Vor 40 Jahren veröffentlichten Bob Marley & The Wailers Survival. Das Album hatte ein klares Thema: die Vereinigung und Befreiung Afrikas sowie die spirituelle wie politische Heimkehr auf den Kontinent.
von Markus Brandstetter
Hört euch hier Survival von Bob Marley & The Wailers an:
Als Bob Marley 1979 sein elftes Studioalbum Survival veröffentlichte, war das für den damals 34-Jährigen ein klarer thematischer Richtungswechsel von seinen vorherigen Longplayern. Vor allem sein letztes Album Kaya war deutlich sanfter, optimistischer und selbstgenügsamer. Mancherorts wurde die Kritik laut, Marley singe nur noch über Liebe und Marihuana und wäre zu soft, zu mellow geworden.
Es geht ums Überleben
1979 war, zumindest textlich, dann nichts mehr mit Mellowness. Es gehe ums pure Überleben, erklärte der Musiker in einem Interview über die Beweggründe der Platte. Eigentlich hatte er die Platte zunächst „Black Survival“ nennen wollen. Der Zustand seiner Heimat Jamaika war düster. Die versprochenen Reformen stellten sich als nicht finanzierbar heraus und die Wirtschaft des Landes fiel immer mehr ins Bodenlose – was Anfang 1979 in mehrtägigen Unruhen auf den Straßen Kingstons resultierte. Aber auf Survival ging es nicht nur um Jamaika, es ging um die Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft ganz Afrikas – das Überleben, den täglichen Kampf, die Ungerechtigkeiten und Nöte, die dem afrikanischen Volk widerfuhren.
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Die Idee von der Rückkehr nach Afrika
Im Jahr zuvor hatte Bob Marley das äthiopische Dorf Shashamane besucht – eine Siedlung von Rastafaris, die sich dort auf Einladung von Haile Selassie angesiedelt hatten. Die Rastafari-Religion, der Marley angehörte (wie auch speziell die Back-to-Africa-Bewegung von Marcus Garvey) sprach von der Wiederkehr aller Schwarzen in die afrikanische Heimat der Vorfahren, die als Sklaven verschleppt worden waren. Diese Rückkehr war somit vor allem eine spirituelle, in Interviews setzte Marley die Idee eines vereinten Afrikas sogar mit jener eines irdischen Paradieses gleich. Worum es auf Survival geht, macht schon das Frontcover klar: Es zeigt 48 afrikanische Flaggen und die von Papua-Neuguinea.
Klagelieder, Spirituals, Aufrufe zur Vereinigung
Survival beginnt mit einem Klagelied: „You see men sailing on their ego trips / Blast off on their spaceships / Million miles from reality /No care for you, no care for me“, heißt es in So Much Trouble In The World. Unmittelbar darauf folgt das historisch wohl wichtigste Lied dieser Platte: Zimbabwe richtete sich an das damals kurz noch besetzte Rhodesien, das später seine Unabhängigkeit als Zimbabwe erlebte. „Every man gotta right to decide his own destiny / And in this judgment there is no partiality/ So arm in arms, with arms / We’ll fight this little struggle / ’Cause that’s the only way / We can overcome our little trouble“, singt er darin.
Hier bewies Marley durchaus seherische Fähigkeiten: Am 18. April 1980 wurde die Republik Simbabwe ausgerufen. Marley wurde eingeladen, bei den Feierlichkeiten in Salisbury, dem heutigen Harare, aufzutreten – und folgte dieser Einladung. Sein Konzert sorgte für so viel Chaos, dass die Polizei mit Tränengas einschreiten und das Konzert unterbrochen werden musste. Marley gab daraufhin am nächsten Tag ein Gratiskonzert für die Bevölkerung Simbabwes.
Ein durch und durch politisches Album
Survival ist somit ein durch und durch politisches Album mit religiösem Unterbau und einem klaren Thema, das sich quer durch die Songs zieht. „Africa unite / ‘Cause we’re moving right out of Babylon / And we’re going to our fathers’ land“, singt Marley im Song Africa Unite. Und weiter: „How good and pleasant it would be / Before God and man / To see the unifications of all Africans“. Es gibt auch optimistischere Töne auf Survival, zum Beispiel das Stück One Drop: gleichermaßen ein Gotteslob wie auch eine Ode an den One-Drop-Rhythmus, der von Marleys Drummer Carlton Barrett populär gemacht wurde.
Survival sollte kein großer kommerzieller Erfolg für Marley werden, aber als eines seiner wichtigsten Alben in die Geschichte eingehen.