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"Outlandos d’Amour" von The Police: Drei Rebellen der Liebe erobern die Welt

Das Debüt von The Police hat alles, was ein Hit-Album braucht. Am 2. November vor vierzig Jahren ist es erschienen.

Suizid, Liebeskummer, Verzweiflung, Einsamkeit, garniert mit Selbstironie und Humor: Outlandos dAmour, der erste Police Record, vereint wirklich alles, was ein fantastisches Rockalbum braucht. Die Lyrics sind mal dramatisch, mal melancholisch, oft garniert mit einem Augenzwinkern. Dazu kommen die Dichte an Hits und catchy Refrains, musikalisch angesiedelt irgendwo zwischen Underground und Pop, zwischen Teenage Riot und Gefallenwollen.


Hört hier in das legendäre erste Album von The Police rein:
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Dass Outlandos dAmour bei Erscheinen am 2. November 1978 zunächst floppte hatte weniger mit fehlender Qualität, sondern vor allem damit zu tun, dass Gordon Sumner alias Sting, Andy Summers und Stewart Copeland schlicht niemand kannte.

Ende der 70er Jahre befand sich New Wave noch im Untergrund, war hochpolitisch und gegen jede Kommerzialisierung. Nur bekam dank dieser Verweigerungshaltung auch kaum jemand die Musik zu hören. Zunächst war dieses Schicksal auch The Police beschert.

Alles fing klein an. Mit 1500 geliehenen Pfund erkaufte man sich südenglischen Städtchen Leatherhead hier und da etwas Studiozeit, wann immer es frei war oder eine andere Band gerade abgesagt hatte. Sechs Monate arbeiteten die drei Blondschöpfe an Outlandos d’Amour, auf dem sich keine geringeren Songs als Roxanne, Can’t Stand Losing You und So Lonely befinden.



Nachdem die drei ihre Platten selbst in die Läden gekarrt hatten, passierte erst einmal gar nichts. Vollkommen ausgebrannt und enttäuscht gingen The Police schließlich auf US-Tour, Drummer Andy Summers, der zuvor bereits mit den Animals und Neil Sedaka gespielt hatte, könnte am Zustandekommen der Tour einigen Anteil gehabt haben.

In den USA war man den drei Blondschöpfen dann aber überraschend freundlich gesinnt, endlich gab es Kritiken – und noch dazu positive. Mit leichtem Rückenwind und zurück in Großbritannien entschieden sich The Police, Roxanne ein zweites Mal als Single zu veröffentlichen. Diesmal lief es rund: Der Song landete im Nu auf Platz 12 und riss das ganze Album mit sich in die Charts.

Mit Stings stets etwas gequält klingender Tenor-Stimme, lässigen Reggae-Offbeats, einer lyrisch verewigten Protagonistin aus dem Pariser Rotlichtbezirk und einem absolut goldenen Refrain konnte dieses Stück eigentlich nur zu einem der meistgespielten Hits in Radiosendern auf der ganzen Welt werden. In der Grammy Hall of Fame ist Roxanne jedenfalls bestens aufgehoben.



Teil des Geheimnisses von The Police ist das feine Songwriting von Sting. Die Melodien haben stets Opulenz und Dramatik und sind dennoch leichtfüßig. Dazu kommen fantastisch eingängige Lyrics, die in ihrer Thematik die großen Gefühle behandeln, die darum so groß sind, weil sie Teil der urmenschlichen Erfahrungen sind: Liebe, Schmerz, Einsamkeit, Glück. Jeder und jede kann sie nachfühlen.

Trauer und Verzweiflung sind geradezu überpräsent auf diesem ersten Album, etwa in Hole In My Life, Can't Stand Losing You und in Truth Hits Everybody. Manchmal, etwa in der Single Can’t Stand Losing You rutscht die Dramatik ins Komische ab, nie scheinen die in den Songs besungenen Situationen in Stein gemeißelt. Wieder andere Songs bewahren sich die DIY-Punk-Attitüde, klingen rau und unfertig, etwa der Opener Next To You oder das auch ohne Single-Auskopplung populäre Truth Hits Everyone.



Natürlich waren andere, deutlich politischere Bands der 70er und 80er Jahre nur bedingt begeistert vom neuen New Wave Star am Himmel. Viele schimpften über den Ausverkauf der Punk-Attitüde und selbst unter den drei Mitgliedern von Police soll es immer wieder Disput über die kommerzielle Stoßrichtung gegeben haben.

Möglicherweise hatten sogar die gut dokumentierten Streitereien der drei Musiker über den Verlauf ihrer Karriere hinweg ihren Anfang in diesen Tagen. Fakt ist, dass ihre Fusion aus Punk und karibischen Einflüssen auch im Vergleich zu anderen New Wave Ridern ziemlich einzigartig war, zumal für eine Band bestehend aus bleichgesichtigen Engländern.

Größen wie The Clash, The Stranglers, Talking Heads, und später Joy Division, Anne Clark oder The Cure fehlte es stets an Leichtigkeit, sie setzten auf düstere Dystopie ohne die helleren Töne. The Police hielten sich dagegen trotz besungener Verzweiflung stets mit dem Kopf über Wasser, getreu dem Motto: “Everything’s gonna be alright.“

Bis zu ihrer Trennung im Jahr 1986 veröffentlichten sie fünf Alben, vier davon schafften es unter die “500 besten Alben aller Zeiten“ des Rolling Stone. Für eine Welttour vereinte sich die Combo im Jahr 2007 noch einmal und wurden so kurzfristig zur bestbezahlten Band der Welt. Im Jahr 2003 wurden sie schließlich in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.



Outlandos d’Amour ist definitiv ein Album, das man von vorne bis hinten durchhören sollte. Es zeigt die geballte Kreativität, die eine Band aus dem zugigen England bereits in den späten 70ern auf Lager hatte. Well done.


Header-Bild: Richard E. Aaron/Redferns

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