Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 16.10.1969.
von Christof Leim
Für Freunde der Krachmusik wurde die Welt nicht in sieben Tagen erschaffen, sondern in einem: Am 16. Oktober 1969 nehmen Black Sabbath ihr Debütalbum auf und und bringen ein neues Universum aus Riffs hervor. Willkommen zu unserem 666. Zeitsprung!
Hier gibt’s das Werk von Black Sabbath zu hören:
Seit Mitte 1968 spielen die vier jungen Männer aus dem tristen Birmingham zusammen. Zunächst nennen sie sich Polka Tulk Blues Band, dann Earth, irgendwann heißen sie Black Sabbath. In einer Sache sind sich Tony Iommi (Gitarre), Ozzy Osbourne (Gesang), Geezer Butler (Bass) und Bill Ward (Drums) einig: Keiner von ihnen hat Lust auf lebenslange Fabrikarbeit. Lieber Rockstar werden und raus aus dem Moloch. Ein kleiner Gig folgt dem nächsten, bis sich irgendwann tatsächlich die Möglichkeit ergibt, ein Album aufzunehmen. In den Regent Studios in London soll es passieren, als Produzent wird ihnen Rodger Bain vorgesetzt.
Rein, laut, raus, fertig
Viel Nachdenken und Planen steht geht gar nicht zur Debatte: „Wir haben unser Liveset gespielt, das war’s“, berichtet Iommi später. Die Songs haben sie zu diesem Zeitpunkt schon so oft durchexerziert, dass kaum etwas wiederholt werden muss. „Wir haben Ozzy einfach in eine separate Aufnahmekabine gesteckt, und los ging es. Das Meiste haben wir kein zweites Mal durchgespielt.“ Lediglich ein paar Soundeffekte wie Regen und Glockengeläut zu Beginn des Eröffnungsstücks Black Sabbath oder ein paar zusätzliche Gitarrenpassagen in N.I.B. kommen hinzu. In gerade mal zwölf Stunden ist die Sache erledigt. „Uns kam ein ganzer Tag ziemlich lang vor“, erinnert sich Iommi.
Black Sabbath für zuhause:
Was Sabbath-Jünger wundert: Zunächst spielt Iommi auf einer weißen Fender Stratocaster. Doch als einer ihrer Tonabnehmer schlapp macht, greift der 21-Jährige auf seine Ersatzaxt zurück, eine Gibson SG, die er gerade erst gekauft hatte. Die dürfte ein gutes Stück wuchtiger geklungen haben. Heute kann man sich den Mann ohne SG gar nicht mehr vorstellen.
Ungekünstelt
Sänger Ozzy, damals gerade mal 20, denkt in seiner Autobiografie mit positiven Gefühlen an die Sessions – pardon: die Session – zurück: „Wir haben ein paar Gitarren und Gesangslinien gedoppelt und es sogar noch vor der letzten Runde in den Pub geschafft. So sollten Alben immer aufgenommen werden, finde ich.“ Bill Ward lobt 2001 in Guitar World die „Naivität“ und das „Zusammengehörigkeitsgefühl“, das auf der Platte zum Ausdruck kommt. „Daran ist nichts, aber auch gar nichts gekünstelt. Wir waren gar nicht alt genug, um irgendwie clever zu sein. Ich liebe alles daran, auch die Fehler.“ (Die fallen aber nicht weiter auf; bis auf zu ausuferndes Gitarrengeknörmel in den wenigen Jam-Passagen gibt es hier nichts zu meckern.)
Als Single wird „Evil Woman“ veröffentlicht, ein Song der US-Acid-Rocker Crow. Am zweiten Tag folgt der Mix und dauert ebenfalls nicht lange. Das Beste: Da sind die vier Jungspunde schon wieder unterwegs, um für „20 Pfund in der Schweiz zu spielen“, wie Riffmeister Iommi kommentiert.
Mit Folgen
Fünf Dekaden später klingt Black Sabbath immer noch monumental, kraftvoll, mysteriös und düster. Alleine das Riff zum Titelstück klingt so „evil“, dass sogar der Teufel dabei das Licht anlässt. Die vier Musiker und ihr Produzent haben in diesen zwölf Stunden im Oktober 1969 eine in ihrer Wirkung perfekte Momentaufnahme geschaffen, die als Urknall für eine neue Welt gesehen werden kann. Gleiche mehrere Genres lassen sich (nicht nur, aber hauptsächlich) auf dieses Debüt zurückführen, vor allem Heavy Metal, Stoner Rock und Doom.
Das Werk erscheint am 13. Februar 1970 (einem Freitag!) in Europa und am 1. Juni in den USA. Welche legendären Songs sich darauf finden, wer die geheimnisvolle Frau auf dem Cover ist und woher das umgedrehte Kreuz im Artwork kommt, erzählen wir euch dann ein andermal. Bis dahin sagen wir: Danke, Black Sabbath.