Zeitsprung: Am 2.1.1979 beginnt der Mordprozess gegen Sex-Pistols-Bassist Sid Vicious.
popkultur02.01.24
Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 2.1.1979.
von Christof Leim
Sid lebt den Punk
Der Manager der Sex Pistols hat mal gesagt: „Wenn Johnny Rotten die Stimme des Punk ist, dann ist Sid Vicious die Attitüde.“ Das könnte durchaus stimmen. Sein Instrument spielen kann der Bassist während seiner kurzen Karriere nicht wirklich, obwohl sogar Lemmy Kilmister höchstselbst versucht hatte, ihm das beizubringen. Aber das stört Sid Vicious kein Stück. Überhaupt ist der Kerl krass drauf, bis hin zur Selbstzerstörung. Und leider bleibt es nicht dabei. Am 2. Januar 1979 beginnt in New York City der Prozess gegen Sid Vicious wegen Mordes an seiner Freundin Nancy Spungen…
Keine Erinnerungen
Diese Geschichte nimmt zweieinhalb Monate vorher ihren Lauf: Am Morgen des 12. Oktober 1978 liegt Sids Freundin Nancy tot im Bad ihres Zimmers im Hotel Chelsea in New York, verblutet an einer Stichwunde im Bauch. Die beiden hatten in der Nacht massiv Drogen genommen, aber der Musiker kann sich an nichts mehr erinnern. Das Messer allerdings, mit dem die 20-Jährige getötet wurde, hatte er kurz vorher selbst gekauft. Später gibt er an, dass sie gestritten hätten, einmal gesteht er sogar, dass er zwar auf Nancy eingestochen habe, sie aber nicht töten wollte. Er wird auf Kaution entlassen, die Kosten übernimmt unter anderem Mick Jagger, was erst Jahrzehnte später publik wird.
Sid im Gefängnis
Zehn Tage später versucht Vicious mehrfach, sich das Leben zu nehmen. So legt er es zum Beispiel darauf an, aus einem Krankenhausfenster springen, und ruft dabei: „Ich will zu meiner Nancy.“ Am 9. Dezember wird er erneut festgenommen, weil er Todd Smith, den Bruder von Patti Smith, in einem New Yorker Club angegriffen haben soll. Vicious landet im Gefängnis Rikers Island und muss einen harten Entzug durchziehen.
Verhängnisvolle letzte Party
Noch während dieser Haft beginnt am 2. Januar 1979 der Prozess: Sid Vicious, der eigentlich John Simon Ritchie heißt, streitet die Tötung von Nancy zunächst nicht ab, plädiert aber auf unschuldig wegen Geisteskrankheit. Ob diese Verteidigungsstrategie funktioniert, erlebt er jedoch nicht mehr: Am 2. Februar, exakt einen Monat nach Prozessauftakt, stirb Sid Vicious mit 21 Jahren an einer Überdosis Heroin.
Das Krasse daran: Einen Tag vorher war er mittlerweile clean aus Rikers Island entlassen worden. Um das zu feiern, trifft er sich mit Freunden zu einer kleinen Party, schmiedet beim Abendessen Pläne – und besorgt sich Heroin. Um Mitternacht erleidet er eine Überdosis, doch die Anwesenden können ihn wiederbeleben. Sid Vicious legt sich schlafen und wacht nicht mehr auf.
Bis in den Tod
Später findet Vicious’ Mutter angeblich eine Notiz in seiner Lederjacke, in der ihr Sohn von einem „Todespakt“ spricht und darum bittet, neben Nancy begraben zu werden. Mehr zu dieser tragischen Liebesgeschichte findet ihr hier. 1986 wird das Geschehen mit Gary Oldman in der Hauptrolle unter dem Titel Sid & Nancy verfilmt. Komplett aufgeklärt wird der Fall nie…
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