Tom Pettys Tochter Adria hat dem bislang unveröffentlichten Song For Real ein wunderbares und rührendes Video beschert. Es ist vor allem eines: Ein stiller, melancholischer Tribut an ihren unvergessenen Vater.
von Björn Springorum
Als Tom Petty 2017 an einer versehentlichen Medikamentenüberdosis starb, hinterließ er die Welt in einer Schockstarre. Er war gerade erst von einer langen Tournee zurückgekehrt, die er wahrscheinlich gar nicht erst hätte antreten dürfen, und litt unter einer Hüftverletzung. Er hinterließ zwei Kinder, von denen seine Tochter Adria ebenfalls den Weg in das Musikbusiness gefunden hatte. Nach Videos für Beyoncé oder Coldplay hat sie sich jetzt ihrem bislang persönlichsten Projekt angenommen: Ein Videoclip zur unveröffentlichten Tom-Petty-Nummer For Real, geschrieben 2000 und nun erstmals veröffentlicht auf der Retrospektive The Best Of Everything. Die enthält insgesamt 38 Songs auf zwei CDs oder vier LPs und blickt auf eine der ganz großen Karriere in der Welt des Rock‘n‘Roll zurück.
Hört hier in The Best Of Everything rein:
Für das ganze Album klickt auf "Listen".Und irgendwie tut das auch For Real, ein vierminütiger Treueschwur auf künstlerische Integrität und Unabhängigkeit. Der Song ist ebenso reduziert wie emotional und entfaltet die typisch heilsame Kraft vieler Petty-Lieder; auf eine andere Stufe gehoben wird das sehr autobiografische Stück aber vor allem durch Adria Pettys Video, das die Karriere ihren Vaters chronologisch und sehr liebevoll nachzeichnet. Heimvideo-Ausschnitte, Petty mit seinen Heartbreakers im Studio auf der Bühne, Backstage-Aufnahmen, Szenen mit Fans vor einer Letterman-Aufzeichnung und Material von seiner Show im Londoner Hyde Park wenige Wochen vor seinem Tod – ein feinsinniger, zurückhaltender Blick auf die Legende Tom Petty. „Ich heulte mir jede Nacht die Augen aus, während ich das Video schnitt“, erinnert sich Adria Petty, „doch mein Vater brachte mir bei, meine Projekte immer zu vollenden. Es gab eine Menge Arbeit – und ich zog es einfach durch.“
In vielerlei Hinsicht gilt das auch für Pettys über 40-jährige Karriere, die unzählige Auszeichnungen, Ehrungen und mehr als 80 Millionen verkaufte Tonträger hervorgebracht hat. Die Veröffentlichung des bewegenden For Real zeigt aber noch etwas anderes: Es gibt tonnenweise unveröffentlichtes Material, das in den Archiven und Nachlässen schlummert. Und laut Adria Petty habe man gerade erst angefangen, diese Schatzkammern zu durchkämmen. „Ich glaube, wir haben uns bislang nicht mal durch ein Prozent gehört“, sagt sie. Und macht Hoffnung, dass da noch einiges auf uns zukommen wird.