Soundtrack für einen endlosen Sommer: So klingt das neue Album von Empire Of The Sun
popkultur26.07.24
Empire Of The Sun sind Australiens Popmusik-Export Nummer eins. Mit Ask That God brechen sie ihr achtjähriges Schweigen – und liefern ein verträumtes, sonnengetränktes Album für endlose Sommernächte.
Der Sommer ist da. Und mit ihm die langen Abende, die tropischen Nächte, die Schirmchendrinks. Die große Freiheit ist endlich zurück – und Empire Of The Sun liefern den passenden Soundtrack dazu. Lange hat sich das australische Duo Zeit genommen für dieses vierte Album: Ganze acht Jahre sind seit Two Vines vergangen, unglaubliche 16 seit dem Durchbruch Walking On A Dream. Mit gefühlvollen Songs wie We Are The People spielen sich die Australier direkt in die Herzen der Musikhörer*innen weltweit. Vielleicht mal das Wichtigste zuerst: Das haben sie natürlich nicht verlernt.
Dennoch ist die Welt heute eine andere. Und Empire Of The Sun sind es auch. Luke Steele und Nick Littlemore sind zwar weiterhin die flamboyanten Erscheinungen, die selbst einen Jared Leto blass aussehen lassen. Vor allem aber haben sie ihren Sound gehörig raffiniert. Wo es früher Vergleiche mit Bowie oder Ultravox hagelte, hat das Duo seinen Sound im Jahr 2024 hörbar geöffnet. Deutlich mehr Einflüsse aus den Siebzigern und Achtzigern machen sich breit in den Songs, die in ihrer schillernden, sonnenverwöhnten Aura wie gemacht sind für lange Nächte am Strand, auf dem Balkon, in der Stadt.
Eigentlich gab es die Band nicht mehr
Dass es überhaupt zu Ask That God gekommen ist, grenzt an ein Wunder, wie uns die Band im Interview verraten hat : „Nach unserem letzten Album sind wir nach Tokio gereist, zweimal sogar, und haben dort mit modularen Synthesizern gearbeitet. Wir hatten vor, ein ruhiges, ganz elektronisches Album zu machen, das Techno Tokyo heißen sollte. Aber irgendwann verlor das Ganze seinen Reiz. Dann sind wir zurück nach Los Angeles gegangen und haben ein Jahr lang mit Jackknife Lee in Malibu gearbeitet, was auch nicht wirklich funktionierte. Kurz vor der Pandemie waren wir einfach erschöpft, die Band fühlte sich zerrissen an. Also beschlossen wir, eine Pause einzulegen, ich dachte sogar, die Band sei am Ende. Wir sagten der Plattenfirma, dass wir keine weiteren Alben machen würden.“
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Auseinandersetzung mit der Sterblichkeit
Es blieb zum Glück nicht dabei. 2022 nehmen die beiden wieder Kontakt auf, finden wieder zu dem zurück, was Empire Of The Sun damals ausgemacht hat. Und schreiben in Los Angeles ein neues Album. Die beiden selbst beschreiben dieses Comeback als „Auseinandersetzung mit der Sterblichkeit und der ewigen Freiheit“, was dann auch die verstärkte melancholische Note erklären dürfte, die sich durch fast alle Songs zieht. Ask That God ruft Gefühle von Nostalgie, Glückseligkeit, Traurigkeit und Verletzlichkeit hervor, ein sanftes, introspektives und dennoch nach außen gewandtes Album, das insbesondere eine Botschaft zu vermitteln scheint: Wir sind hier. Und wir werden nur einmal hier sein.
Dass das Ganze immer noch verflixt tanzbar ist, muss auf besondere Weise gewürdigt werden. So tief und emotional die Themen, so einnehmend die Musik. Songs wie AEIOU sind große Hymnen der Selbstermächtigung, Happy Like You spiegelt ihre Liebe zu den Bee Gees, während mit den Pet Shop Boys ein weiteres großes Elektronikduo über den Tracks schwebt. Wie immer bei Empire Of The Sun kann man sich in ihren warmen Sound sinken lassen. Und das von Anfang an: Mit Changes steht ein Elektro-Pop-Diamant am Anfang, der mit seiner Synthie-Flöte für einen der ikonischsten Sounds dieses Sommers sorgen dürfte. Hätten wir jetzt auch nicht gedacht, dass uns ausgerechnet so was gefehlt hat. Eine Synthie-Flöte. Wow.
Von Tokio nach Los Angeles
Auch die Reise nach Japan hat ihre Spuren hinterlassen. Einerseits in Songtiteln wie Cherry Blossom, andererseits in Tracks wie Rhapsodize, die in Japan begonnen und in Los Angeles vollendet wurden. All die Konflikte, Probleme und Ängste der letzten Jahre finden ihren Weg in dieses Album, machen es profund ohne die Leichtigkeit zu verlieren. Sie sind immer noch da, die verträumten Synthies, die warmen, organischen Sounds, das Zirpen der Grillen und das Funkeln der Sterne. Es klingt alles nur ein wenig nachdenklicher, ein wenig gezeichneter. Weil sich die Welt eben weitergedreht hat. „Wir haben es durch die Schwierigkeiten der letzten 15 Jahre geschafft und sind jetzt weiser und älter“, so die Band. „Es fühlt sich an, als hätten wir unser bestes Werk geschaffen und sind enger verbunden als je zuvor.“ Dem gibt es wirklich nichts hinzuzufügen