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Foto: Niels van Iperen/Getty Images

„Evil Empire“: Wie Rage Against The Machine den USA den Kampf ansagten

Sie gelten als Wegbereiter des Nu Metal und gehören zu den politisch aktivsten Bands der Neunziger. Schon mit ihrem Debüt räumen Rage Against The Machine 1992 die komplette Erfolgspalette ab. Vier Jahre später legt die Gruppe unter großer Beachtung ihr zweites Werk nach: Evil Empire. Mit dem Titel spielen die Musiker auf die USA an. Da bleiben Kontroversen in der patriotischen Heimat natürlich nicht aus.

von Timon Menge

Hier könnt ihr Evil Empire von Rage Against The Machine hören:

Als Rage Against The Machine während der Neunziger lautstark ihre politischen Statements hinausschreien, hört die Welt gebannt zu. Das nach der Band benannte Debüt von 1992 verkauft sich wie warme Semmeln, nicht zuletzt wegen der Hitsingle Killing In The Name, die im Radio rauf und runter gespielt wird. (Einmal sogar aus Versehen in der nicht zensierten Version mit 17 „Fucks“.) Nach dem ersten Album kursiert immer wieder das Gerücht, dass sich die Band auflösen würde. Doch 1996 melden sich Sänger Zack de la Rocha, Gitarrist Tom Morello, Bassist Tim Commerford und Schlagzeuger Brad Wilk eindrucksvoll zurück.

Evil Empire: Eine wenig charmante Umschreibung der USA

Mit Evil Empire starten Rage Against The Machine gleich auf Platz eins der Billboard-Charts durch, durchaus zu ihrer eigenen Überraschung. Doch Songs wie People Of The Sun, Bulls On Parade, Vietnow, Tire Me, Down Rodeo und Year Of Tha Boomerang sprechen für sich und kommen nicht nur bei der bereits vorhandenen Zuhörerschaft der Band gut an.

Den Albumtitel entleiht die Gruppe einer Formulierung, die US-Präsident Ronald Reagan und Konservative zu Beginn der Achtziger nutzen, um die ehemalige Sowjetunion zu beschreiben, deuten ihn allerdings ein wenig um. „Wir denken, dass man diese Bezeichnung genauso für die Vereinigten Staaten verwenden kann“, erzählt Frontmann de la Rocha in einem Interview mit MTV. In den USA eckt man mit solchen Aussagen natürlich an, um es einmal vorsichtig zu formulieren. Doch wenn es anfängt weh zu tun, legen Rage Against The Machine bekanntermaßen erst los.

Ein Fernsehauftritt der besonderen Art

Als die Band im April 1996 bei der Show Saturday Night Live auftreten soll, um ihr neues Album vorzustellen, gibt es da ein kleines Problem: Für die gleiche Sendung wurde der republikanische Präsidentschaftskandidat Steve Forbes eingeladen. Rage Against The Machine möchten allerdings auf den Kopf gedrehte USA-Flaggen von ihren Verstärkern hängen lassen. Die Macher der Sendung geraten in Panik und beschließen kurzerhand, dass Rage Against The Machine nur einen Song spielen dürfen, statt der besprochenen zwei. Die Fahnen werden verboten. Einen Versuch unternimmt die Gruppe natürlich trotzdem.

Kurz vor dem Start der Live-Sendung rollen die Roadies von Rage Against The Machine die umgekehrten Flaggen vor den Verstärkern auf. Genauso schnell eilt aber die Crew von Saturday Night Live herbei und reißt sie wieder runter. Im Anschluss an ihre Performance wird die Band ohne große Umwege des Gebäudes verwiesen. (Ob der Crew von Saturday Night Live die Che-Guevara-Flagge an einem der Verstärker nicht aufgefallen ist oder ob die Mitarbeiter*innen der Sendung nicht wussten, wofür sie steht, können wir euch auch nicht sagen. Sie wurde jedenfalls trotz des republikanischen Besuchs nicht entfernt.)

Die musikalische Gemeinschaft als politische Macht

Um Evil Empire zu promoten, verschicken Rage Against The Machine unter anderem eine kostenlose 7“-Single an alle Mitglieder ihres Fanclubs. (Darauf enthalten: eine neue Version des Songs Bombtrack sowie ein Cover des N.W.A.-Klassikers Fuck Tha Police.) Generell scheint die Gruppe viel Wert auf ihre Community zu legen, wie aus dem gleichen MTV-Interview hervorgeht. „Ich denke, dass es bei Rage sehr wichtig ist, dass…“, beginnt Gitarrist Tom Morello. „Wir schaffen es, dass die Leute unserer Musik zuhören und auf diese Weise mit einer ihnen fremden politischen Botschaft konfrontiert werden.“ Frontmann De La Rocha ergänzt: „Ich weigere mich zu glauben, dass die musikalische Gemeinschaft ein Teil dieser verzweifelten, inaktiven Generation-X-Gemeinschaft sein soll. Ich glaube, dass sie eine Kraft werden kann.“

Eine popkulturelle Kraft bleiben Rage Against The Machine so oder so, auch mit ihrem zweiten Album. Für den Song Tire Me kassiert die Band einen Grammy für die „Best Metal Performance“; Bulls On Parade und People Of The Sun werden immerhin als „Best Hard Rock Performance“ nominiert. Weltweit verfolgen Millionen von Anhänger*innen das Schaffen der Grupppe. Mit The Battle Of Los Angeles legen Rage Against The Machine drei Jahre später bereits ihr letztes Studioalbum vor und vervollständigen ihr unsterbliches Vermächtnis. Doch das ist wieder einmal eine andere Geschichte.

Rage Against The Machine Evil Empire Cover Das Cover von Evil Empire zeigt eine Abwandlung des Comichelden Crimebuster aus den Vierzigern und Fünfzigern.

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