Von frechen Hip-Hop-Teens zu gestandenen Frauen: Mit ihrem zweiten Album CrazySexyCool hoben TLC ihren Sound und ihre Texte auf ein neues Level. Doch die Produktion der legendären Platte verlief alles andere als reibungslos — vor allem, weil Sängerin Lisa „Left Eye“ Lopes aus Versehen ein Haus abbrannte.
Anfang der Neunziger sieht es gut aus für TLC. Mit dem Debütalbum Ooooooohhh... On the TLC Tip (1992) hat das Trio erste Erfolge eingefahren; Platz 14 in den US-Charts und 4-faches Platin können sich für einen Newcomer-Act mehr als nur sehen lassen. Doch die drei Damen aus Atlanta sind noch lange nicht fertig. Auf ihrer zweiten Platte CrazySexyCool zeigen sie ihre erwachsene Seite, entwickeln sich musikalisch weiter und thematisieren ernstere Inhalte, wie zum Beispiel die HIV-Pandemie der Achtziger- und Neunzigerjahre. Bis heute gilt das Album als Meilenstein des R&B und hat ganze Generationen von Musiker:innen inspiriert. Die Produktion gestaltet sich allerdings alles andere als einfach...
CrazySexyCool: Ein brennendes Haus sorgt für Umstände
Mit der Arbeit an ihrer zweiten Veröffentlichung beginnen TLC im Jahr 1993. Sie holen sich dafür verschiedene Produzenten an Bord, wie zum Beispiel Babyface (Boyz II Men), Dallas Austin (Gwen Stefani) und Jermaine Dupri (Mariah Carey). Songs wie Creep und Waterfalls entstehen und zeigen, dass TLC nicht nur knallbunten Hip-Hop, sondern auch tiefgründigen R&B können. In ihrem Mega-Hit Waterfalls kommentieren sie zum Beispiel die damalige HIV-Welle, unter anderem mit der Zeile „Three letters took him to his final resting place“. Die Interludes auf der Platte steuert Phife Dawg von A Tribe Called Quest bei. Doch Lisa „Left Eye“ Lopes kann nur sehr bedingt an den Aufnahmen mitwirken. Sie ist auf Bewährung, weil sie ein Haus abgebrannt hat.
Aus ihrer schwierigen Vergangenheit hatte Lopes nie ein Geheimnis gemacht. Immer wieder hatte sie darüber gesprochen, aus einem missbräuchlichen Haushalt zu stammen, in dem Alkohol eine große Rolle gespielt habe. Anfang der Neunziger leidet sie selbst an einem Alkoholproblem und führt zudem eine toxische Beziehung mit dem Football-Spieler Andre Rison. Er schlägt Lopes und sie möchte sich dafür rächen, indem sie seine Tennisschuhe verbrennt, in der gemeinsamen Badewanne. Das Feuer breitet sich allerdings aus und das gesamte Haus des Paares brennt ab. Das sei ein Versehen gewesen, erklärt Lopes damals. Sie wird zu fünf Jahren Bewährung und einem Alkoholentzug verdonnert. An den Aufnahmen von CrazySexyCool nimmt sie daher nur sporadisch teil.
Am Ende landen TLC einen riesigen Erfolg
Trotz der schwierigen Umstände stellen TLC ihr zweites Album fertig und schreiben damit Musikgeschichte. Platz vier in Deutschland und Großbritannien, Platz drei in den USA: Weltweit stürmen sie die Hitparaden und das völlig zurecht. In den US-Singlecharts landen sie sogar zweimal auf der Pole Position, sowohl mit Creep als auch mit Waterfalls. Nicht nur das: TLC werden für sechs Grammys nominiert, von denen sie zwei in Empfang nehmen dürfen, und zwar für das „Beste R&B-Album“ und die „Beste R&B-Performance eines Duos oder einer Gruppe mit Gesang“. Als wäre all das noch nicht genug, kassieren sie für ihr zweites Album eine diamantene Schallplatte — als erste Girlgroup überhaupt. Ein Karrierehöhepunkt? Einerseits, ja. Aber danach geht es auch bergab.
Am 3. Juli 1995 melden TLC Bankrott an. Das liegt zum einen an Lopes’ gestiegenen Versicherungsbeiträgen durch den Hausbrand sowie an den hohen Arzt- und Medikamentenkosten für Tionne „T-Boz“ Watkins, die an Sichelzellenanämie leidet. Doch auch ihr schlechter Plattenvertrag zwingt TLC damals in die Knie. Die Kurzfassung: So ziemlich alle um die Band herum kassieren ordentlich ab — nur TLC selbst gehen weitestgehend leer aus. Zusätzlich kommt es zwischen den drei Sängerinnen zunehmend zu Streitigkeiten. Dennoch: TLC stellen gemeinsam ihr drittes Album FanMail (1999) auf die Beine und landen mit der Single No Scrubs den größten Hit ihrer Karriere. Für Lopes ist es einer ihrer letzten; sie stirbt am 25. April 2002 mit 30 Jahren bei einem Autounfall