Featured Image
Foto: Screenshot von Youtube

Die 15 besten Clips aus den Achtzigern: Diese frühen Videomeilensteine haben das Jahrzehnt geprägt

In den Achtzigerjahren begann der Siegeszug des Musikvideos – weil die bahnbrechenden Clips immer neue Mode- und Trendwellen lostreten und aufregende Impulse in den Mainstream bringen sollten. Aus einem visuellen Nebenprodukt entstand so eine vollkommen neue Kunstform.

von Laura Stavropoulos

In den 1980ern begann eine neue Ära

Während davor einzig und allein die Radiosender darüber entschieden hatten, ob ein*e Künstler*in für immer unbekannt bleiben oder aber riesengroß werden sollte, begann in den frühen Achtzigern die Ära des Musikfernsehens – und damit auch der Siegeszug des Musikvideos als eigenständige Kunstform. Mit MTV und VH1 hatte die nächste Generation ihre visuelle Jukebox gefunden, und die dort ausgestrahlten Videos waren schon bald sehr viel mehr als ein bloßes Nebenprodukt: Sie avancierten zu einem integralen Bestandteil des Images eines Künstlers bzw. einer Künstlerin.

Da das alles in jenen Tagen so wahnsinnig neu war, gab es zunächst noch überhaupt keine Regeln, keine Konventionen: Es war wie im Wilden Westen, musikalisch und visuell war alles erlaubt, kein Experiment war zu verrückt. Sicher waren die technischen Mittel noch ziemlich begrenzt, aber dem begegneten die Regisseur*innen mit umso mehr Kreativität und Experimentierfreude. Starten wir also unsere Zeitreise in eine Ära, in der alle irgendwie etwas braungebrannter als heute waren – und alle etwas reicher, ärmer, verrückter und überdrehter. Unsere Top-15 der größten Musikvideos aus den Achtzigern.

15. Dire Straits: Money For Nothing (1985)

Obwohl sie selbst bekanntermaßen nichts mit Musikvideos anfangen konnten, hievten Dire Straits die junge Kunstform schon sehr früh aufs nächste Level – indem sie Meta-Musikvideos ablieferten. Im Clip zu Money For Nothing sind zwei computeranimierte Männer aus der Arbeiterklasse zu sehen (jene Art von Typen, die auch den Songtext inspiriert haben), die den Rock & Roll-Lifestyle der Band allenfalls mit Verachtung quittieren. Die Band flankierte ihre Single mit einem Hybrid aus Live-Action und Animation, wobei sie, wie auch a-ha (Take On Me) und Michael Jackson (Billie Jean), auf den Regisseur Steve Barron vertrauten. Kein Wunder also, dass auch dieser Clip wie eine Bombe einschlagen und Dire Straits weltbekannt machen sollte.

14. Run-DMC & Aerosmith: Walk This Way (1986)

Im Video zu dieser bahnbrechenden Zusammenarbeit von Aerosmith und Run-DMC wird sehr schön sichtbar, was auf der musikalischen Ebene vor sich ging: Die Mauer zwischen Hip-Hop und Rock war damit durchbrochen – und so durfte Steven Tyler tatsächlich eine Studiomauer einreißen. Ein absolutes Novum, saß Rick Rubin bei diesem Rap-Rock-Schulterschluss hinter den Reglern, womit Aerosmith schlagartig wieder in aller Munde waren – und es auch das Hip-Hop-Phänomen endgültig bis in die nobleren Vorstadtviertel geschafft hatte. Bevor in den Neunzigern etliche solcher Songs entstehen sollten, zogen wenig später Public Enemy nach, die zusammen mit Anthrax den Song Bring The Noise aufnahmen.

13. N.W.A: Straight Outta Compton (1988)

Während ein Großteil der Achtziger-Videos den Zuschauer*innen phosphoreszierende Fantasiewelten präsentierte, sah die Welt im Hip-Hop schon damals ganz anders aus, vor allem dank N.W.A und deren Trademark-Hit Straight Outta Compton. Die Pioniere des Gangsta-Rap wollten, wie der Titel schon sagt, damit die Fahne für ihren Heimatort hissen, weshalb sie der ganzen Welt exklusive Einblicke ins Treiben von Compton gewährten und ganz ungeschönt zeigten, was an den Straßenecken im Großraum L.A. so alles abging.

12. Cyndi Lauper: Girls Just Wanna Have Fun (1983)

Ein unmissverständliches Plädoyer für mehr Spaß und mehr Lebensfreude, erfand Cyndi Lauper hiermit gewissermaßen die Girl-Gang und avancierte selbst zu einem der ersten Stars der MTV-Ära. Im Video zu Girls Just Wanna Have Fun rebelliert sie gegen ihre Eltern (gespielt übrigens von ihrer Mutter und dem Profi-Wrestler Captain Lou Albano), wobei der Clip mindestens so ausgelassen ist wie der Song: So wie Cyndi es vormacht, will man sofort aufspringen und einfach durch die Straßen der Lower East Side tanzen.

