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Foto: Michael Ochs Archives/Getty Images

„Sound Of … Resistance“: Diese 5 politischen Soul-Artists solltest du kennen

Marvin Gaye hat den Soul politisch gemacht. Wo es zuvor eher um romantische Stelldicheins und gebrochene Herzen geht, vertont er 1971 mit What’s Going On den Schmerz eines Landes in den Fängen eines Kriegstraumas – nachzuhören in Folge fünf unseres Podcasts Sound Of … Resistance. Diese fünf Soul-Künstler*innen müssen in einem Atemzug mit ihm genannt werden.

von Björn Springorum

Soul und R&B sind in den Sechzigern eher selten politisch. Die Hitschmiede Motown flutet den Markt mit Formatpop nach dem immer selben Schema, Ausbrüche sind selten bis nicht existent, es soll getanzt und geschmust werden. Bis Marvin Gaye kommt. Der fängt seine Karriere auch konventionell an, kann aber irgendwann nicht mehr wegsehen. Rassismus, Polizeigewalt, soziale Ungerechtigkeit und die tiefen Wunden, die der Vietnamkrieg geschlagen hat, politisieren ihn gegen den Willen seiner Labelbosse – und ebnen den Weg für Heerscharen weiterer politischer Soul-Acts. Sein Meisterwerk What’s Going On ist Thema unserer neuen Podcast-Folge, hier soll es um fünf Soul-Artists gehen, die diese Musik ebenfalls mit politischen Inhalten aufgeladen haben.

1. Stevie Wonder

Stevie Wonders Weg wurde auch durch den Erfolg von Marvin Gaye geebnet. Nachdem der schon Mitte der Siebziger desillusioniert war und sich von politischen Themen abwandte, übernahm Wonder die Fackel und trug sie weiter. Wie Gaye eroberte auch er sich volle künstlerische Kontrolle von Motown zurück und trug dazu bei, dass das Album als kohäsive Kunstform weltweit Anerkennung fand. Music Of My Mind von 1972 ist ein Paradebeispiel für politischen Soul auf Albumlänge und ein frühes Beispiel für ein durchdachtes, visionäres Werk mit starkem Synthesizer-Einsatz.

2. Aretha Franklin

Die Queen Of Soul braucht keine Vorstellung. Dennoch ist es immer wieder beeindruckend, wie viel Aretha Franklin mit ihrer Musik und ihrem Einsatz für Frauenrechte, Bürgerrechte und soziale Gerechtigkeit erreicht hat. Beispiele für ihren politischen Kampf gibt es in vielen Songs und Zitaten; nie jedoch so flammend, so prägnant, so auf den Punkt wie in ihrer Fassung des Otis-Redding-Hits Respect. In gerade mal zwei Minuten macht sie den Redding-Song zu einer der größten Hymne der Equal-Rights-Bewegung. Sie kann aber auch Albumlänge: Young, Gifted And Black wird 1972 zum Inbegriff für Black Empowerment.

3. Curtis Mayfield

Schon mit seiner Band The Impressions wird Curtis Mayfield in den Sechzigern zu einer zentralen Figur der Bürgerrechtsbewegung in den USA. 1965 beschert er Martin Luther King Jr. und all den anderen Kämpfer*innen um die Rechte von Schwarzen Amerikaner*innen die Protesthymne People Get Ready, als Solokünstler kann er sich unter anderem mit dem Soundtrack zu Super Fly hervortun, auf dem er die täglichen Kämpfe der Minderheiten in den Ghettos der Großstädte thematisiert.

4. Gil Scott-Heron

Er gilt als wichtigster Wegbereiter des Hip-Hop und Grenzverschieber des Soul: Gil Scott-Heron verschmolz Jazz, Blues und Soul mit Spoken-Word-Rhythmik und Texten, die sich kritisch mit Rassismus, den Rechten von Afroamerikaner*innen und sozialer Ungleichheit auseinandersetzten. Seine Musik beeinflusste Akademiker*innen sowie zahlreiche Musiker*innen zwischen Rap und Rock. Als sein wichtigstes und einflussreichstes Werk gilt The Revolution Will Not Be Televised, ein Mantra, das auch durch Public Enemy weite Verbreitung fand.

5. Nina Simone

Nina Simone war zu gleichen Teilen Sängerin und Bürgerrechtsaktivistin. Zwischen 1958 und 1974 veröffentlicht sie über 40 Alben, ihr Stil ist zu gleichen Teilen geprägt von Soul, Jazz und der mathematischen Klassik eines Johann Sebastian Bach. Wie Malcolm X steht auch sie für eine gewaltbereite Revolution, singt bei den Friedensmärschen und nutzt ihren Einfluss dafür, den Schwarzen Amerikaner*innen mehr Rechte zu erkämpfen. Von ihr stammt das Original von To Be Young, Gifted And Black, das später auch Aretha Franklin aufnehmen wird.

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