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Foto: Cyrus Andrews/Michael Ochs Archives/Getty Images

David Bowies Debüt: Der holprige Startschuss für eine jahrzehntelange Karriere

Für sein Debüt erntet David Bowie zwar viel Lob von der Presse, doch der große Durchbruch gelingt ihm mit der Platte noch nicht. Das liegt zum Beispiel daran, dass Bowies Label kaum Werbung für das Album macht — aber auch daran, dass nur eine Woche vorher das wohl größte Rock-Monumentalwerk aller Zeiten erscheint.

von Timon Menge

Hier könnt ihr euch David Bowie anhören:

Selbst die größte aller Rock-Karrieren muss irgendwo beginnen. Für David Bowie fällt der Startschuss am 1. Juni 1967 mit der Veröffentlichung seines Debüts David Bowie. So richtig zünden mag die Platte noch nicht, unter anderem wegen fehlender Werbung. 1969 legt Bowie sein zweites Album vor. Wieder lautet der Titel: David Bowie. (Die Geschichte dazu könnt ihr hier nachlesen.) Heute wollen wir uns der Nummer eins widmen, mit der alles losging. Dafür fangen wir am besten ganz vorne an.

Zur Welt kommt David Robert Jones am 8. Januar 1947 in London. Schon im Alter von sechs Jahren gilt er als sehr talentiert, aber auch als sehr streitlustig. Mit neun fällt er im Musik- und Bewegungsunterricht als besonders fantasievoll auf. So bezeichnet das Lehrerkollegium seine Moves als „lebhaft künstlerisch“ und weist darauf hin, dass seine Haltung „erstaunlich“ sei, wenn man berücksichtige, dass er noch ein Kind ist. Doch das ist nur der Anfang für so viel mehr.

„Wir haben getanzt wie besessene Elfen.“

Noch im selben Jahr bringt Bowies Vater John einige Schallplatten mit nach Hause, zum Beispiel von den Platters, Fats Domino und Elvis Presley. Eine Art Erleuchtung erfährt Bowie, als er zum ersten Mal über das Stück Tutti Frutti von Little Richard stolpert. Später soll Bowie in einem Interview sagen, dass er an jenem Tag „Gott gehört“ habe. Zu Elvis Presley tanzt er gemeinsam mit seiner Cousine Kristina, die in einem Interview mit dem britischen Musikmagazin NME verrät: „Wir haben getanzt wie besessene Elfen.“

All das begeistert Bowie so sehr, dass er den Weg als Musiker einschlägt. Seine ersten Gehversuche unternimmt er auf der Ukulele, später spielt er Klavier und jammt mit seinen Freunden in Skiffle-Bands. Bei den ersten Auftritten kopiert er seine Bühnenvorbilder wie Elvis Presley und Chuck Berry. Als „hypnotisierend“ und „wie von einem anderen Planeten“ werden seine Performances beschrieben. Stück für Stück arbeitet er sich durch die Musikwelt, von seinem ersten Management-Vertrag — bis zu seinem ersten Album.

Oboe statt E-Gitarre: David Bowies klassisch angehauchtes Debüt

Mit Bowies späterem Sound hat sein Debüt noch nicht viel zu tun. Das liegt zum einen an der Auswahl der Instrumente: Statt auf Gitarre, Bass und Schlagzeug setzt Bowie auf Blech- und Holzblasinstrumente. Zum anderen spielt er auf seinem Debüt noch keinen Rock, sondern eine wilde Mischung aus Pop, Klassik und Music-Hall-Unterhaltungsmusik. „Uns war damals nicht klar, wie lächerlich unsere Partituren ausgesehen haben müssen“, erzählt Bowie 1993 in einem Interview. Doch die Platte hat ihre Momente.

Nicht nur, dass Bowie für sein erstes Album alle 14 Songs im Alleingang schreibt und damit sein facettenreiches Songwriting-Verständnis unter Beweis stellt. Nein, auch qualitativ können sich Stücke wie Love You Till Tuesday, Come And Buy My Toys und When I Live My Dream durchaus sehen lassen. In der Presse gilt Bowie schnell als „hoffnungsvolles Talent“ und als „sehr erfrischend“. Zum großen Erfolg kommt es zunächst allerdings trotzdem nicht.

Der große Durchbruch bleibt aus

Dass Bowie mit seinem Debüt nicht sofort der große Knall gelingt, hat mehrere Gründe. Erstens bringen die Beatles nur eine Woche vorher ihr Jahrhundertalbum Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band raus. Gegen das, was viele als das beste und wichtigste Album aller Zeiten bezeichnen, kann man schonmal den Kürzeren ziehen. Zweitens und das ist sicher der wichtigere Punkt: Decca Records hat nach einigen erfolglosen Single-Veröffentlichungen nicht mehr viel Interesse an Bowie. Und nicht nur das.

Bowies Produzent Mike Vernon stellt später fest: „Decca hatte kein Verständnis dafür, was Rockmusik ist … überhaupt nicht.“ Man könnte diese Aussage nun auf Vernons verletzte Gefühle schieben. Doch berücksichtigt man, dass Decca nur fünf Jahre zuvor die Beatles vorspielen ließ und ablehnte, wird ein Schuh aus seiner Aussage. Für Bowie gestaltet das Debüt den Start zwar ein wenig holprig, doch seiner Karriere im Gesamten schadet die Platte nicht, wie wir heute wissen.

David Bowie von David Bowie: Der zweite Versuch

Nach seinem Debüt wechselt Bowie die Plattenfirma, stellt sich musikalisch neu auf, lernt seine Muse Lindsay Kemp kennen und schlägt zum ersten Mal den Weg ein, den er im Anschluss jahrzehntelang verfolgen soll: klassische Rock-Instrumente, psychedelische Sounds und kompromisslose Exzentrik. Auch sein zweites Album, das ebenfalls David Bowie heißt, verschafft dem Briten noch nicht den großen Aufschwung. Doch spätestens mit seiner vierten Platte Hunky Dory erreicht Bowie den Rockolymp.

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