Strahlender Sonnenschein, schneeweißer Sand zwischen den Zehen und den Blick auf das türkisblaue Meer gerichtet: Als US-Musikproduzent Evan Rogers 2003 mit seiner Frau deren Heimat Barbados besucht, erwartet er von dem Trip nicht mehr als einen entspannten Urlaub. Stattdessen bekommt er die zukünftige Pop-Göttin Rihanna vor die Nase gesetzt. Ein Rückblick.
Am 20. Februar 1988 kommt Robyn Rihanna Fenty auf Barbados zur Welt und wird in ein Leben hineingeboren, das von Glamour und Popstarträumen zunächst weit entfernt ist: Tagsüber hilft sie ihrem Vater, Kleidung an einem Straßenstand zu verkaufen. Zuhause hilft sie ihrer Mutter, nicht von ebendiesem verprügelt zu werden.
Gemeinsam mit ihren beiden jüngeren Brüdern und drei Halbgeschwistern wächst sie in Bridgetown auf, der Hauptstadt von Barbados. Ihren drogensüchtigen Vater erträgt sie viele Jahre, bis sich die Eltern 2004 scheiden lassen. Ein Befreiungsschlag für Rihanna – und die große Karriere steht ebenfalls kurz bevor.
Im Wohnzimmer zum Plattenvertrag
Als Musikproduzent Evan Rogers im Jahr 2003 mal wieder einen Urlaub auf Barbados plant, ist er im Musikgeschäft bereits eine feste Größe. Zusammen mit seinem Kollegen Carl Sturken hat er nicht nur Songs für *NSYNC und Christina Aguilera geschrieben, sondern auch zum Erfolg der Debütalben von Jessica Simpson, Anastacia und Emma Bunton beigetragen. In der Heimat seiner Frau ist er dementsprechend bekannt wie ein bunter Hund – ständig soll er sich irgendwelche vermeintlichen Gesangstalente anhören und ihnen zu einer großen Karriere verhelfen.
Dieses Mal ist es eine ganze Girlgroup, die ihr Talent unter Beweis stellen möchte. Die 15-jährige Tochter einer damaligen Schulfreundin seiner Frau habe eine Band, die unbedingt mal vorbeikommen müsse. Gesagt, getan. Als die Mädchen bei Rogers eintreffen, fehlt jedoch ein Mitglied. Rihanna erscheint als Letzte – doch das macht sie mit ihrem Charme sofort wieder wett.
Eine magische Ausstrahlung
Der Produzent ist fasziniert von Rihannas Präsenz. Anfangs glaubt er noch, sie sei vor allem dank ihrer Ausstrahlung Teil der Gruppe, weniger aufgrund ihres herausragenden Talents. Doch als sie dann selbstbewusst den schwierigen Song Dangerously In Love von Beyoncé zum Besten gibt und dabei erstaunlich viele Töne trifft, ist Evan Rogers überzeugt: „Du bist etwas Besonderes. Ich lebe in Connecticut und unser Studio ist in Westchester, New York. In den Schulferien könnten wir dich einfliegen und einfach mal experimentieren“, schlägt er vor.
Zu dem Zeitpunkt dominieren Songs wie Baby Boy von Sean Paul und Beyoncé die Charts und Dancehall-Acts wie Beenie Man und Elephant Man sind in aller Munde. Auch Produzent Vada Nobles, der zuvor an Lauryn Hills The Miseducation Of Lauryn Hill mitgewirkt hatte, erkennt die Kraft der karibischen Sounds. Und so schreibt er den Jennah Riddim, einen Beat, aus dem später mithilfe von Songwriterin Alisha „M'Jestie" Brooks Rihannas Debütsingle Pon De Replay entsteht.
Turn The Music UP!
Als Rihanna den Titel das erste Mal hört, ist sie nur mäßig begeistert: „Das klingt ja wie ein Kinderreim!“, soll sie zu Evan Rogers gesagt haben. Dennoch vertraut sie ihm und erklärt sich bereit, den Song einzusingen – und macht ihn sich von der ersten Sekunde an zu eigen. Trotzdem will zunächst keine Plattenfirma anbeißen und die 17-jährige Rihanna ist kurz davor, den Heimweg anzutreten, als plötzlich Def Jam anklopft. Hier regiert seit Kurzem niemand geringeres als Rapper Jay-Z, der von der jungen Künstlerin völlig hin und weg ist.
Rihannas Alben im Circle Store:
Nägel mit Köpfen
Er ist von der Newcomerin derart überzeugt, dass er noch an Ort und Stelle einen Vertrag aufsetzen lässt – ein Prozess, der normalerweise mehrere Anwält:innen involviert und einige Wochen dauert. Doch dieses Mal geht es schnell: Noch in derselben Nacht unterzeichnet Rihanna ihren ersten Plattendeal. „Ich war SO nervös. Aber die Atmosphäre war von der ersten Minute an warm und einladend“, erinnert sich die Sängerin.
Vom Kinderreim zur Clubhymne
Am 24. Mai 2005 erscheint Pon De Replay als Rihannas erste Single. Der Song schafft es in mehreren Ländern in die Top Ten der Charts, darunter Platz 2 in den USA und Großbritannien, in Deutschland erreicht er immerhin Platz 6. Das dazugehörige Album Music Of The Sun erscheint im August desselben Jahres und bleibt hinter den Erwartungen zurück. Obwohl Pon De Replay in Clubs und Radiostationen rauf und runter gespielt wurde, ist es die Single SOS vom zweiten Album A Girl Like Me, die Rihanna ihre erste Nummer eins beschert. Dennoch: Pon De Replay bleibt der Song, mit dem eine der größten Pop-Karrieren der 2000er begann.
