Indien hat einen neuen Rap-Superstar: Hanumankind. Aufgewachsen in Texas, geprägt von Kendrick Lamar – und spätestens mit seinem viralen Hit Big Dawgs einer der ganz großen Anwärter auf den internationalen Durchbruch. Aber wer steckt eigentlich hinter diesem Pseudonym?
Bangalore ist das Nightlife-Epizentrum Indiens. Der Tech-Hotspot im Süden des Landes ist die Heimat von rund 15 Millionen Menschen und eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Einer ihrer Bewohner hat derzeit das Zeug zum internationalen Superstar: Sooraj Cherukat, genannt Hanumankind. Gerade rollt der Rapper die indische Musikszene von hinten auf und ist in seiner Heimat längst ein Superstar. Doch wie es aussieht, ist das erst der Anfang. Und er auf dem bestem Wege, eine neue Benchmark in Sachen indischer Hip-Hop zu werden.
Aufgewachsen mit Texas Rap
Dazu muss man zwei Dinge wissen. Hanumankind hat einen Großteil seiner Kindheit und Teenagerjahre in Houston, Texas verbracht, wo er Southern Hip-Hop ausgesetzt war und in seinen formativen Jahren unter anderem Kendrick Lamar , J. Cole oder Three 6 Mafia zu seinen Heiligen erklärt. Und Desi Hip-Hop ist nicht nur in Indien eine riesige Nummer. Nach einer Musikkarriere sieht es zunächst dennoch nicht aus: Nach seiner Rückkehr nach Indien schlägt Cherukat einen sehr konservativen Weg ein, macht ein Praktikum beim Finanzriesen Goldman Sachs, wendet sich Richtung Wirtschaftsanalyst. Big money statt big beats.
Das machen die Eltern vor: Fleiß und harte Arbeit, die den wirtschaftlichen Aufstieg ermöglichen. Und lange sieht es auch so aus, als wäre das der Weg für Cherukat. Dann schlägt aber eben doch die Musik durch, die ihn als Teenager geprägt hat. Wenn wir mal ins Hier und Jetzt vorspulen, hat das zu einer Karriere geführt, die mit dem Hit Big Dawgs demnächst die 100-Millionen-Marke sprengt und ihm einen Deal mit Def Jam India und Universal eingebracht hat. Hier steht ein Künstler kurz vor dem internationalen Durchbruch. Und wir können alle dabei zusehen.
Absolut irres Musikvideo
„Wir wussten, dass der Song gut ankommen würde, aber wir wussten nicht, dass er so gut ankommen würde. Das war auf jeden Fall eine Überraschung“, so Hanumankind über die überwältigende Resonanz der letzten Wochen. Dann spricht er den absolut irren, hyperaktiven, grellen Videoclip an, der seiner Karriere zusätzlichen Schub gegeben haben dürfte. „Ich wusste jedoch, dass das Video eine Wirkung haben würde, weil wir buchstäblich unser Leben aufs Spiel gesetzt haben.“ Der Clip gehört schon jetzt zu einem der aufsehenerregendsten Musikvideos der letzten Jahre: Gedreht in einem sogenannten Well Of Death, einem Todesbrunnen, in dem Autos und Motorräder vertikal an der Wand eines Holzzylinders entlangdonnern. Das ist, gelinde gesagt, extrem riskant, sorgt aber für spektakuläre Bilder. „Wenn du etwas willst, dann geh das Risiko ein, sonst wird es nicht passieren“, so sein trockenes Statement dazu.
Kulturen fließen zusammen
Big Dawgs zeigt exemplarisch: In seiner Musik fließen die Hip-Hop-Kulturen Amerikas und Indiens wie von selbst zusammen. Das erklärt die euphorischen Reaktionen auf seine Songs, aber auch den besonderen Flow seiner Musik.„Ich bin in Houston aufgewachsen, daher gibt es die eine oder andere Ode an Pimp C, Ruhe in Frieden“, bezieht er sich auf die Underground-Legende aus Texas. Gleichzeitig ist er mit indischer Musik aufgewachsen, was man vor allem an Feature-Tracks wie Ayyayyo erkennt.
Eines muss bei allem Hype und Buzz rund um seine Figur aber klar sein: Dieser Erfolg kam nicht über Nacht. Und ist das Ergebnis harter Arbeit. „Ich habe Musik schon immer geliebt“, erklärt Hanumankind. „Sie war während meiner gesamten Kindheit eine Quelle der Inspiration und kam speziell vom Freestylen in der Highschool. Ich habe es mit meinen Freunden zum Spaß gemacht und nicht wirklich ernst genommen. Es war ein kreatives Ventil und eine Möglichkeit für mich, mich auszudrücken.“ Ist es immer noch. Aber jetzt schaut ihm die Welt dabei zu.
Aktuell untermalt Big Dawgs sogar eine internationale Kampagne des Fußballvereins Arsenal London. Für Hanumankind ein weiterer Schritt in Richtung weltweiter Durchbruch. Und für den indischen Rap die vielleicht größte Chance bislang, den Subkontinent zu verlassen.