11. Duran Duran: Hungry Like The Wolf (1983)

Auch wenn wir heute natürlich von einem Klassiker sprechen, gab es auch eine Zeit, in der noch nicht jede*r dieses „Do do do do do“ mitsingen konnte. Um endlich einen Fuß in den US-Markt zu bekommen, konnten Duran Duran ihr Label dazu bewegen, sie nach Sri Lanka zu fliegen, um dort ein wirklich extravagantes Video zu produzieren. Der Plan ging auf: Es war der Startschuss für ihre Weltkarriere – und wenig später Blaupause für viele andere Clips. Obwohl man hier sicher in die Tiefe gehen und problematische Themen (Stichwort: Exotisierung) ansprechen könnte, war der Clip schon deshalb ein Meilenstein, weil Duran Duran ausnahmsweise nicht auf eine Performance, sondern eher auf eine narrative Ästhetik wie im Film setzen. Unbedingt anschauen – schon allein wegen der Indiana-Jones-Cosplay-Szenen oder den legendären „Umblätter“-Effekten.

10. Genesis: Land Of Confusion (1986)

In der klassischen Bildsprache der Achtziger tauchen einige Merkmale immer wieder auf: parodistisch-überzogene Einlagen, erste Animationsversuche, Live-Performances – und auch Puppen? Dieses fünfminütige Werk von Genesis fühlt sich an wie ein Fiebertraum von Ronald Reagan, gespickt mit reichlich Gastauftritten. Während die politische Botschaft unmissverständlich war, wurden die Puppen, die aus der britischen TV-Show Spitting Image stammten, von den Kids am Bildschirm ehrlich gesagt als ganz schön bedrohlich wahrgenommen. So oder so war das Satire-Video ein Riesenhit bei MTV, und es gibt echt  unendlich viele Details zu entdecken.

9. Prince: Raspberry Beret (1985)

An psychedelischen Elementen und Puffärmeln mangelt es gewiss nicht in diesem animierten Mash-up-Clip von Prince: Im Wolkenanzug und frisch fri- bzw. rasiert, hustet der Sänger noch vor dem ersten Ton („Ich wollte nur ein wenig krank wirken, weil ich etwas machen wollte, das sonst keiner macht.“), woraufhin Prince And The Revolution für ein paar Tanzwütige spielen. Angeblich soll Prince als Regisseur zunächst ein komplettes Video gemacht haben, um parallel dazu aber auch den japanischen Animationskünstler Drew Takahashi zu beauftragen – weshalb dann diese surreal anmutende Mischform entstehen konnte. Wer genau hinschaut, wird sogar Pat Smear von Nirvana (kleiner Tipp: Dreadlocks) in einer Statistenrolle erkennen!

8. Madonna: Like A Prayer (1989)

„Life is a mystery“ – das Leben mag unerklärlich sein, der immense Erfolg von Madonnas kontrovers diskutierter Auseinandersetzung mit dem Thema Katholizismus ist es sicher nicht. Schließlich zieht sie hier alle Register: brennende Kreuze, Wundmale, selbst die Verführung von Heiligen darf nicht fehlen. Der Aufschrei kam denn auch von allen Seiten zugleich: Die Chefs bei Pepsi waren alles andere als erfreut (sie sponserten damals ihre Tournee), und auch der Papst hatte schon bessere Laune gehabt. Aber Madonna war schon in den Achtzigern eine Meisterin des bewegten Bildes: Indem sie das recht junge Medium Video perfekt einsetzte, um ihre neueste Inkarnation greifbar zu machen, nutzte sie MTV als Sprungbrett und setzte so zu einem Höhenflug an, der bis heute anhält.

7. Talking Heads: Once In A Lifetime (1980)

Ein Paradebeispiel postmoderner Ästhetik, zeigte dieses Video der Talking Heads vor allem eines: Innovation war auch für ein überschaubares Budget möglich. Indem sie die Choreografin Toni Basil (Mickey) als Co-Regisseurin ins Boot holten, begegnen wir einem bebrillten David Byrne, genauer gesagt seinem Bekehrer-Avatar, der auf afrikanische Stammesmitglieder einredet und sich dabei wie eine digitale Marionette bewegt. Auch deshalb steht der Name Talking Heads wie kaum ein anderer für die (manchmal etwas spinnerte) kreative Energie, die viele Videoklassiker aus den Achtzigern bis heute so sehenswert macht.

