Ms. Jackson katapultierte Outkast im Jahr 2000 endgültig auf den Superstar-Olymp. Doch nur wenige wissen, worum es in dem Hit wirklich geht: André 3000 schrieb den Song als Entschuldigung an die Mutter von Erykah Badu – nachdem seine Beziehung zu Badu zerbrochen war und ihr gemeinsamer Sohn mit getrennten Eltern aufwuchs.
Eine Nacht im Februar 1997. Was zunächst als unverbindliches Schäferstündchen gedacht ist, entpuppt sich wenige Tage später als Zeugung von Seven Sirius Benjamin, dem gemeinsamen Sohn von Outkast-MC André 3000 und Neo-Soul-Ikone Erykah Badu. Neun Monate danach, am 18. November 1997, erblickt er das Licht der Welt – und stellt das Leben seiner Eltern gehörig auf den Kopf. Die beiden bleiben ein Paar, raufen sich zusammen, so gut es geht. Doch 1999 gehen der Outkast-Frontmann und Badu getrennte Wege. Als Mama und Papa bleiben sie auch weiterhin ein Team, sind für ihren gemeinsamen Sohn da. Dennoch: Badus Mutter leidet darunter, dass die Eltern ihres Enkels nicht mehr zusammen leben. Kurze Zeit später entschuldigt sich André 3000 bei ihr – mit einem Song.
Ms. Jackson: André 3000 entschuldigt sich bei Erykah Badus Mom
„I’m sorry Ms. Jackson, I am for real“, heißt es in dem Text, in dem sich André 3000 an seine ehemalige Schwiegermutter in spe richtet. Er habe nie im Sinn gehabt, ihre Tochter zum Weinen zu bringen und entschuldige sich „a trillion times“. „Das hat mich ziemlich getroffen“, erinnert sich Erykah Badu 2016 im Podcast Rap Radar. „Ich wollte das nicht hören, vor allem nicht die Strophe von Big Boi.“ Andrés Kollege rappt in Ms. Jackson darüber, dass Badus Mutter ihrer Enttäuschung ziemlich freien Lauf ließ und den Vater ihres Enkels beispielsweise nicht zu Geburtstagspartys einlud, die sie organisiert hatte. Mit den unverfänglichen Refrains ihres Ex-Manns kommt Badu besser zurecht und beschreibt sie als „sehr, sehr inspirierend“. „Er hat einfach gesagt, wie er sich fühlte“, erklärt sie. „Das habe ich immer respektiert und mir angehört, was er dachte.“
„Ich wäre wahrscheinlich nicht zu Erykahs Mom gegangen und hätte gesagt: ‚Sorry für das, was passiert ist‘“, erklärt André 3000 später in einem Interview mit der Tageszeitung Atlanta Journal-Constitution. „Doch durch die Musik hat man die Chance, zu sagen, was man sagen möchte.“ Dazu gehört auch, dass es für die Trennung Gründe gegeben habe und deshalb niemand dem anderen böse sein könne. Er habe so viel für die Beziehung gebetet, dass er Knieschoner hätte gebrauchen können, heißt es im Text von Ms. Jackson. Badus Mutter solle akzeptieren, dass alles cool sei und dass er an Sevens erstem Schultag und beim Schulabschluss dabei sein werde. Tatsächlich übernehmen André 3000 und Erykah Badu ihre elterlichen Pflichten jahrelang Seite an Seite, auch wenn sie kein Paar mehr sind. Sie handeln im Interesse ihres gemeinsamen Kindes – genau wie es sein sollte.
„Ms. Jackson“ ist der wohl größte Fan ihres Songs
Was die echte „Ms. Jackson“, also Erykah Badus Mutter, von der Nummer hält? Eine berechtigte Frage mit einer unerwarteten Antwort: Sie feiert den Song. Das war nicht immer so, wie sie im Interview mit Okayplayer berichtet: „Zuerst wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Ich musste mir den Song immer und immer wieder anhören und erstmal herausfinden, ob ich darin beleidigt werde.“ Doch als sie gemerkt habe, dass der Song sehr respektvoll sei, habe sie sich schnell damit angefreundet. „Sie hatte ein Ms. Jackson-Kennzeichen“, erzählt Erykah Badu im Podcast Rap Radar. „Sie hatte die Tasse, sie hatte den Stift, sie hatte das Stirnband, sie hatte einfach alles.“ In einem anderen Interview verrät Badu, dass der Song die Chance ihrer Mutter auf etwas Berühmtheit gewesen sei, was sie sehr gefreut habe.
Entstanden ist Ms. Jackson übrigens ganz altmodisch: auf einer Akustikgitarre, ehrlich und direkt aus dem Herzen. „Dann habe ich etwas daraus gemacht, dass die Leute besser verstehen konnten“, erklärt André 3000 im Interview mit dem Magazin Vibe. Das zahlt sich aus: Als der Track am 24. Oktober 2000 als zweite Single des vierten Outkast-Albums Stankonia erscheint, erobert er weltweit die Charts. Wenige Monate später erklimmt er sogar Platz eins in den USA und Outkast kassieren den Grammy für die „Best Rap Performance by a Duo or Group“. Heute zählt Ms. Jackson unumstößlich zu den legendärsten Hip-Hop-Klassikern und ist auf Spotify die am zweithäufigsten gehörte Nummer von Outkast, gleich hinter Hey Ya!. Darauf kann sich Seven Sirius Benjamin, der nun auf die 30 zugeht, wohl ganz schön etwas einbilden.