von Timon Menge und Christof Leim
Er spielt nur zwei Stücke mit den „Fab Four“ ein, doch dazu gehört auch der unsterbliche Hit Love Me Do. Dank des kurzen Gastspiels geht er als einer der „fünften Beatles“ in die Geschichte ein. Heute hätte Andy White Geburtstag gefeiert.
Hier könnt ihr euch Please Please Me anhören:
Zur Welt kommt Andrew White am 27. Juli 1930 in Schottland. Seine musikalische Karriere beginnt mit zwölf in einer Dudelsackkapelle, schottischer geht’s kaum. Mit 17 schlägt er den Weg als professioneller Schlagzeuger ein, in seinen Zwanzigern tourt er mit Größen wie Chuck Berry, The Platters und Bill Haley & His Comets durch Nordamerika. Später kommentiert er diese Zeit folgendermaßen: „Wir haben Arrangements von Big Bands benutzt und einen Backbeat dazu gespielt, damit alles zu diesem Rock’n’Roll-Ding passt. Ich habe Rock’n’Roll damals live gehört. Dadurch hatte ich eine Vorstellung davon bekommen, was dort am Schlagzeug passieren musste.“
Einen der wichtigsten Anrufe seines Lebens bekommt White im September 1962. Da fragt Produzent Ron Richards nämlich, ob er eine Aufnahmesession der Beatles in den legendären Abbey Road Studios besuchen möchte. Richards arbeitet zu jener Zeit an der Seite von George Martin und kennt White noch durch andere Projekte.
Ringo wird ans Tamburin verfrachtet
Von Love Me Do existieren zu diesem Zeitpunkt bereits zwei verschiedene Aufnahmen. Eine entsteht am 6. Juni 1962 mit Ex-Beatles-Trommler Pete Best. Die zweite spielt Ringo Starr am 4. September desselben Jahres ein, doch Martin gefällt weder die eine noch die andere Version, weshalb White überhaupt ins Spiel kommt.
So entsteht am 11. September ein dritter Take. Diesmal nimmt White die Sticks in die Hand, und Ringo Starr darf (haltet euch fest) das Tamburin spielen. Die fertige Version landet nicht nur auf der US-Single, sondern wird auch für das Album Please Please Me (1963) verwendet. Whites Honorar: Fünf britische Pfund. Tantiemen erhält er nicht.
„Die beiden hatten ihre Musik nicht aufgeschrieben.“
Auch die B-Seite P.S. I Love You trommelt White ein. Im Studio arbeitet er vor allem mit Paul McCartney und John Lennon. „Die beiden hatten ihre Musik nicht aufgeschrieben“, erinnert er sich. „Wir mussten also erstmal alles durchgehen, damit ich wissen konnte, was ich spielen muss.“ Weitere Gastspiele gibt es nicht. Dennoch geht er als einer der zahlreichen „fünften Beatles“ in die Geschichtsbücher ein.
Nach seiner kurzen Karriere bei den „Fab Four“ musiziert White für die Herman’s Hermits und trommelt den Tom-Jones-Hit It’s Not Unusual ein. Mitte der Sechziger tourt er mit Marlene Dietrich durch die USA. Nach seiner Karriere als Profimusiker zieht er nach New Jersey, wo er seinen Lebensunterhalt als Schlagzeuglehrer für – ein Kreis schließt sich – Dudelsackkapellen verdient. Am 9. November 2015 erliegt er im Alter von 85 Jahren einem Schlaganfall. Rest in peace!
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