Anekdoten, Jubiläen und wilde Geschichten: Was an diesem Tag in der Welt der Musik passiert ist, lest ihr täglich in unserem Zeitsprung. Heute: 18.10.1974.
von Timon Menge und Christof Leim
Dass Soulsänger Al Green eine ganz besondere Wirkung auf viele Frauen hatte, ist kein Geheimnis. Genau das wird ihm Mitte der Siebziger zum Verhängnis: Am 18. Oktober 1974 überschüttet Mary Woodson White ihn mit kochend heißer Maisgrütze, weil der Star sie nicht heiraten möchte, und nimmt sich anschließend das Leben.
Hier könnt ihr die größten Hits von Al Green hören:
Mitte der Siebziger befindet sich Soul-Legende Al Green auf dem Zenit seiner Karriere. Mit Let’s Stay Together (1972), I’m Still In Love With You (1972) und Call Me (1973) hat er mindestens drei Verkaufsschlager im Rücken, bei seinen Konzerten begeistert er die Massen.
Attentat mit Maisgrütze
Am 18. Oktober 1974 liegt die Veröffentlichung von Al Greens achtem Album Al Green Explores Your Mind noch nicht lange zurück. An jenem Tag wird er Opfer eines Angriffs. Die Täterin: seine Partnerin Mary Woodson White. Während der Sänger in seiner Wohnung in Memphis ein Bad nimmt, überschüttet sie ihn mit kochend heißer Maisgrütze, Green trägt schwere Verbrennungen an Rücken, Bauch und den Armen davon. Nach der Tat erschießt sich White, der Sänger muss sich mehreren Hauttransplantationen unterziehen und verbringt einige Monate mit der Rehabilitation.
In ihrer Handtasche findet die Polizei eine Notiz, auf der sie die Beweggründe für ihre Tat erklärt. Obwohl White bereits verheiratet ist und vier Kinder hat, stört sie sich daran, dass Green sie nicht ehelichen möchte. Green möchte von ihrem anderen Leben nichts gewusst haben. Kennengelernt hatte sich das Paar auf einem von Greens Konzerten in New Jersey.
Ein neues Leben als Prediger
Der Sänger bezeichnet die Tat als Weckruf. Nur zwei Jahre später lässt er sich zum Pastor ernennen. Statt weiterhin Soul- und R&B-Alben aufzunehmen, steigt er auf Gospel um, angefangen mit der Platte The Belle Album (1978). Auch einen Sturz von der Bühne im Jahr 1979 deutet er als Zeichen Gottes und widmet sich seinem Glauben noch intensiver. Diesen Pfad verfolgt er bis 1989 weiter und sammelt ganze acht Grammys für die beste „Soul Gospel Performance“.
Dass Green trotzdem alles andere als ein Heiliger ist, offenbart sich in seiner Beziehung mit Shirley Kyles. Im Juni 1977 heiratet das Paar, bereits ein Jahr später reicht sie die Scheidung ein. Sie wirft dem Sänger häusliche Gewalt vor, was er unter Eid auch zugibt. So hat er Kyles 1978 beispielsweise mit einem Stiefel misshandelt, weil sie keinen Sex mit ihm wollte. Noch schlimmer: Zur Zeit des Angriffs war sie schwanger. Erst im Februar 1983 findet der Scheidungsprozess ein Ende.