Von „Thriller“ bis „We Are The World“: Die ikonischsten Produktionen von Quincy Jones
popkultur06.11.24
Zum Tod des unvergleichlichen Quincy Jones haben wir seine sieben legendärsten Produktionen gekürt. Allein die zeigen die gigantische Bandbreite des musikalischen Universalgenies auf.
Er war der Mann, der Michael Jackson erfand: Ohne Quincy Jones hätte Geschichte die Popmusik mehr als einmal eine andere Abzweigung genommen. Als Musiker, Produzent, Komponist, Arrangeur und Soundtrack-Maestro wirkte er von den Fünfzigern bis weit ins 21. Jahrhundert hinein. Der Lohn für seinen Einsatz: 28 Grammys und ein unübertroffenes Lebenswerk. Hier kommen sieben Produktionen, die sein gigantisches Vermächtnis unterstreichen. Und da ist die Titelmelodie von Der Prinz von Bel-Air noch nicht mal dabei. Ja, die ist auch von ihm.
Michael Jackson – Thriller (1982)
Quincy Jones konnte alles. Big-Band-Jazz und orchestrale Grandezza ebenso wie die unterkühlte Aura des frühen Achtziger-Pop. Eine Arbeit von ihm wird aber auf ewig alle überragen: Thriller, das meistverkaufte Album aller Zeiten. Auf diesem Pop-Referenzwerk ist es vor allem der ikonische Titeltrack, der das Genie von Quincy Jones beeindruckend ausstaffiert: Wie er ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte in einem üppigen, theatralischen und dennoch funkigen Arrangement aufleben lässt, ist unerreicht. Thriller ist Vaudeville für die maximalistischen Achtziger, ein Statement, wie es in der Popkultur nur sehr wenige gibt.
We Are The World (1985)
Was Do They Know It’s Christmas in Europa war, ist 1985 We Are The World in den USA. Quincy Jones erstellte ein Arrangement für Lionel Richies und Michael Jacksons Song und fungierte zugleich als ein Hirte für all die Megastars, die schließlich mitmachten, um Geld gegen die Hungersnot in Äthiopien zu sammeln. Ein Quincy Jones muss natürlich nur einmal in sein Adressbuch schauen, um die Hälfte aller Popstars zu erreichen, schon klar, aber natürlich ist er auch ein meisterlicher Orchestrator, der Richie, Jackson, Stevie Wonder, Tina Turner, Bruce Stringsteen und einen legendär gelangweilten Bob Dylan unter einen Hut zu bringen vermag.
George Benson – Give Me The Night (1980)
Man muss nur den Titel dieses Songs hören, um für den Rest des Tages einen üblen Ohrwurm verpasst zu bekommen. Der Hit von George Benson ist eine diabolische Funk-Maschine, die mit fast teuflischer Perfektion arbeitet und auf alle Hörer:innen, egal, woher sie kommen, dieselbe Wirkung ausübt: Man muss sich bewegen. Quincy Jones erweist sich hier abermals als großes Genie, in dem er einen straight durchgespielten 4/4-Takt mit extrem funky Instrumentierung konterkariert: Bass, Gitarre und Bensons elastischer Gesang federn sprunghaft, groovy und verspielt über das solide Fundament.
Quincy Jones im Circle Store:
Sarah Vaughan – It Could Happen To You (1964)
Wie ein Stück direkt aus der verzauberten Disney-Vergangenheit spricht Sarah Vaughans It Could Happen To You zu uns. Ein wenig Mary Poppins, ein wenig Peter Pan, dazu viel Jazz und ein schwereloses Arrangement – Jones’ Rolle ist hier die eines Produzenten, der die wachsweiche Stimme von Vaughan und das Arrangement des kanadischen Komponisten und Dirigenten Robert Farnon mit Samt umhüllt.
The Italian Job (1967)
Auch auf der Kinoleinwand kann Maestro Jones Akzente setzen. Und wie: Überwiegend begleitet seine Musik schwere cineastische Brocken, doch hin und wieder durfte es auch mal etwas Leichtigkeit sein. Sein schelmischer Bossa Nova Soul, den er sich für The Italian Job ausdenkt, ist ein herrliches Stück swingender Sixties, unbeschwert, duftend nach Zitronen und Martinis mit Meerblick. Cembalos dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Miles & Quincy – Live At Montreux (1991)
Obwohl Quincy Jones Zeit seines Lebens mit allen Größen des Jazz zusammenarbeitete (etwa mit Ella Fitzgerald und Dizzy Gillespie), dauerte es bis 1991, dass er sich erstmals mit Miles Davis zusammentat. Dann aber gleich so richtig: Beim Montreux Jazz Festival spielen die beiden ein entfesseltes Live-Set mit einigen älteren Stücken von Davis, unterstützt von gleich zwei Big Bands. Auch so eine Idee von Jones. Live At Montreux ist das Vermächtnis dieses ersten und einzigen gemeinsamen Werkes: Zwei Monate später war Davis tot. Wie die Legende sagt, riet ihm ein Hellseher, dieses Projekt mit Jones anzugehen, ehe es zu spät war.
Quincy Jones – The Dude (1981)
Was man nicht vergessen darf: Parallel zu seinen Kollaborationen oder Arbeiten als Produzent und Komponist schrieb Quincy Jones wie besessen Soloalben. Unzählige gibt es, einige ragen hervor. Besonders The Dude von 1981, das inmitten von Jones’ epochemachender Partnerschaft mit Michael Jackson veröffentlicht wurde. The Dude ist ein grandios arrangiertes, lässiges Epos zwischen Pop, Jazz und R&B, auf dem sich neben Jackson auch Stevie Wonder, Herbie Hancock und viele andere die Ehre geben. Smoother geht’s nicht.