Im Februar 2021 gaben die französischen Elektro-Roboter Daft Punk ihre Auflösung bekannt. Wir blicken zurück auf 28 beispiellose Karrierejahre zwischen bescheidenen Anfängen, einem furiosen Aufstieg und der von ihnen angezettelten, allumfassenden Revolution der Dance-Musik.
von Björn Springorum
Hört hier die größten Hits von Daft Punk:
Wenn ein Projekt das Adjektiv kompromissbereit aus seinem Wortschatz gestrichen hat, dann Daft Punk. Das Pariser Duo Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter krempelte die elektronische Musik rigoros um, machte aus Dance ein elegantes, fesselndes Genre zwischen Elektro, Pop, Soul und Funk, lieferte mit Get Lucky einen der größten Pop-Hits aller Zeiten und vertonte sogar einen Disney-Film ohne zu Kitsch-Clowns zu werden. Eine unchronologische Zeitreise von ihren Anfängen 1993 bis zu ihrer Auflösung 2021, festgehalten in sieben besonders vielsagenden Schnappschüssen.
1. Maskenball
Zu Beginn ihrer Karriere verzichten Daft Punk noch gänzlich auf Maskierung. Bevor sie sich jedoch die wohl schicksten Designer-Roboterhelme fertigen lassen, die jemals abseits von Hollywood in Auftrag gegeben wurden, durchlaufen auch die Franzosen einen Reifeprozess mit mal mehr, mal weniger glücklichen Zwischenergebnissen. Von Plastik-Müll aus dem Discounter über aufgeklebte Schriftzüge bis hin zu verstörenden Gesichtsbedeckungen ist alles dabei, bevor 2001 dann endlich die finale Form gefunden wird.
Foto: Kevin Winter/WireImage/Getty Images2. Roboter am Weihnachtsbaum
Wir haben in der Welt des Merchandising ja schon eine Menge gesehen. Also, eigentlich haben wir alles gesehen. Den charmanten Vogel schießen aber Daft Punk ab. Jedes Jahr brachten sie ihre eigene Weihnachtsbaumdekoration raus, die aus abgefahrenen Roboterhelm-Christbaumkugeln bestand. Bandshirts hat man ja auch wirklich genug im Schrank ...
3. Daft Punk und Disney
2010 ist mal wieder eines dieser Jahre, in denen man sich fragt, was Daft Punkt eigentlich gerade so treiben. Ihr letztes, zwiespältig aufgenommenes Album Human After All liegt fünf Jahre zurück, ihr kunstfertiger Film Daft Punk’s Electorama vier. Dann, im Dezember, veröffentlichen sie ihren Soundtrack zum Disney-Film Tron: Legacy, eingespielt mit einem gewaltigen Orchester, vermischt mit dunkel schimmernder Elektronik. Die Filmmusik spiegelt die märchenhafte, monumentale Cyber-Bildwelt des Films perfekt und hebt Daft Punk auf eine andere Stufe. Mal wieder.
4. Vergoldete Kollaborationen
Der eine oder andere Scheuklappen-Fan mag es als Ausverkauf sehen; in Wahrheit sind die Kollaborationen zwischen Daft Punk und anderen Künstler*innen nur ein weiteres Zeichen ihrer Offenheit, ihres untrüglichen Gespürs und ihrer endlosen Lust am Experiment. Und während ihre Zusammenarbeit mit Pharrell Williams für Get Lucky der mit Abstand erfolgreichste Moment ihrer an erfolgreichen Momenten nicht eben armen Karriere ist, zeigen auch die gemeinsamen Songs mit The Weeknd (I Feel It Coming) oder Kanye West (Stronger), wie lustvoll die beiden mit anderen Einflüssen und Stilen flirten.
5. Live vor der Pyramide
Die futuristische Pyramide gehört vor rund 15 Jahren untrennbar zu den aufwändigen Daft-Punk-Shows. Und während manche stirnrunzelnd der Frage nachgehen, wie viel Sinn denn jetzt ein Live-Album einer elektronischen Band macht, bringen Daft Punk mit ihrem zweiten Konzertalbum Alive 2007 das essentielle Live-Dokument des Genres heraus. Aufgezeichnet im Sommer 2007 in Paris, zeigt das Duo, wie live elektronische Musik sein kann, wenn man das denn möchte – mit eigens gebauten Computern und Gerätschaften, mit denen das Duo mixen, shuffeln, loopen, verzerren, beschleunigen oder verlangsamen kann. Was so entsteht, sind vollkommen einzigartige, neugeborene Versionen ihrer größten Tracks, inszeniert vor einer gewaltigen Pyramide.
6. Kontrollfreaks
Eine Band ist immer nur so gut wie die Entscheidungen, die sie trifft. Für Daft Punk gilt von Anfang an: Sei dein eigener Boss! Sie wollen die volle künstlerische Kontrolle behalten, in den Neunzigern mit ihren allmächtigen Major-Labels durchaus kein leichtes Unterfangen. Daft Punk unterzeichnen zwar bei Virgin Records, lassen die Plattenfirma ihre Tracks aber von ihrer eigenen Produktionsfirma Daft Trax lizenzieren. Nur durch die Freiheit, Daft Punk so aufzubauen, wie sie es für richtig halten, können sie ihre Anonymität wahren und so selten in der Presse auftauchen. Dem Erfolg hat das, wie man sieht, nicht geschadet.
7. 144 Mal um die Welt
Man könnte ganze Nächte damit zubringen, den ikonischsten, wichtigsten Daft-Punk-Song zu bestimmen. Around The World vom Debüt Homework hat gute Karten auf die Pole Position: Sie haben schon davor Musik gemacht, sie haben danach noch größere Hits geschrieben. Dieser Track, veröffentlicht im April 1997, ist aber der Startschuss für eine große Karriere. Beeinflusst von den Disco-Pionieren Chic, wiederholen Daft Punk den Songtitel ganze 144 Mal und erobern damit die Welt. In Kanada, Großbritannien, den USA, Island und Italien schießt der Song auf die Eins der Dance-Charts. Das abgedrehte Musikvideo und die funky Attitüde der Nummer tun ihr Übriges, um das Duo zu Megastars zu machen.
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