
Erst klingelt das Telefon, dann die Kasse: Als Lady Gaga & Beyoncé 2010 den gemeinsamen Song Telephone herausbringen, stellen sie die Musikwelt damit gehörig auf den Kopf. Doch für welche Pop-Queen war der Titel ursprünglich gedacht und warum kann Gaga selbst ihn nicht leiden? Zum Jubiläum nehmen wir den Über-Hit genauer unter die Lupe!
Lady Gaga & Beyoncé – a match made in heaven
Zwei Musiklegenden, ein opulentes, neunminütiges Video und ein Ohrwurm für die Ewigkeit: Auch 15 Jahre nach seiner Veröffentlichung hat Telephone nichts von seinem Status als Popkultur-Phänomen eingebüßt. So verkauft sich der Song weltweit nicht nur über sieben Millionen Mal, sondern verändert auch die Musiklandschaft nachhaltig. Und das, obwohl Telephone eigentlich für eine ganz andere Künstlerin gedacht war …
Als Lady Gaga 2008 das erste Mal zum metaphorischen Telefonhörer greift, nimmt niemand ab: Ursprünglich schreibt sie den Titel nämlich nicht für sich selbst, sondern für Kollegin Britney Spears. Gemeinsam mit Rodney „Darkchild“ Jerkins arbeitet Gaga damals an Tracks für Spears' Album „Circus“.
A Star Is Born
Obwohl Britney zunächst ein Demo zu Telephone aufnimmt, entscheidet sie sich letztlich doch gegen den Song und selbiger wandert in die Schublade. Gagas eigene Karriere geht zu dem Zeitpunkt bereits durch die Decke: Mit ihrem Debütalbum The Fame und dazugehörigen Songs wie Just Dance und Poker Face katapultiert sich die New Yorkerin in die höchsten Sphären des Pop-Universums.
So kommt es auch, dass die Musikerin Bekanntschaft mit anderen Künstlerinnen macht – unter anderem mit niemand Geringerem als Beyoncé. 2009 begegnen die beiden sich erstmals bei den MTV VMAs und nur kurze Zeit später steuert Gaga einen Teil zum Remix von Beyoncés Song Video Phone bei. Doch der größere Telefonstreich steht den Damen erst noch bevor.
Lady Gaga im Circle Store
Die Angst vor dem Ersticken
Laut eigenen Angaben geht es in Telephone um das erdrückende Gefühl, niemals wirklich Spaß haben zu können, weil die Arbeit ständig (an-)ruft. Verpackt wird diese düstere Beklemmung auf Germanotta-Art in einen explosiven Dance-Pop-Song mit wummernden Beats und catchy Chorus, der beim Publikum und Kritikern gleichermaßen gut ankommt. Beyoncé ergänzt den Titel mit ihrer coolen Dynamik so mühelos, dass man den beiden die Thelma & Louise-Nummer zweifellos abkauft.
Am 26. Januar 2010 wird Telephone offiziell als zweite Single von The Fame Monster veröffentlicht und schlägt ein wie ein Komet. In den USA erreicht er Platz drei der Billboard Hot 100 und erhält weltweit 26 Mal Platin. Mit über 810 Millionen Streams allein auf Spotify zählt er eindeutig zu den prägendsten Pop-Hits der 2010er-Jahre.
Ein Musikvideo für die Ewigkeit
Großen Anteil an diesem Kultstatus hat vor allem das Musikvideo zum Song. Als Regisseur wählt Gaga damals erneut Jonas Åkerlund aus, der bereits das siebenminütige Meisterwerk zu Paparazzi gedreht hatte. Dementsprechend knüpft die Storyline von Telephone auch direkt hier an: Nachdem Gaga ihren zwielichtigen Lover vergiftet hat, treffen wir sie nun bei ihrer Inhaftierung in einem Frauengefängnis an. Hier wird sie von ihrer Partnerin in Crime Beyoncé herausgeholt, um im Anschluss nicht nur deren Freund, sondern gleich ein ganzes Diner voller Gäste zu vergiften.
Es ist ein wilder Ritt durch eine neonbunte Ansammlung aus High-Fashion-Looks, Andy-Warhol-Verweisen und Referenzen zu Quentin Tarantinos Kill Bill – inklusive des berüchtigten „Pussy Wagon“ (den Gaga Tarantino während eines Treffens übrigens mal eben so aus dem Kreuz leiert.) In einem Interview erklärt Åkerlund die Zusammenarbeit mit Lady Gaga so: „Sie hatte eine Menge Ideen. Fast zu viele. Ich musste sie filtern.“
Kitsch wird Kult
Gedreht wird der Kurzfilm in nur zwei Tagen, weil Gaga und Beyoncé beide gerade auf Tour sind. Bei Letzterer hat der Regisseur bis zum Schluss Zweifel, ob sie tatsächlich auftaucht. Als sie dann vor Ort ist, muss der ursprüngliche Drehplan aufgrund von schlechten Lichtbedingungen spontan umgeworfen werden und die ikonische Motelzimmer-Szene wird komplett improvisiert. Hier gelingt es Beyoncé sogar, eine ganz neue, wildere Seite von sich zu zeigen. Im Anschluss arbeiten Beyoncé und Åkerlund häufiger zusammen.
Telephone bricht mit traditionellen Musikvideo-Normen und vermischt Elemente aus Trashfilm-Ästhetik, Actionkino und schwarzer Komödie. Mit seinem übertriebenen Stil und der filmreifen Produktion markiert es einen Meilenstein in der Geschichte der Musikvideos. Billboard ernennt es sogar zum besten Video des Jahrzehnts, während NME es zu einem der 100 besten Musikvideos aller Zeiten kürt.