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Manchmal möchte man schreien. Axl Rose vor allem, wenn er an seine Nachbarin denkt. Foto: Kevin Mazur/WireImage/Getty Images

Zeitsprung: Am 30.10.1990 streitet Axl Rose mit der Nachbarin, aber ein Song entsteht.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 30.10.1990.


von Matthias Breusch und Christof Leim

Am 30. Oktober 1990 wird W. Axl Rose lautstark von der Muse geküsst: Ein Streit mit seiner Nachbarin endet im Knast, vorher fliegen Wein, Hühnchen und Autoschlüssel. Immerhin entsteht wegen dieser Querelen der Text zu Right Next Door To Hell.


Hier könnt ihr Use Your Illusion I komplett hören:



Axl Rose, der Sänger von Guns N’ Roses, hat sich in vielen seiner Texte frustrierende Erfahrungen mit anstrengenden Mitmenschen von der Seele geschrieben. So setzt er Ex-Liebhaberinnen mit Koksnase (You Could Be Mine) oder bösem Karma (Back Off Bitch) auf dem Quasi-Doppelalbum Use Your Illusion liebliche Denkmäler. In Erinnerung bleibt aber vor allem eine Begegnung, die ihn zum Song Right Next Door To Hell inspiriert.


Axl landet in der Zelle

Folgendes trägt sich am Abend des 30. Oktober in Hollywood zu: Axls Nachbarin Gabriella Kantor greift zum Telefon und ruft im Polizeirevier um Hilfe. Der wüste Sänger im Apartment nebenan habe sie mit einer Weinflasche sowie einem gut durchgebratenen Hühnchen attackiert und anschließend ihren Schlüsselbund aus dem zwölften Stock geworfen. Die Cops sind gleich zur Stelle, legen Axl in Eisen und verfrachten ihn für vier Stunden in eine Zelle. Das zuständige Gericht hat offenbar noch nicht mitbekommen, dass Mister Bailey ein ziemlich gut betuchter Rockstar ist, denn man lässt ihn für niedliche 5.000 Dollar Kaution wieder laufen.

Schon Wochen vor dem folgenden Gerichtsverfahren tragen beide Parteien die Sache in der Presse aus. Axl wird in People mit folgenden Worten zitiert: „Sie tickt nicht mehr richtig! Irgendwann hat sie damit begonnen, auf die Wand einzuhämmern und ihren Fernseher auf zehn zu drehen, um mich zu nerven. Daraufhin ist mir der Refrain zu Right Night Door To Hell eingefallen. Er passt bestens.“ Ihr Verhältnis beschreibt er nüchtern: “Sie ist ein besessener Fan und möchte großen Raum in meinem Leben einnehmen. Zurückweisungen erträgt sie nicht.“


Eine richtig gute Flasche

Die persönliche Begegnung auf dem Flur des Apartmenthauses hat ebenfalls ihre Momente. Frau Kantor erzählt ebenfalls bei People, Axl habe ihr „eine richtig gute Flasche Chardonnay“ über den Schädel gehauen. Sie beklagt eine Gehirnerschütterung und post-traumatische Kopfschmerzen. Axl wiederum erläutert, das könne gar nicht passiert sein: „Wenn ich sie wirklich mit einer Buddel getroffen hätte, wäre sie danach nicht mehr aufgestanden.“ 

Im Gegenteil: Er habe ihr zu ihrem eigenen Schutz die Flasche aus der Wurfhand genommen, als sie im Treppenhaus schreiend auf ihn zugelaufen kam, und sich in seine Wohnung zurückgezogen. Daraufhin habe sie ihm ihren Schlüsselbund hinterher gefeuert. Er habe die Tür geschlossen und die Schlüssel vom Balkon geworfen. Da Frau Kantor außer einem Hühnerfettfleck keinerlei Verletzungen nachweisen kann, legt stellt das Gericht am 28. November 1990 das Verfahren aus Mangel an Beweisen ein. Beide Parteien einigen sich zudem außergerichtlich darauf, sich „zukünftig nicht mehr zu nähern“. 




Die Zwillingsalben Use Your Illusion I & II erscheinen ein knappes Jahr später am 17. September 1991. Right Next Door To Hell eröffnet sogar Teil eins. Der Text klingt recht allgemein, die Refrainzeilen lassen sich halbwegs auf den Nachbarschaftsstreit beziehen. Der Ausruf vor dem Solo allerdings ergibt vor dem Hintergrund der Geschichte (aus Axls Perspektive zumindest) durchaus Sinn. Da schreit er nämlich mit Nachdruck „Fuck you, bitch!“…

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