6. Grace Jones: Slave To The Rhythm (1985)

Wer ein komplexes, vielschichtiges Stück wie Slave To The Rhythm bebildern will, darf nicht an visuellen Ebenen und Referenzen sparen: So geschehen im schillernd-karnevalesken High-Art-Kabinett des Grafikers und Regisseurs Jean-Paul Goude, der die entsprechenden Effekte und Fashion-Inszenierungen im Programm hat. Jones und Goude waren davor jahrelang ein Paar gewesen; auch hatten sie davor schon etliche gemeinsame Projekte gestemmt – und die so gewachsene Chemie bildete hier das Fundament für ein extrem schlüssiges Bilderfeuerwerk.

5. Guns N’ Roses: Welcome To The Jungle  (1987)

Obwohl ihr ganzes Auftreten wie fürs Fernsehen gemacht war, standen Guns N’ Roses beim Sender MTV nicht immer hoch im Kurs. Als Appetite For Destruction veröffentlicht wurde, sah man so gut wie nichts von ihnen – bis dann dieses Video erstmals ausgestrahlt wurde: Mit Welcome To The Jungle wurden Guns N’ Roses schlagartig Superstars, und das mit Filmreferenzen gespickte Video selbst zählt seither zu den größten Sternstunden der Achtziger. Die drei Kernszenen: Axl, der gerade erst aus dem Bus ausgestiegen ist; Axl als Rockstar und schließlich Axl nach dem Nervenzusammenbruch, der mit einer Bilderflut-Technik (Nachrichtenbilder) gefoltert wird – A Clockwork Orange von Stanley Kubrick lässt grüßen.

4. a-ha: Take On Me (1985)

Das Video zu diesem Synthiepop-Superhit von a-ha besticht nicht nur mit eindrucksvollen Falsett-Einlagen, sondern auch mit einer Reihe von Spezialeffekten. Überhaupt bringt es das Jahrzehnt visuell ziemlich gut auf den Punkt: Die Rick-Astley-Frisur, die romantischen Kapriolen, dazu Pop-Art-Elemente wie aus dem Comic. Viel Liebe zum Detail steckt in diesen gut vier Minuten, die als einer der ersten Clips aus dem letzten Jahrhundert auch bei YouTube die 1-Milliarde-Marke knacken konnten: Mike Patterson, der Illustrator, soll allein gut 3.000 Skizzen abgeliefert haben. Der Trend zu Animationsvideos oder zumindest animierten Elementen sollte danach 10 Jahre lang nicht abreißen.

3. Janet Jackson: Rhythm Nation (1989)

Kurz vor Ende des Jahrzehnts sorgte Janet Jackson mit diesem Video dafür, dass plötzlich alle Mitglied ihrer Rhythm Nation sein wollten. Regisseur Dominic Sena, der schon zwei Jahre zuvor für den visuellen Part zu Let’s Wait Awhile beigesteuert hatte, erweckte hier eine dystopische Tanz-Vision zum Leben – mit einem Video, in dem Janet eine sexy Truppe von tanzenden Paramilitärs in eine extrem stylische Zukunft führt. Mehr Attitude, mehr Killer-Choreographie geht nicht. Für die folgenden Jahre lag die Choreografie-Latte jedenfalls wahnsinnig hoch.

2. Peter Gabriel: Sledgehammer (1986)

Wer in sehr jungen Jahren in den Genuss dieses Videos gekommen ist, wird sich gewiss daran erinnern, wie Peter Gabriel von einer animierten Spielzeugeisenbahn umrundet und dann von einem Obstgesicht ersetzt wird – während etwas reifere Semester noch das Intro vor Augen haben dürften, in dem alles andere als subtil gewisse Verkettungen gezeigt werden. Beides beweist vor allem, dass der Clip zu Sledgehammer bahnbrechend und absolut einzigartig war. In der MTV-Ära wurde denn auch kein anderes Video häufiger gezeigt als dieses.

1. Michael Jackson: Thriller (1983)

Ein anderes Video auf Platz 1 dieser Liste wäre undenkbar und Ketzerei: Michael Jacksons Thriller stammt zwar schon aus dem Jahr 1983, aber es zählt bis heute zu den größten Musikvideo-Meilensteinen, weil Jackson zusammen mit dem Regisseur von American Werewolf das ganze Format zu einer Art (Horror-)Kurzfilm ausweitete. Das einstige Engelchen aus dem Hause Motown hatte damit seine dunkle Seite zeigen wollen, und da er auch über das entsprechende Budget verfügte, konnte er sich auch so richtig schön austoben. So war sein Thriller-Video hinterher auch der erste Musikclip, der sogar ins nationale Filmregister der Library of Congress aufgenommen wurde.