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10 Songs, die schon mal zensiert wurden

Wann geht Musik zu weit? Darüber wird bis heute gerne gestritten. Eigentlich leben wir ja in aufgeklärten, entspannten und offenen Zeiten, jedenfalls im Vergleich zu den prüden 1960er-Jahren beispielsweise. Tatsächlich wurden Songs damals viel schneller zensiert, wenn sie auch nur den Anschein irgendeiner Schlüpfrigkeit erweckten. Doch auch heute noch gibt es einen Index und schwarze Listen für Musik, die bestimmte Regeln bricht. Hier sind zehn Beispiele aus der ganz verrückten Geschichte der Musikzensur.


Hört euch hier unsere Playlist mit 10 Songs, die zensiert wurden, an und lest weiter:


1. The Who – My Generation

Man kann sich gut vorstellen, dass die etwas älteren Mitmenschen im Jahr 1965 ordentlich geschockt waren, als The Who ihren Klassiker My Generation veröffentlichten. Der Song war schließlich musikgewordene Jugendrevolte, kompromisslos, hart und schnell. Die BBC weigerte sich zunächst auch, den Song zu spielen, allerdings aus anderen Gründen als man denkt: Die Radiomacher befürchteten, dass Roger Daltreys berühmter Stottergesang diejenigen Hörer kränken würde, die tatsächlich unter Stottern leiden. Das hatten The Who allerdings gar nicht im Sinn. Angeblich wollte man damit junge Mods auf Speed nachahmen. Laut einer anderen Quelle bezieht sich der Stottergesang aber auch auf den Stuttering Blues von John Lee Hooker.


2. Sex Pistols – God Save The Queen

Selbstverständlich wurde auch dieser Song von der BBC zunächst auf den Index gesetzt. Einen gröberen Angriff auf die so hochverehrte britische Monarchie hatte es bis dato nicht gegeben. Aber auch ohne jeglichen Radiosupport, was in der damaligen Zeit ja maßgeblich für den Erfolg von Platten war, wurde God Save The Queen ein Hit und schaffte es auf Platz 2 der offiziellen britischen Charts. Es gab immer Gerüchte, dass die Single sich eigentlich besser verkaufte als die damalige Nummer Eins, Rod Stewarts I Don’t Want To Talk About it. Und tatsächlich gab die BBC vor einigen Jahren zu, den Song absichtlich von der Spitzenposition fernzuhalten, um noch größeren Aufruhr zu verhindern.


3. Eminem – The Real Slim Shady

Hip-Hop und Zensur, das gehört zusammen seit es die berühmten „Parental Advisory: Explicit Content“-Sticker gibt. Eminem war schon immer Spezialist für explizite Lyrics, doch im Radio und auf MTV waren Schimpfwörter natürlich gar nicht gern gehört. Die Lösung: Zensierte Clean-Versions, aus denen alle F- und N-Wörter, jedes „Bitch“ und jede sexuelle Floskel getilgt wurden. Das Ergebnis waren dann oft Songs, aus denen der halbe Text herausgepiept wurde, wie bei The Real Slim Shady, in dem Eminem wie so oft herrlich austeilt.


4. The Rolling Stones – (I Can’t Get No) Satisfaction

Schlüpfrig und explizit können aber nicht nur die Rapper. Natürlich wurde auch dieser große Klassiker der Stones anfangs von vielen Radios boykottiert. Nur gut, dass wir heute weitgehend in etwas weniger prüden Zeiten leben.


5. Smashing Pumpkins – Disarm

Was wohl diese scheinbar harmlose Alternative-Ballade in dieser Liste verloren hat? Die Sittenwächter von der BBC verstrickten sich auch hier in Details: Aufgrund der Textzeilen „cut that little child“ wurde der Song aus dem Programm genommen, auch andere Textpassagen deuteten manche als Verweise auf Abtreibung. Billy Corgan stellt aber unmissverständlich klar, dass es in dem Song um seine schwierige Beziehung zu seinen Eltern während seiner Kindheit ging.


6. The Beatles – Lucy In The Sky With Diamonds

Auch hier wurde ein großer Song Opfer von Fehlinterpretationen – oder vielleicht doch nicht? Der Mythos hält sich bis heute, dass Lucy In The Sky With Diamonds eine Anspielung auf die Droge LSD ist. John Lennon leugnete es jedenfalls immer wieder. Und die Gerüchte erstrecken sich auch auf das Radio-Verbot: Angeblich sei der Song nie offiziell von der BBC gesperrt worden, mehr als ein Mal kann es aber auch nicht nachgewiesen werden, dass der Song damals gespielt wurde. Bei einer so enorm beliebten Band wie den Beatles wollte man wohl keinen öffentlichen Skandal auslösen mit einer derartigen Zensur.


7. Adele – Rolling In The Deep

Oh ja, selbst Adele wurde schon zum Opfer der Sittenwächter. Viele Radiostationen zensierten eine Textzeile ihres Hits Rolling In The Deep, sozusagen vorsorglich, weil man sich nicht sicher war, ob Adele hier „ship“ oder doch „shit“ singt. So harmlos die Sache auch scheint, Adele tauschte bei einem Auftritt im Fernsehen einst das fragliche Wort gegen „stuff“ aus, womit sie letztlich Klarheit schuf.


8. Shindy feat. Bushido – Stress ohne Grund

Zurück zum Rap: Auch hierzulande sind Rapper für ihr loses Mundwerk bekannt. Bushido und sein Kollege Shindy können schon einige Alben auf dem Index vorweisen, doch das hält sie nicht davon ab, in ihren Texten gnadenlos bis ziemlich beleidigend zu bleiben. Stress ohne Grund nimmt Politiker, Homosexuelle und Promis ins Visier, unvergessen ist die Line „Ich schieß auf Claudia Roth und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz“. Fanden nur nicht alle so witzig, Bushido wurde wegen Volksverhetzung, Beleidigung und Gewaltdarstellung angeklagt. Auch wenn er – Kunstfreiheit sei Dank – letztlich freigesprochen wurde, indiziert wurde die Platte natürlich trotzdem.


9. Frankie Goes To Hollywood – Relax

Für deutsche Hörer ist Bushido natürlich ein klarer Fall, aber was wäre bei Relax von Frankie Goes To Hollywood denn zensurwürdig? Für Briten sind die eindeutigen sexuellen und homoerotischen Anspielungen natürlich sofort auszumachen. Ein Radio-DJ soll 1984 den Song angeblich nach der Hälfte abgebrochen haben, sich fürchterlich über das Cover und den Text aufgeregt haben und sogar die Schallplatte zerbrochen haben. Irgendwann im Laufe des Jahres hob die BBC allerdings den Bann gegen den 80s-Klassiker auf.


10. Phil Collins – In The Air Tonight

In The Air Tonight ist ein gänzlich harmloser Song, worum es eigentlich geht, ist bis heute nicht klar, so vage ist der Text. Zu zwei Anlässen wurde der Song allerdings auf eine schwarze Liste der amerikanischen und auch britischen Radiosender gesetzt: während des ersten Golfkriegs und nach den Terrorattacken am 11. September 2001. Auf der langen Liste finden sich viele populäre Songs, die direkt und indirekt etwas mit Krieg und Gewalt zu tun haben oder mit den jeweiligen Ereignissen in Verbindung gebracht werden könnten – Highway To Hell von AC/DC, Learn To Fly von den Foo Fighters oder Rocket Man von Elton John. „I can feel it coming in the air tonight“ – diese Zeile als einen nächtlichen Bombenangriff zu deuten, erfordert allerdings schon sehr viel Phantasie.


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