Zeitsprung: Am 18.2.1990 tritt Freddie Mercury das letzte Mal in die Öffentlichkeit.
popkultur18.02.20
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 18.2.1990.
von Victoria Schaffrath und Christof Leim
Preisverleihungen zeichnen sich durch euphorische Momente aus. Als Freddie Mercury am 18. Februar 1990 mit Queen einen Brit Award entgegennimmt, kann man vermutlich eine Stecknadel fallen hören. Brian May hält die Dankesrede, von Freddie gibt’s nur ein kurzes „Thank you, good night“. Es soll sein letzter öffentlicher Auftritt bleiben.
Hört euch hier The Miracle an, das Queen erst 1989 veröffentlicht hatten:
Wer das Freddie Mercury-Biopic Bohemian Rhapsody für bare Münze nimmt, mag denken, dass der Sänger seine Band Queen um den legendären Live Aid-Auftritt herum mit seiner HIV-Diagnose konfrontierte. Die Realität sieht etwas anders aus; Brian May erinnert sich später, dass sein Kollege die Krankheit nie so ganz offenlegte: „Wir haben nie darüber gesprochen, und Freddie wollte das auch nicht.“ Dass etwas nicht stimmt, wissen die engen Freunde jedoch mit Gewissheit. Und spätestens ab dem 18. Februar 1990 weiß es auch die Öffentlichkeit.
Ein Preis für Verdienste an der britischen Musik
Seit Jahren schon spekuliert da besonders die britische Klatschpresse um Mercurys Gesundheit und macht Profit mit seinem eisernen Schweigen. Vielleicht entscheidet sich das Stimmtalent auch deswegen dagegen, für das 1989 erschienene Album The Miracle zu touren. Einen Brit Award für außerordentliche Verdienste an der britischen Musik schlägt man jedoch nicht aus, und so macht sich das Quartett an einem Sonntagabend im Februar 1990 auf zur Preisverleihung im Dominion Theater in London.
Als der Laudator seine Lobrede über die Verdienste von Queen abschließt und auch diverse Prominente per Videobotschaft ihre Verehrung für die Gruppe beteuern, betritt das Vierergespann die Bühne. Mercurys überdimensionierte Schulterpolster schaffen es kaum, über seine mittlerweile fragile Statur hinwegzutäuschen.
Zwar nimmt er den Preis entgegen, ans Mikrofon tritt jedoch Brian May. Im Publikum herrscht nach dem obligatorischen Applaus völlige Stille, während der Lockenkopf sich bei den Fans bedankt und noch einen Einzeiler über die Verdienste an der Vinyl-Produktion unterbringt. May wirkt fahrig, nervös. Ein paar mal bricht ihm die Stimme weg.Angespannte Stimmung oder posthume Verklärung?
Roger Taylor bedankt sich ebenfalls noch kurz, John Deacon hält sich wie immer im Hintergrund. Als die Band sich schon im Abgang befindet, biegt Mercury zögerlich Richtung Mikro ab: „Danke… Gute Nacht“, als wolle er sich verabschieden. Dann vollzieht einer der ganz Großen seinen letzten Bühnenabgang.
Auch Dekaden später wirkt die Stimmung der Gruppe angespannt, aber womöglich liest sich das Gebaren der Briten anders, wenn man um den Verlauf der Geschichte weiß. Erst über anderthalb Jahre später, einen knappen Tag vor seinem Ableben, informiert der stets selbstbestimmte Künstler über seine Erkrankung. Freddie bleibt eben bis zuletzt eine ganz eigene Kampfklasse.