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Foto: Pool AYRAL/RAT/Gamma-Rapho via Getty Images

Dritter Karrierefrühling: Der „Tarzan“-Soundtrack von Phil Collins wird 25

Kaum ein Musiker hat so viele Karrieren durchlebt wie Phil Collins. Ob seine progressive Phase mit Genesis oder seine kommerziellere; seine Solo-Alben oder seine kleinen Schauspielprojekte: Immer wieder hat er sich neu erfunden. Ende der Neunziger gelingt ihm das sogar noch ein weiteres Mal: mit dem Tarzan-Soundtrack.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch den Tarzan-Soundtrack anhören:

Was Disney-Filme betrifft, waren die Neunziger eine goldene Ära. Die Schöne und das Biest, Pocahontas, Der König der Löwen, Toy Story, Aladdin, Hercules, Mulan: Jeder dieser hervorragenden Streifen ist in der Zeit von 1990 bis 1998 rausgekommen. Doch auch als sich das Jahrzehnt dem Ende zuneigt, legt der US-Unterhaltungskonzern weiter Qualitätsware nach. Mitte Juni 1999 läuft Tarzan an, der letzte Disney-Film des 20. Jahrhunderts. Er erzählt die Geschichte des gleichnamigen Dschungelmenschen und seiner geliebten Jane. Doch für uns Musikfans ist der Tarzan-Film von Disney aus einem ganz anderen Grund interessant: Der Soundtrack für den Streifen stammt von niemand geringerem als von Phil Collins.

Tarzan-Soundtrack: Phil Collins als Erzähler

Bereits 1995 wird Phil Collins gefragt, ob er nicht die Musik zu dem Streifen beisteuern möchte. Üblicherweise sehen Disney-Soundtracks so aus, dass sie von den Figuren des Films gesungen werden. Für Tarzan möchten die beiden Regisseure Kevin Lima und Chris Buck aber von diesem Prinzip abweichen. „Ich wollte nicht, dass Tarzan singt“, erklärt Lima in einem Interview. „Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie dieser halbnackte Mann auf einem Ast sitzt und plötzlich mit einem Song herausplatzt. Das wäre lächerlich gewesen, glaube ich.“ Gut möglich. Collins soll deshalb keine Stücke für die Figuren schreiben, sondern sich eher als Erzähler verstehen. Das gelingt ihm mit Bravour — sogar gleich in mehreren Sprachen.


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Dass Disney-Soundtracks in unterschiedliche Landessprachen übersetzt werden, ist schon lange der Fall. Doch dass die Songs von ein und demselben Künstler mehrfach aufgenommen werden, ist Ende der Neunziger neu. Denn statt zum Beispiel einen deutschen Muttersprachler mit der hiesigen Variante von Collins’ Stücken zu betrauen, singt der Brite die internationalen Versionen seiner Songs einfach selbst ein. Französisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch. Collins, Collins, Collins, Collins. Zugegeben, seine Aussprache klingt nicht immer lehrbuchmäßig. Doch es hat etwas sehr Sympathisches, wenn Collins Dir gehört mein Herz singt. Aber ja, was für Lieder sind das eigentlich, die der Brite für den Film schreibt? Fünf an der Zahl und mindestens zwei davon sind echt gut.

Eine große Auszeichnung für einen großen Song

Da wäre zum einen der gerade schon erwähnte, der im englischen Original You’ll Be In My Heart heißt und mit dem Collins in Deutschland die Top 20 erreicht. Am 15. Juni 1999 erscheint das Stück als erste Single-Auskopplung aus dem Tarzan-Soundtrack. Am 25. August 1999 folgt Two Worlds, ebenfalls ein mindestens kleiner Erfolg: In Deutschland gelingt Collins damit Platz 43 der Singlecharts. Strangers Like Me erscheint am 25. Oktober 1999 und beschert Collins Platz 29. Und Son Of Man kommt am 8. Februar 2000 raus und landet immerhin noch auf Position 68. Was all die Songs gemeinsam haben, ist, dass man merkt, dass Collins sie mit Herz geschrieben hat, mindestens so, wie er es in der ersten Single beschreibt. Das wird auch belohnt.

„And the Oscar goes to…“, verkündet Cher am 26. März 2000 bei den 72. Oscar-Verleihungen, nachdem sie einen kleinen Kampf mit ihrem Kleid ausgefochten hat: „Phil Collins for You’ll Be In My Heart!“ Collins steht am Bühnenrand, fasst sich an den Kopf und kann es zunächst gar nicht glauben. Doch dann tritt er ins Rampenlicht, nimmt seine Trophäe entgegen und genießt den zweiten, dritten oder vierten Frühling seiner Karriere, je nachdem, wie man es nehmen mag. „Ihr glaubt gar nicht, wie viel mir das bedeutet“, erklärt er in seiner Dankesrede. Und scherzt hinterher: „Und meinen Kindern erst!“ Damit beschließt Phil Collins die goldenen Disney-Neunziger — und nimmt sogleich die Arbeit an seinem 17. Soloalbum Testify (2002) mit dem Mega-Hit Can’t Stop Loving You auf.

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