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Zeitsprung: Am 6.10.2009 veröffentlichen Steel Panther ihr Debüt-Album „Feel The Steel“.

Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 6.10.2009.


von Frank Thießies und Christof Leim

Mit dem wahnwitzigen Debüt Feel The Steel lassen vier patente US-Musiker 2009 den hedonistischen Hard Rock der Achtziger wiederauferstehen und treiben ihn in all seiner Absurdität auf die Spitze. Dabei ist die reale Geschichte hinter der Comedy-Cock-Rock-Band Steel Panther nicht minder spannend.


Hier könnt ihr euch Feel The Steel anhören: 



Was wäre die Rockmusik ohne ihrer fiktionalen (Film-)Bands? Von Eric Idles humoristischer Beatles-Kopie The Rutles Ende der Siebziger bis hin zur wohl populärsten Parodieband Spinal Tap gibt es immer wieder Gruppen, die es eigentlich nicht gibt (oder geben dürfte). Auch Steel Panther zählen irgendwie dazu.


Realität und Fiktion

Ursprünglich als Spaßprojekt zur Beschallung der einschlägigen Clubs des Sunset Strip gegründet, treten Sänger Ralph Saenz (alias Michael Starr), Gitarrist Russ Parrish (alias Satchel), Bassist Travis Haley (alias Lexxi Foxx) und Schlagzeuger Darren Leader (alias Stix Zadinia) seit Anfang des neuen Jahrtausends zunächst unter dem Bandnamen Metal Shop in Hollywood auf und covern die hart rockende Haarspray-Prominenz der Achtziger mit Songs von Bon Jovi bis Guns N‘ Roses. Erste Erfolge stellen sich ein, und so bringt die Band 2003 die EP Hole Patrol heraus, welche 2005 unter dem nun neuen Bandnamen Metal Skool wiederveröffentlicht wird und neben kleinen Sketch-Beiträgen bereits Urfassungen der Songs Fat Girl (Thar She Blows) und Stripper Girl enthält.


Der Stahl ist heiß

2008 erfolgt schließlich die erneute Umbenennung, diesmal in Steel Panther. Die Lehrjahre in der Clubszene haben sich ausgezahlt, das Quartett ergattert noch im selben Jahr einen Plattenvertrag für ihr „echtes“ Debüt: Feel The Steel.

Begleitet von einem eloquent erlogenen Video-Special, welches sich das Banner von VH1s berühmter Behind The Music-Dokureihe borgt, wird die Band darin von echten Rockstars wie Dee Snider (Twisted Sister), Dave Navarro (Jane’s Addiction) und Matt Sorum (Guns N’ Roses) als eine lange verschollene Kapelle aus den Achtzigern vorgestellt, die Dekaden später nun zum Comeback ansetzt. 




Dabei liegt der vielleicht größte Witz an Steel Panthers Einstand darin, dass der Vierer es musikalisch sowie spieltechnisch hochkarätig ernsthaft schafft, ein potentes Hard Rock-Abbild und die Essenz des alten Hair Metal auf Platte zu bannen. Feel The Steel steht als Album der vorzüglichen Vorabsingle Death To All But Metal in nichts nach.




Während das kommerzielle Hitverständnis von Achtzigergrößen wie Bon Jovi, Def Leppard oder Warrant kompositorisch kompetent kopiert wird, gibt es in Form von exklusiven Gastbeiträgen erneut Schützenhilfe aus der realen Rock- und Metal-Welt: Es singen Stars wie Corey Taylor (Slipknot, Stone Sour) bei Death To All But Metal, Justin Hawkins von The Darkness auf Party All Day (Fuck All Night) und M. Shadows von Avenged Sevenfold auf Turn Out The Lights mit. Die ausnahmslos sämtliche Rockstar-Klischees ohne einen Anflug von Schamesröte ins absolute Extrem transportierenden, schlüpfrigen Texte samt einschlägiger Songtitel wie Eatin' Ain't Cheatin' oder Fat Girl (Thar She Blows) polarisieren hingegen stark – nicht nur in den prüderen Teilen Amerikas.


Die Pointe kommt zum Schluss

Der Erfolg gibt Steel Panther jedoch Recht. Während manche Kritiker der Gruppe eine Halbwertzeit von höchstens einer Platte prophezeien, beweist die Band bis zum heutigen Tag, dass der Witz noch längst nicht auserzählt ist. Mit Heavy Metal Rules erscheint 2019 Steel Panthers fünftes Album, und der karnevalistisch angehauchte Charakter ihrer Konzerte kurbelt weiterhin den Absatz von Pudelfrisur-Perücken, Bandanas und Spandexhosen an.


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