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Zeitsprung: Am 17.9.1979 erscheint „Joe’s Garage - Act I“ von Frank Zappa.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 17.9.1979.

von Timon Menge und Christof Leim

Eigentlich soll Joe’s Garage ja bloß eine Single werden, aber weil’s gerade läuft, entsteht eine Rockoper in drei Akten über eine dystopische Gesellschaft, in der Musik verboten ist. Dazu gehört Liebe zu Haushaltsgeräten und die Frage, warum es beim Pinkeln wehtut… Am 17. September 1979 erscheint der erste Teil der Trilogie.

Hier könnt ihr euch alle drei Akte von Joe’s Garage anhören:

Als Frank Zappa im März 1979 mit der Produktion seines neuesten Streichs Joe’s Garage beginnt, hat sich für den exzentrischen Musiker einiges verändert. Nach der Trennung von seiner alten Plattenfirma hat er mit Zappa Records sein eigenes Label ins Leben gerufen und mit Sheik Yerbouti gerade eines seiner wichtigsten (und auch bekanntesten) Alben veröffentlicht. Seine neue Platte soll zunächst bloß eine Single werden. Doch weil Zappa und seine Band (wie fast immer) eine immense Fülle an neuem Material zusammentragen, entscheidet sich der Maestro kurzerhand um — und beginnt mit der Komposition einer ausgewachsenen Rockoper in drei Akten. 

Musik ohne Grenzen

Die Herangehensweise lässt sich, wie so oft bei Zappa, nicht genau festnageln. Vielmehr ist sie das Ergebnis stundenlanger Jams. So mischt er abermals unterschiedliche Stile, bis dabei sein ganz persönliches Kabinett der Verrücktheiten herauskommt. Weder vor Blues noch vor Jazz, Doo Wop, Rock, Pop oder Reggae macht er Halt. Erwähnenswert ist vor allem der Einsatz der sogenannten Xenochronie: Dabei handelt es sich um eine Aufnahmetechnik, bei der ältere Liveversionen von Gitarrensoli über neuere Studioaufnahmen gelegt werden. Diese Methode wendet Zappa bei fast allen Songs auf Joe’s Garage an, nur Crew Slut und Watermelon In Easter Hay funktionieren anders. Beim zweiten Stück handelt es sich laut Zappa um das beste auf dem gesamten Album. Das sieht sein Sohn ähnlich und verpasst der Nummer den Stempel des besten Gitarrensolos, das sein Vater je gespielt hat.

Bei Frank Zappa wird aus einer Single auch schon mal eine dreiteilige Rockoper.

Die Handlung

Inhaltlich beschreibt Zappa das Werk als „kleine dumme Geschichte, die davon handelt, wie die Regierung die Musik abschafft”. Erzählt wird die Story vom fiktiven Charakter Central Scrutinizer, der von Joe berichtet: Ein Jugendlicher, der eine Garagenband gründet, es mit den Frauen eher schwer hat, all sein Geld einer fadenscheinigen Religionsgemeinschaft in den Rachen wirft, seine sexuelle Vorliebe für Haushaltsgeräte entdeckt (richtig gelesen) und schließlich im Gefängnis landet. Als er wieder freigelassen wird, sieht er sich mit einer Gesellschaft konfrontiert, in der Musik verboten wurde. Das treibt ihn endgültig in den Wahnsinn. Klingt abgedreht, ist es auch und führt zu hübschen Songtiteln wie Crew Slut, Catholic Girls und Why Does It Hurt When I Pee?. Doch Zappa wäre nicht Zappa, wenn er solch eine Geschichte nicht für bissige Kommentare über die US-amerikanische Gesellschaft nutzen würde.

Schließlich erfolgt die Veröffentlichung der Rockoper in zwei Schüben. Act I erscheint am 17. September 1979, Act II + III ziehen im November nach. Während der erste Teil Platz 27 der US-Billboard-Charts erreicht, gelingt mit Teil zwei “nur” der Sprung auf Platz 53. Doch Chartplatzierungen hin oder her, denn die waren Zappa im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten ohnehin egal: Mit Joe’s Garage ist dem Ausnahmekünstler ein weiteres seiner zahlreichen Monumentalwerke der Musikgeschichte gelungen, das bis heute Bestand hat.