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Foto: Jack Davison

Review: Auf „The Art Of Loving“ öffnet sich Olivia Dean der Welt

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Von der Schulbühne zum gefeierten Neo-Soul-Star: Mit The Art Of Loving zeigt Olivia Dean, wie vielseitig, verletzlich und zeitlos ihr Genre klingen kann. Inhaltlich beschäftigt sie sich mit allen Facetten der Liebe, von der Paarbeziehung bis hin zur Selbstliebe. Ein lupenreiner Bond-Song ist auch dabei!

Schon ihr zweiter Vorname verrät, wo die musikalische Reise hingeht: Lauryn. Olivia Lauryn Dean, geboren am 14. März 1999 in London, wuchs in einem englisch-jamaikanisch-guyanischen Haushalt auf – und mit Eltern, die Lauryn Hill so sehr verehren, dass sie ihrer Tochter den Namen der Fugees-Ikone schenkten. Auch darüber hinaus genießt Dean quasi eine musikalische Früherziehung, tanzt mit ihrem Vater in der Küche und singt bereits in der Grundschule vor ihren Mitschüler:innen, wenn auch mit reichlich Lampenfieber. Mit 15 schreibt sie sich an der BRIT School ein, die auch Amy Winehouse und Adele besuchten. Nur drei Jahre später erscheint Deans Debütsingle Reason To Stay. Es ist der Beginn einer schon jetzt beeindruckenden Karriere.

Olivia Dean im Circle Store:

The Art Of Loving: Olivia Dean öffnet sich der Welt

Nun, acht Jahre später, bringt Olivia Dean ihr zweites Album The Art Of Loving raus. Darauf ist nicht zu überhören, welch große Entwicklung sie seit ihrem Debüt durchlebt hat, denn während ihre ersten Veröffentlichungen über weite Strecken sehr melancholisch wirken, breitet die Londoner Sängerin nun musikalisch die Arme aus. Sie möchte umarmen, lieben, sich öffnen – und verletzlich zeigen. Daher wohl auch der Albumtitel, denn Liebe ist auch eine Kunst, ein Miteinander, das Fingerspitzengefühl und den richtigen Umgang miteinander erfordert. Doch auch darüber hinaus ergründet Dean das Thema Liebe, ob es nun um platonische Beziehungen geht oder die Liebe zu sich selbst. The Art Of Loving bezeichnet sie als ihr bisher intimstes Werk – und das hört man sofort. 

Schon Nice To Each Other, der Quasi-Opener nach dem Intro The Art Of Loving, zeigt Olivia Dean von einer neuen Seite. Zum ersten Mal dominiert gleich zu Beginn eine akustische Gitarre, die einen Song untermalt, der an einen Roadtrip in den Sonnenuntergang erinnert. Statt sich in sich zurückzuziehen, globalisiert Dean ihre Gedanken zum Thema Liebe, nimmt ihre Zuhörer:innen buchstäblich an die Hand und entführt sie in eine bessere Welt. Schön soulig wird es dann mit Close Up, einem Song, auf den Alicia Keys mehr als stolz wäre, und Let Alone The One You Love. Letzteren kann man nicht nur hören, sondern fühlen, so tief geht Dean mit dem Stück und ihrem Gesang unter die Haut. Wahnsinn!

Musikalische Vielfalt im Neo-Soul-Gewand

Spätestens mit Man I Need wird deutlich, dass sich Olivia Dean nicht nur im Soul- und R&B-Kosmos bewegt, sondern ganz sicher auch die späteren Alben von Fleetwood Mac mit Stevie Nicks und Christine McVie kennt. In Loud kommt erneut die Akustikgitarre zum Einsatz und wer sich noch an die Noisettes erinnert, wird wohl ab der ersten gesungenen Zeile an deren Song Sometimes denken müssen. Im weiteren Verlauf entpuppt sich die Nummer als astreiner Bond-Titeltrack und offenbart, dass Adele zu Deans Vorbildern zählt. A Couple Of Minutes hingegen beginnt wie ein Disney-Soundtrack und geht dann in eine wunderschön gesungene Soul-Ballade über. Den Abschluss markiert I’ve Seen It, für den eindeutig die Beatles Pate standen. 

The Art Of Loving ist kein Album für nebenbei und auch keins zum einmal Hören. Die Platte funktioniert auf allen Ebenen, aber nur, wenn man sich in Olivia Deans ausgebreitete Arme wirft, ihr vertraut und nach den rund 35 Minuten Spielzeit von einer Reise zurückkehrt, die man am liebsten gleich nochmal antreten möchte. Soul trifft auf anspruchsvollsten Pop, auf Zitate der Vergangenheit und den Sound der Gegenwart, denn Dean beweist wieder einmal, dass Soul zu den zeitlosesten Genres überhaupt gehört. The Art Of Loving klingt weder altbacken noch modern und genau das fasziniert daran. Und wie das mit der Liebe funktioniert, kann man ganz besonders in der heutigen Zeit gar nicht oft genug ergründen. 

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