Bis in die Neunziger hinein war Popmusik aus Fernost in den USA, in England oder in Deutschland kaum bekannt. Das hat sich im 21. Jahrhundert geändert, nicht zuletzt durch die Entwicklung der sozialen Medien. Seit einigen Jahren sorgt vor allem eine Gruppe aus Südkorea für Furore: BTS. Wir haben uns mal angeschaut, wie die sieben Jungs so erfolgreich werden konnten.
von Timon Menge
Hier könnt ihr euch Map Of The Soul: 7 von BTS anhören:
Über den Begriff K-Pop sind die meisten von uns wohl schon einmal gestolpert. Doch was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Kürzel? Das lässt sich gar nicht so einfach erklären. Die einen beschreiben damit sämtliche Popmusik aus Südkorea. Die anderen verstehen unter der Bezeichnung ein eigenes Genre mit Merkmalen, die es in dieser Kombination sonst nirgendwo gibt. Und tatsächlich greift die geografische Angabe zu kurz. Vielmehr handelt es sich bei K-Pop um eine Mischung aus traditioneller koreanischer Musik und allen möglichen Stilrichtungen der Popmusik. Auch visuell verfolgt die Richtung einen ganz eigenen Ansatz, zum Beispiel durch modische, extravagante und farbenfrohe Outfits.
Popstars mit System
Was den künstlerischen Anspruch betrifft, läuft es im K-Pop oft eher unromantisch ab. So finden die Gruppen in der Regel nicht auf eigene Faust zusammen, sondern werden von Agenturen zusammengestellt, die systematisch junge Menschen scouten, sie unter Vertrag nehmen und sie anschließend durch eine aufwändige Ausbildung schicken. Dabei stehen nicht nur das Erlernen von musikalischen Grundlagen und Tanzschritten auf dem Plan, sondern zum Beispiel auch Fremdsprachenunterricht. Eine solche Ausbildung lassen sich die Agenturen mitunter einiges kosten. Laut Wall Street Journal schlägt ein vollständiges Training mit etwa drei Millionen US-Dollar zu Buche.
Eine solche Investition muss sich natürlich lohnen. Kein Wunder also, dass koreanische Agenturen seit vielen Jahren versuchen, K-Pop nicht nur in Südkorea und Japan, sondern auch international zu vermarkten. Zu Beginn hat das noch nicht so gut funktioniert, doch 1995 gründet der südkoreanische Plattenproduzent Lee Soo-man eine Firma, die das Blatt wendet. Mit der Boyband H.O.T. und der Sängerin BoA gelingen erste globale Erfolge. Der ganz große Durchbruch des K-Pop folgt allerdings erst im 21. Jahrhundert, vor allem durch die Entwicklung von Social Media. Der südkoreanische Rapper Psy stellt es mit seinem Mega-Hit Gangnam Style (2012) eindrucksvoll unter Beweis: Durch YouTube und Co. wird der Draht zu potentiellen Fans auf der ganzen Welt kürzer. Und das ebnet sieben Jungs aus Seoul den Weg: BTS.
Die Koreanische Welle schwappt Richtung Westen
Die erste Single No More Dream veröffentlicht das Septett im Juni 2013. Im Lauf der nächsten vier Jahre etabliert sich die Boygroup in Südkorea als feste Größe, bevor 2017 auch in Übersee der Durchbruch gelingt. Als Speerspitze der sogenannten Koreanischen Welle (oder: „Hallyu“) erobern die Jungs mit ihrer Single Mic Drop die Vereinigten Staaten. Als erste koreanische Gruppe landen sie mit ihrem Album Love Yourself: Tear auf Platz eins der US-Charts. Mit allen folgenden Platten gelingt das gleiche. Die Band, die zuletzt so viele Nummer-eins-Alben in zwei Jahren veröffentlicht hat, kennen wir alle: die Beatles.
BTS befinden sich auch weiterhin auf der Überholspur. Gerade erst hat die Band mit Dynamite zum ersten Mal die US-Single-Charts angeführt, dicht gefolgt von einem viel beachteten Auftritt bei den MTV Music Video Awards 2020. Dort konnten die sieben Musiker gleich vier Trophäen abräumen, und zwar „Best Group“, „Best Pop“, „Best K-Pop“ und „Best Choreography“. Was uns zukünftig aus Südkorea erwartet, können wir gerade nur mutmaßen, doch Gruppen wie BTS (beziehungsweise deren Managements) scheinen sich nicht für halbe Sachen zu interessieren. Wir werden also wohl immer häufiger über den Begriff K-Pop stolpern.