview mit dem SRF. „Eine meiner Lehrerinnen war leicht reizbar, und wir nervten sie, bis sie es nicht mehr aushielt. Als sie dann einen Wutanfall hatte, filmten wir sie sogar noch. Wir waren wirklich Bastarde.“
5. Schlaflosigkeit in Schweden
Der Song Bed of Fire vom Album Mavericks aus dem Jahr 2008 behandelt die Schlafstörungen von John. Schon als Kind fürchtete er sich vor Dunkelheit und schlief bis er 12 Jahre alt war bei seinen Eltern. Auch vor den Aufnahmen zu Mavericks bekam er kaum ein Auge zu und schrieb den Song, als er langsam wieder Schlaf fand. Glücklicherweise. Denn John träumt eigentlich ganz gerne – am liebsten so, dass er steuern kann, was passiert. „Ich liebe diesen Zustand und ich habe in letzter Zeit gelernt, wie man seine Träume immer mehr kontrollieren kann. Und wenn du einen schönen Traum hast, dann ist ja auch alles gut.
Denn wenn du gut träumst, dann schläfst du auch gut... Manchmal bevorzuge ich es sogar, Alpträume zu haben, anstatt überhaupt nicht zu schlafen. Denn zumindest ist es dann ein schönes Gefühl, wenn man von seinem Alptraum aufwacht und realisiert, dass es eben nur ein Alptraum, und keine Realität war. Und von diesen Träumen kann man auf jeden Fall auch etwas lernen“, hat er mal in einem Interview mit Radioactive.de erklärt.