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Tom Petty and the Heartbreakers - Das Debüt der großen Herzensbrecher!

Tom Petty and the Heartbreakers - Band oder Album? Album oder Band? Na, wenn schon so suggestiv gefragt wird, sollte man sich immer auf eine Fangfrage gefasst machen. Und da wir nur sehr ungern mit den Nerven unserer Leser spielen, halten wir mit der Auflösung auch nicht lange hinterm Berg. Ganz klar: Es ist beides!

Richtig gehört, Tom Petty and the Heartbreakers ist das fulminante Debüt Album von - genau -  Tom Petty and the Heartbreakers! Auch ganz praktisch, dann kommt man mit den Namen wenigstens nicht durcheinander. Und es wird noch besser! Mit seiner Veröffentlichung am 9. November 1976 feiert die Nummer inzwischen die vierte runde Null!


 

Und bevor jetzt das grummelige „Wie die Zeit vergeht“-Raunen durch die Reihen geht, hier mal eine uDiscover Weisheit vorweg: Die Zeit vergeht vielleicht. Die Musik - Gott sei Dank - bleibt. Und da eine gute Portion Nostalgia jetzt auch nicht schaden kann, ist es höchste Eisenbahn für die nächste Wiederentdeckung!


Tom_Petty_Live_in_Horsens von Ирина Лепнёва (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Mitte der 70er? Das war doch die Zeit mit den Punkern und New Wavern? Wir erinnern uns - da musste man sich als Künstler schon für eine Seite entscheiden, sonst konnte das mit der richtigen Fan-Ansprache gehörig schief gehen. Aber unser Blondschopf mit dem Schlafzimmerblick (mal ehrlich, dieses Cover…) wollte sich nicht so recht in eine Schublade stopfen lassen. Sich selbst treu und authentisch bleiben ist ja schließlich auch das A und O der Branche. Tom und seine Herzensbrecher liefen den breiten Trends also nicht hinterher und wurden belohnt mit - einem echt ganz schön mäßigen Erfolg.

Aber keine Angst, noch ist nicht aller Tage Abend! Die Jungs ließen sich von den ausbleibenden goldenen Platten in den heimischen Vereinigten Staaten nicht unterkriegen und gingen in Großbritannien auf Tour. Die sollen bekanntlich ja einen sehr feinen Geschmack haben, diese Briten.

Und tatsächlich! Eine britische Zeitung stolpert über die sympathischen Newcomer und drückt gleich den dicken „New Wave“-Stempel drauf. Na gut, dann eben so! Tom Petty, der nun endlich Land für seinen Plattenabsatz sieht, spielt das Spiel mit: In einem Fernsehinterview gibt Petty später zu, sie hätten New Wave machen müssen. Alles andere wäre ja „Old Wave“.



Um die gesamte Tragweite dieser auf den ersten Blick recht simplen Bipolarität rüberzubringen, müssen wir noch ein bisschen ausholen. Nicht nur war das eine komödiantisch gelungene Anspielung auf George Harrison’s damalige Bemerkung, die Beatles seien weder Rocker noch Mod, sondern „Mocker“, ebenfalls ist es eine Abgrenzung gegen das damalige musikalische Establishment á la Pink Floyd und Fleetwood Mac, die bei den jungen Plattenkäufern inzwischen eher für abstoßende Rockstar-Allüren standen, als für gute Musik.

Und siehe da, prompt klettert die Platte auf Nummer 24 der UK Charts! Und nach gut einem Jahr hochtrabender Kritiken, fällt auch in den Staaten der Groschen. Erst Chart-Platzierung Nummer 55, dann 1978 Gold und schließlich wird American Girl ein Radio-Hit, der auch heute gerne noch gespielt wird.


TomPettyDebutCover


In dem Sinne ist es aus derzeitiger Sicht vielleicht nicht mehr so einfach zu erkennen, aber die erste Platte des Quintetts aus Florida war damals eine wirklich frische Nummer! Genau das, was den Rock-Motor wieder zum Zünden gebracht hat. In den Songs geht es nie darum, den Vibe der alten 60er Rockstars nachzubauen als vielmehr darum, die ursprüngliche Begeisterung der Musik wieder neu aufzusetzen. In dem beachtlichen Mix aus Power Pop, Pub Rock und dreistem Punk schwingt immer eine gute Portion jugendlicher Leichtsinn mit. Von Songs wie Anything That’s Rock’n’Roll, der im Großen und Ganzen nur davon handelt, ausgelassen und in Rock verliebt zu sein, bis Nummern wie The Wild One, Forever, der vom kurzsichtigen Verliebt sein in das falsche Mädchen handelt, reißt einen die ganze Platte mal locker-flockig vom Hocker. Keine Spur von pompösen Arrangements, Glamour, Glitter oder Lametta. Endlich schaut ein Album mal wieder nach vorne und bringt den Spirit des Rock’n’Roll wieder auf den Punkt!


Schaut euch hier einen Live-Fernsehauftritt von 1977 mit dem Song Anything That’s Rock’n’Roll an:


 

Im Laufe der nächsten Jahrzehnte (oh ja, Jahrzehnte) sollte sich der Sound von Tom Petty and the Heartbreakers noch häufig ändern. Sich verfeinern, umwälzen, sich weiterentwickeln aber am Ende doch immer der Heartbreakers Sound bleiben, an dem man jeden guten Hollywood Streifen identifizieren kann. Dennoch: Angefangen hat alles mit diesem, noch etwas rough produziertem, selbstbetitelten Debüt und dem nicht zu brechenden Willen, sich selbst und der Musik treu zu bleiben.

Mit einem verschmitzten Grinsen vor Trockeneis-Nebel in Ramones-Style Lederjacke und Patronen-Scherpe haben Tom und seine Jungs den Rock wieder auf Kurs gebracht. Danke dafür, kaum auszumalen, was ohne unsere Herzensbrecher mit der Musik passiert wäre!


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